barer Farbe. Eine eigne Begeisterung regte die trägsten auf, selbst den älteren Männern riß der Faden gewöhnlicher Hofconversation, wo es nur auf Wörter ankommt, denen von außen her einiger Sinn anfliegt, jählings ab und es war lustig, wie jeder mit sichtli¬ cher Quaal darnach rang, in Wort und Mie¬ ne recht sonntagsmäßig vor der Fremden zu erscheinen. Aurelie nahm diese Huldigungen mit niedergeschlagenen Augen in holder An¬ muth hoch erröthend auf; aber als nun der Fürst die älteren Männer um sich sammelte und mancher bildschöne Jüngling sich schüch¬ tern mit freundlichen Worten Aurelien nahte, wurde sie sichtlich heitrer und unbefangener. Vorzüglich gelang es einem Major von der Leibgarde, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, so daß sie bald in lebhaftem Gespräch begriffen schienen. Ich kannte den Major als entschiedenen Liebling der Weiber. Er wußte, mit geringem Aufwande harmlosschei¬ nender Mittel, Sinn und Geist aufzuregen und
barer Farbe. Eine eigne Begeiſterung regte die traͤgſten auf, ſelbſt den aͤlteren Maͤnnern riß der Faden gewoͤhnlicher Hofconverſation, wo es nur auf Woͤrter ankommt, denen von außen her einiger Sinn anfliegt, jaͤhlings ab und es war luſtig, wie jeder mit ſichtli¬ cher Quaal darnach rang, in Wort und Mie¬ ne recht ſonntagsmaͤßig vor der Fremden zu erſcheinen. Aurelie nahm dieſe Huldigungen mit niedergeſchlagenen Augen in holder An¬ muth hoch erroͤthend auf; aber als nun der Fuͤrſt die aͤlteren Maͤnner um ſich ſammelte und mancher bildſchoͤne Juͤngling ſich ſchuͤch¬ tern mit freundlichen Worten Aurelien nahte, wurde ſie ſichtlich heitrer und unbefangener. Vorzuͤglich gelang es einem Major von der Leibgarde, ihre Aufmerkſamkeit auf ſich zu ziehen, ſo daß ſie bald in lebhaftem Geſpraͤch begriffen ſchienen. Ich kannte den Major als entſchiedenen Liebling der Weiber. Er wußte, mit geringem Aufwande harmlosſchei¬ nender Mittel, Sinn und Geiſt aufzuregen und
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barer Farbe. Eine eigne Begeiſterung regte
die traͤgſten auf, ſelbſt den aͤlteren Maͤnnern
riß der Faden gewoͤhnlicher Hofconverſation,
wo es nur auf Woͤrter ankommt, denen von
außen her einiger Sinn anfliegt, jaͤhlings
ab und es war luſtig, wie jeder mit ſichtli¬
cher Quaal darnach rang, in Wort und Mie¬
ne recht ſonntagsmaͤßig vor der Fremden zu
erſcheinen. Aurelie nahm dieſe Huldigungen
mit niedergeſchlagenen Augen in holder An¬
muth hoch erroͤthend auf; aber als nun der
Fuͤrſt die aͤlteren Maͤnner um ſich ſammelte
und mancher bildſchoͤne Juͤngling ſich ſchuͤch¬
tern mit freundlichen Worten Aurelien nahte,
wurde ſie ſichtlich heitrer und unbefangener.
Vorzuͤglich gelang es einem Major von der
Leibgarde, ihre Aufmerkſamkeit auf ſich zu
ziehen, ſo daß ſie bald in lebhaftem Geſpraͤch
begriffen ſchienen. Ich kannte den Major
als entſchiedenen Liebling der Weiber. Er
wußte, mit geringem Aufwande harmlosſchei¬
nender Mittel, Sinn und Geiſt aufzuregen und
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/16>, abgerufen am 23.11.2024.
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