schicklich scheinende für das Schicklichste gel¬ ten könne! -- Als ich durch die finstre Nacht der Residenz zueilte, war es mir, als liefe jemand neben mir her, und als flüstere eine Stimme: I ... Imm ... Immer bin ich bei Di ... Dir ... Brü ... Brüderlein ... Brü¬ derlein Medardus! -- Blickte ich um mich her, so merkte ich wohl, daß das Fantom des Doppeltgängers nur in meiner Fantasie spu¬ ke; aber nicht los konnte ich das entsetzliche Bild werden, ja es war mir endlich, als müsse ich mit ihm sprechen und ihm erzäh¬ len, daß ich wieder recht albern gewesen sey, und mich habe schrecken lassen, von dem tol¬ len Hermogen; die heilige Rosalia sollte denn nun bald mein -- ganz mein seyn, denn dafür wäre ich Mönch und habe die Weihe erhalten. Da lachte und stöhnte mein Dop¬ peltgänger, wie er sonst gethan, und stotterte: aber schn ... schnell ... schnell! -- "Gedulde dich nur, sprach ich wieder: gedulde dich nur, mein Junge! Alles wird gut werden.
ſchicklich ſcheinende fuͤr das Schicklichſte gel¬ ten koͤnne! — Als ich durch die finſtre Nacht der Reſidenz zueilte, war es mir, als liefe jemand neben mir her, und als fluͤſtere eine Stimme: I ... Imm ... Immer bin ich bei Di ... Dir ... Bruͤ ... Bruͤderlein ... Bruͤ¬ derlein Medardus! — Blickte ich um mich her, ſo merkte ich wohl, daß das Fantom des Doppeltgaͤngers nur in meiner Fantaſie ſpu¬ ke; aber nicht los konnte ich das entſetzliche Bild werden, ja es war mir endlich, als muͤſſe ich mit ihm ſprechen und ihm erzaͤh¬ len, daß ich wieder recht albern geweſen ſey, und mich habe ſchrecken laſſen, von dem tol¬ len Hermogen; die heilige Roſalia ſollte denn nun bald mein — ganz mein ſeyn, denn dafuͤr waͤre ich Moͤnch und habe die Weihe erhalten. Da lachte und ſtoͤhnte mein Dop¬ peltgaͤnger, wie er ſonſt gethan, und ſtotterte: aber ſchn ... ſchnell ... ſchnell! — „Gedulde dich nur, ſprach ich wieder: gedulde dich nur, mein Junge! Alles wird gut werden.
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ſchicklich ſcheinende fuͤr das Schicklichſte gel¬
ten koͤnne! — Als ich durch die finſtre Nacht
der Reſidenz zueilte, war es mir, als liefe
jemand neben mir her, und als fluͤſtere eine
Stimme: I ... Imm ... Immer bin ich bei
Di ... Dir ... Bruͤ ... Bruͤderlein ... Bruͤ¬
derlein Medardus! — Blickte ich um mich her,
ſo merkte ich wohl, daß das Fantom des
Doppeltgaͤngers nur in meiner Fantaſie ſpu¬
ke; aber nicht los konnte ich das entſetzliche
Bild werden, ja es war mir endlich, als
muͤſſe ich mit ihm ſprechen und ihm erzaͤh¬
len, daß ich wieder recht albern geweſen ſey,
und mich habe ſchrecken laſſen, von dem tol¬
len Hermogen; die heilige Roſalia ſollte
denn nun bald mein — ganz mein ſeyn, denn
dafuͤr waͤre ich Moͤnch und habe die Weihe
erhalten. Da lachte und ſtoͤhnte mein Dop¬
peltgaͤnger, wie er ſonſt gethan, und ſtotterte:
aber ſchn ... ſchnell ... ſchnell! — „Gedulde
dich nur, ſprach ich wieder: gedulde dich
nur, mein Junge! Alles wird gut werden.
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/102>, abgerufen am 04.12.2024.
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