hemmte ich den Ausbruch meiner wahnsin¬ nigen Leidenschaft. Ueberdem waren aller Augen auf Aurelien gerichtet, und so gelang es mir, im Kreise gleichgültiger Menschen mich zu drehen und zu wenden, ohne daß ir¬ gend einer mich sonderlich bemerkt oder gar angeredet hätte, welches mir unerträglich ge¬ wesen seyn würde, da ich nur sie, sehen -- hören -- denken wollte. -- --
Man sage nicht, daß das einfache Haus¬ kleid das wahrhaft schöne Mädchen am be¬ sten ziere, der Putz der Weiber übt einen ge¬ heimnißvollen Zauber; dem wir nicht leicht widerstehen können. In ihrer tiefsten Natur mag es liegen, daß im Putz recht aus ihrem Innern heraus, sich alles schimmernder und schöner entfaltet, wie Blumen nur dann vol¬ lendet sich darstellen, wenn sie in üppiger Fülle in bunten glänzenden Farben aufge¬ brochen. -- Als Du die Geliebte zum ersten mal geschmückt sahst, fröstelte da nicht ein unerklärlich Gefühl Dir durch Nerv und
hemmte ich den Ausbruch meiner wahnſin¬ nigen Leidenſchaft. Ueberdem waren aller Augen auf Aurelien gerichtet, und ſo gelang es mir, im Kreiſe gleichguͤltiger Menſchen mich zu drehen und zu wenden, ohne daß ir¬ gend einer mich ſonderlich bemerkt oder gar angeredet haͤtte, welches mir unertraͤglich ge¬ weſen ſeyn wuͤrde, da ich nur ſie, ſehen — hoͤren — denken wollte. — —
Man ſage nicht, daß das einfache Haus¬ kleid das wahrhaft ſchoͤne Maͤdchen am be¬ ſten ziere, der Putz der Weiber uͤbt einen ge¬ heimnißvollen Zauber; dem wir nicht leicht widerſtehen koͤnnen. In ihrer tiefſten Natur mag es liegen, daß im Putz recht aus ihrem Innern heraus, ſich alles ſchimmernder und ſchoͤner entfaltet, wie Blumen nur dann vol¬ lendet ſich darſtellen, wenn ſie in uͤppiger Fuͤlle in bunten glaͤnzenden Farben aufge¬ brochen. — Als Du die Geliebte zum erſten mal geſchmuͤckt ſahſt, froͤſtelte da nicht ein unerklaͤrlich Gefuͤhl Dir durch Nerv und
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hemmte ich den Ausbruch meiner wahnſin¬
nigen Leidenſchaft. Ueberdem waren aller
Augen auf Aurelien gerichtet, und ſo gelang
es mir, im Kreiſe gleichguͤltiger Menſchen
mich zu drehen und zu wenden, ohne daß ir¬
gend einer mich ſonderlich bemerkt oder gar
angeredet haͤtte, welches mir unertraͤglich ge¬
weſen ſeyn wuͤrde, da ich nur ſie, ſehen —
hoͤren — denken wollte. — —
Man ſage nicht, daß das einfache Haus¬
kleid das wahrhaft ſchoͤne Maͤdchen am be¬
ſten ziere, der Putz der Weiber uͤbt einen ge¬
heimnißvollen Zauber; dem wir nicht leicht
widerſtehen koͤnnen. In ihrer tiefſten Natur
mag es liegen, daß im Putz recht aus ihrem
Innern heraus, ſich alles ſchimmernder und
ſchoͤner entfaltet, wie Blumen nur dann vol¬
lendet ſich darſtellen, wenn ſie in uͤppiger
Fuͤlle in bunten glaͤnzenden Farben aufge¬
brochen. — Als Du die Geliebte zum erſten
mal geſchmuͤckt ſahſt, froͤſtelte da nicht ein
unerklaͤrlich Gefuͤhl Dir durch Nerv und
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/14>, abgerufen am 21.11.2024.
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