und baarem Gelde mitgebracht hatte, und Francesko lebte mit ihr, in sündlichen Ge¬ nüssen schwelgend, und seiner Kunst entsagend, lange Zeit hindurch. Das Weib fühlte sich schwanger und blühte nun erst immer herrlicher und herrlicher in leuchtender Schönheit auf, sie schien ganz und gar das erweckte Venusbild, und Francesko vermochte kaum, die üppige Lust seines Lebens zu ertragen. Ein dumpfes angstvolles Stöhnen weckte in einer Nacht den Francesko aus dem Schlafe; als er er¬ schrocken aufsprang und mit der Leuchte in der Hand nach seinem Weibe sah, hatte sie ihm ein Knäblein geboren. Schnell mußten die Diener eilen, um Wehmutter und Arzt herbeizurufen. Francesko nahm das Kind von dem Schooße der Mutter, aber in dem¬ selben Augenblick stieß das Weib einen ent¬ setzlichen, durchdringenden Schrei aus und krümmte sich, wie von gewaltigen Fäusten gepackt, zusammen. Die Wehmutter kam mit ihrer Dienerin, ihr folgte der Arzt; als sie
und baarem Gelde mitgebracht hatte, und Francesko lebte mit ihr, in ſuͤndlichen Ge¬ nuͤſſen ſchwelgend, und ſeiner Kunſt entſagend, lange Zeit hindurch. Das Weib fuͤhlte ſich ſchwanger und bluͤhte nun erſt immer herrlicher und herrlicher in leuchtender Schoͤnheit auf, ſie ſchien ganz und gar das erweckte Venusbild, und Francesko vermochte kaum, die uͤppige Luſt ſeines Lebens zu ertragen. Ein dumpfes angſtvolles Stoͤhnen weckte in einer Nacht den Francesko aus dem Schlafe; als er er¬ ſchrocken aufſprang und mit der Leuchte in der Hand nach ſeinem Weibe ſah, hatte ſie ihm ein Knaͤblein geboren. Schnell mußten die Diener eilen, um Wehmutter und Arzt herbeizurufen. Francesko nahm das Kind von dem Schooße der Mutter, aber in dem¬ ſelben Augenblick ſtieß das Weib einen ent¬ ſetzlichen, durchdringenden Schrei aus und kruͤmmte ſich, wie von gewaltigen Faͤuſten gepackt, zuſammen. Die Wehmutter kam mit ihrer Dienerin, ihr folgte der Arzt; als ſie
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und baarem Gelde mitgebracht hatte, und
Francesko lebte mit ihr, in ſuͤndlichen Ge¬
nuͤſſen ſchwelgend, und ſeiner Kunſt entſagend,
lange Zeit hindurch. Das Weib fuͤhlte ſich
ſchwanger und bluͤhte nun erſt immer herrlicher
und herrlicher in leuchtender Schoͤnheit auf, ſie
ſchien ganz und gar das erweckte Venusbild,
und Francesko vermochte kaum, die uͤppige
Luſt ſeines Lebens zu ertragen. Ein dumpfes
angſtvolles Stoͤhnen weckte in einer Nacht
den Francesko aus dem Schlafe; als er er¬
ſchrocken aufſprang und mit der Leuchte in
der Hand nach ſeinem Weibe ſah, hatte ſie
ihm ein Knaͤblein geboren. Schnell mußten
die Diener eilen, um Wehmutter und Arzt
herbeizurufen. Francesko nahm das Kind
von dem Schooße der Mutter, aber in dem¬
ſelben Augenblick ſtieß das Weib einen ent¬
ſetzlichen, durchdringenden Schrei aus und
kruͤmmte ſich, wie von gewaltigen Faͤuſten
gepackt, zuſammen. Die Wehmutter kam mit
ihrer Dienerin, ihr folgte der Arzt; als ſie
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/231>, abgerufen am 25.11.2024.
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