den Augen des Herrn erschienest, denn Dir war die Kraft gegeben, im rüstigen Kampf den Satan zu bezwingen. In wessen Men¬ schen Herz stürmt nicht der Böse, und wi¬ derstrebt dem Guten; aber ohne diesen Kampf gäb' es keine Tugend, denn diese ist nur der Sieg des guten Prinzips über das böse, so wie aus dem umgekehrten die Sünde ent¬ springt. -- Wisse fürs erste, daß Du Dich eines Verbrechens anklagst, welches Du nur im Willen vollbrachtest. -- Aurelie lebt, in wildem Wahnsinn verletztest Du Dich selbst, das Blut Deiner eigenen Wunde war es, was über deine Hand floß ... Aurelie lebt ... ich weiß es."
Ich stürzte auf die Knie, ich hob meine Hände betend empor, tiefe Seufzer entflohen der Brust, Thränen quollen aus den Augen! -- "Wisse ferner, fuhr der Prior fort, daß jener alte fremde Mahler, von dem Du in der Beichte gesprochen, schon so lange, als ich denken kann, zuweilen unser Kloster be¬
den Augen des Herrn erſchieneſt, denn Dir war die Kraft gegeben, im ruͤſtigen Kampf den Satan zu bezwingen. In weſſen Men¬ ſchen Herz ſtuͤrmt nicht der Boͤſe, und wi¬ derſtrebt dem Guten; aber ohne dieſen Kampf gaͤb' es keine Tugend, denn dieſe iſt nur der Sieg des guten Prinzips uͤber das boͤſe, ſo wie aus dem umgekehrten die Suͤnde ent¬ ſpringt. — Wiſſe fuͤrs erſte, daß Du Dich eines Verbrechens anklagſt, welches Du nur im Willen vollbrachteſt. — Aurelie lebt, in wildem Wahnſinn verletzteſt Du Dich ſelbſt, das Blut Deiner eigenen Wunde war es, was uͤber deine Hand floß ... Aurelie lebt ... ich weiß es.“
Ich ſtuͤrzte auf die Knie, ich hob meine Haͤnde betend empor, tiefe Seufzer entflohen der Bruſt, Thraͤnen quollen aus den Augen! — „Wiſſe ferner, fuhr der Prior fort, daß jener alte fremde Mahler, von dem Du in der Beichte geſprochen, ſchon ſo lange, als ich denken kann, zuweilen unſer Kloſter be¬
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[197/0205]
den Augen des Herrn erſchieneſt, denn Dir
war die Kraft gegeben, im ruͤſtigen Kampf
den Satan zu bezwingen. In weſſen Men¬
ſchen Herz ſtuͤrmt nicht der Boͤſe, und wi¬
derſtrebt dem Guten; aber ohne dieſen Kampf
gaͤb' es keine Tugend, denn dieſe iſt nur der
Sieg des guten Prinzips uͤber das boͤſe,
ſo wie aus dem umgekehrten die Suͤnde ent¬
ſpringt. — Wiſſe fuͤrs erſte, daß Du Dich
eines Verbrechens anklagſt, welches Du nur
im Willen vollbrachteſt. — Aurelie lebt, in
wildem Wahnſinn verletzteſt Du Dich ſelbſt,
das Blut Deiner eigenen Wunde war es,
was uͤber deine Hand floß ... Aurelie lebt ...
ich weiß es.“
Ich ſtuͤrzte auf die Knie, ich hob meine
Haͤnde betend empor, tiefe Seufzer entflohen
der Bruſt, Thraͤnen quollen aus den Augen!
— „Wiſſe ferner, fuhr der Prior fort, daß
jener alte fremde Mahler, von dem Du in
der Beichte geſprochen, ſchon ſo lange, als
ich denken kann, zuweilen unſer Kloſter be¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/205>, abgerufen am 28.11.2024.
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