Beichtväter sind regierende Herren -- Herr¬ scher über Leib und Seele, mithin allemal von gutem Adel. Sollten denn auch nicht Indigestion und ewige Verdammniß den Cour¬ fähigsten etwas weniges incommodiren kön¬ nen? Von Beichtvätern gilt das aber nur bei den katholischen. Die protestantischen Prediger, wenigstens auf dem Lande, sind nur Hausoffizianten, die, nachdem sie der gnädigen Herrschaft das Gewissen gerührt, am untersten Ende des Tisches sich in De¬ muth an Braten und Wein erlaben. Mag es schwer seyn, ein eingewurzeltes Vorurtheil abzulegen, aber es fehlt auch meistentheils an gutem Willen, da mancher Adlicher ah¬ nen mag, daß nur als solcher er eine Stel¬ lung im Leben behaupten könne, zu der ihm sonst nichts in der Welt ein Recht giebt. Der Ahnen- und Adelstolz ist in unserer, al¬ les immer mehr vergeistigenden Zeit, eine höchst seltsame, beinahe lächerliche Erschei¬ nung. -- Vom Ritterthum, von Krieg und
Beichtvaͤter ſind regierende Herren — Herr¬ ſcher uͤber Leib und Seele, mithin allemal von gutem Adel. Sollten denn auch nicht Indigeſtion und ewige Verdammniß den Cour¬ faͤhigſten etwas weniges incommodiren koͤn¬ nen? Von Beichtvaͤtern gilt das aber nur bei den katholiſchen. Die proteſtantiſchen Prediger, wenigſtens auf dem Lande, ſind nur Hausoffizianten, die, nachdem ſie der gnaͤdigen Herrſchaft das Gewiſſen geruͤhrt, am unterſten Ende des Tiſches ſich in De¬ muth an Braten und Wein erlaben. Mag es ſchwer ſeyn, ein eingewurzeltes Vorurtheil abzulegen, aber es fehlt auch meiſtentheils an gutem Willen, da mancher Adlicher ah¬ nen mag, daß nur als ſolcher er eine Stel¬ lung im Leben behaupten koͤnne, zu der ihm ſonſt nichts in der Welt ein Recht giebt. Der Ahnen- und Adelſtolz iſt in unſerer, al¬ les immer mehr vergeiſtigenden Zeit, eine hoͤchſt ſeltſame, beinahe laͤcherliche Erſchei¬ nung. — Vom Ritterthum, von Krieg und
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Beichtvaͤter ſind regierende Herren — Herr¬
ſcher uͤber Leib und Seele, mithin allemal
von gutem Adel. Sollten denn auch nicht
Indigeſtion und ewige Verdammniß den Cour¬
faͤhigſten etwas weniges incommodiren koͤn¬
nen? Von Beichtvaͤtern gilt das aber nur
bei den katholiſchen. Die proteſtantiſchen
Prediger, wenigſtens auf dem Lande, ſind
nur Hausoffizianten, die, nachdem ſie der
gnaͤdigen Herrſchaft das Gewiſſen geruͤhrt,
am unterſten Ende des Tiſches ſich in De¬
muth an Braten und Wein erlaben. Mag es
ſchwer ſeyn, ein eingewurzeltes Vorurtheil
abzulegen, aber es fehlt auch meiſtentheils
an gutem Willen, da mancher Adlicher ah¬
nen mag, daß nur als ſolcher er eine Stel¬
lung im Leben behaupten koͤnne, zu der ihm
ſonſt nichts in der Welt ein Recht giebt.
Der Ahnen- und Adelſtolz iſt in unſerer, al¬
les immer mehr vergeiſtigenden Zeit, eine
hoͤchſt ſeltſame, beinahe laͤcherliche Erſchei¬
nung. — Vom Ritterthum, von Krieg und
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/114>, abgerufen am 04.12.2024.
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