Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

meinen Brief lasest, das mußte so seyn;
ach! ich selbst hätte Dir Alles erschließen
sollen, kein Geheimniß darf unter uns wal¬
ten. Und doch ist es mir, als kämpftest Du
mit manchem, was früher recht verderblich
eintrat in Dein Leben und was Du nicht ver¬
möchtest, über die Lippen zu bringen vor
unrechter Scheu! -- Sey aufrichtig, Leonard?
-- Ach wie wird ein freimüthiges Geständ¬
niß Deine Brust erleichtern, und heller unsere
Liebe strahlen?" -- Wohl fühlte ich bei die¬
sen Worten Aureliens recht marternd, wie
der Geist des Truges in mir wohne, und
wie ich nur noch vor wenigen Augenblicken
das fromme Kind recht frevelich getäuscht;
und dies Gefühl regte sich stärker und stär¬
ker auf in wunderbarer Weise, ich mußte Au¬
relien Alles -- alles entdecken und doch ih¬
re Liebe gewinnen "Aurelie -- Du meine
Heilige, -- die mich rettet von ..." In dem
Augenblick trat die Fürstin herein, ihr An¬
blick warf mich plötzlich zurück in die Hölle,

meinen Brief laſeſt, das mußte ſo ſeyn;
ach! ich ſelbſt haͤtte Dir Alles erſchließen
ſollen, kein Geheimniß darf unter uns wal¬
ten. Und doch iſt es mir, als kaͤmpfteſt Du
mit manchem, was fruͤher recht verderblich
eintrat in Dein Leben und was Du nicht ver¬
moͤchteſt, uͤber die Lippen zu bringen vor
unrechter Scheu! — Sey aufrichtig, Leonard?
— Ach wie wird ein freimuͤthiges Geſtaͤnd¬
niß Deine Bruſt erleichtern, und heller unſere
Liebe ſtrahlen?“ — Wohl fuͤhlte ich bei die¬
ſen Worten Aureliens recht marternd, wie
der Geiſt des Truges in mir wohne, und
wie ich nur noch vor wenigen Augenblicken
das fromme Kind recht frevelich getaͤuſcht;
und dies Gefuͤhl regte ſich ſtaͤrker und ſtaͤr¬
ker auf in wunderbarer Weiſe, ich mußte Au¬
relien Alles — alles entdecken und doch ih¬
re Liebe gewinnen „Aurelie — Du meine
Heilige, — die mich rettet von ...“ In dem
Augenblick trat die Fuͤrſtin herein, ihr An¬
blick warf mich ploͤtzlich zuruͤck in die Hoͤlle,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0149" n="141"/>
meinen Brief la&#x017F;e&#x017F;t, das mußte &#x017F;o &#x017F;eyn;<lb/>
ach! ich &#x017F;elb&#x017F;t ha&#x0364;tte Dir Alles er&#x017F;chließen<lb/>
&#x017F;ollen, kein Geheimniß darf unter uns wal¬<lb/>
ten. Und doch i&#x017F;t es mir, als ka&#x0364;mpfte&#x017F;t Du<lb/>
mit manchem, was fru&#x0364;her recht verderblich<lb/>
eintrat in Dein Leben und was Du nicht ver¬<lb/>
mo&#x0364;chte&#x017F;t, u&#x0364;ber die Lippen zu bringen vor<lb/>
unrechter Scheu! &#x2014; Sey aufrichtig, Leonard?<lb/>
&#x2014; Ach wie wird ein freimu&#x0364;thiges Ge&#x017F;ta&#x0364;nd¬<lb/>
niß Deine Bru&#x017F;t erleichtern, und heller un&#x017F;ere<lb/>
Liebe &#x017F;trahlen?&#x201C; &#x2014; Wohl fu&#x0364;hlte ich bei die¬<lb/>
&#x017F;en Worten Aureliens recht marternd, wie<lb/>
der Gei&#x017F;t des Truges in mir wohne, und<lb/>
wie ich nur noch vor wenigen Augenblicken<lb/>
das fromme Kind recht frevelich geta&#x0364;u&#x017F;cht;<lb/>
und dies Gefu&#x0364;hl regte &#x017F;ich &#x017F;ta&#x0364;rker und &#x017F;ta&#x0364;<lb/>
ker auf in wunderbarer Wei&#x017F;e, ich mußte Au¬<lb/>
relien Alles &#x2014; alles entdecken und doch ih¬<lb/>
re Liebe gewinnen &#x201E;Aurelie &#x2014; Du meine<lb/>
Heilige, &#x2014; die mich rettet von ...&#x201C; In dem<lb/>
Augenblick trat die Fu&#x0364;r&#x017F;tin herein, ihr An¬<lb/>
blick warf mich plo&#x0364;tzlich zuru&#x0364;ck in die Ho&#x0364;lle,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0149] meinen Brief laſeſt, das mußte ſo ſeyn; ach! ich ſelbſt haͤtte Dir Alles erſchließen ſollen, kein Geheimniß darf unter uns wal¬ ten. Und doch iſt es mir, als kaͤmpfteſt Du mit manchem, was fruͤher recht verderblich eintrat in Dein Leben und was Du nicht ver¬ moͤchteſt, uͤber die Lippen zu bringen vor unrechter Scheu! — Sey aufrichtig, Leonard? — Ach wie wird ein freimuͤthiges Geſtaͤnd¬ niß Deine Bruſt erleichtern, und heller unſere Liebe ſtrahlen?“ — Wohl fuͤhlte ich bei die¬ ſen Worten Aureliens recht marternd, wie der Geiſt des Truges in mir wohne, und wie ich nur noch vor wenigen Augenblicken das fromme Kind recht frevelich getaͤuſcht; und dies Gefuͤhl regte ſich ſtaͤrker und ſtaͤr¬ ker auf in wunderbarer Weiſe, ich mußte Au¬ relien Alles — alles entdecken und doch ih¬ re Liebe gewinnen „Aurelie — Du meine Heilige, — die mich rettet von ...“ In dem Augenblick trat die Fuͤrſtin herein, ihr An¬ blick warf mich ploͤtzlich zuruͤck in die Hoͤlle,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/149
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/149>, abgerufen am 18.05.2024.