gelegt, daher war es, zumal in der Höhle, so finster, daß Graf Filippo nichts unter¬ scheiden und nicht entdecken konnte, was dicht neben ihm so raschle und rausche. Er war voll Bangigkeit, daß wohl ein wildes Thier in der Höhle verborgen seyn könne, und zog sein Schwert, um jeden Angriff abzu¬ wehren. Als aber das Unwetter vorüber, und die Sonnenstralen in die Höhle fielen, gewahrte er zu seinem Erstaunen, daß neben ihn auf einem Blätterlager ein nacktes Knäb¬ lein lag und ihn mit hellen funkelnden Au¬ gen anschaute. Neben ihm stand ein Becher von Elfenbein, in dem der Graf Filippo noch einige Tropfen duftenden Weines fand, die das Knäblein begierig einsog. Der Graf ließ sein Horn ertönen, nach und nach sam¬ melten sich seine Leute, die hierhin, dorthin geflüchtet waren, und man wartete auf des Grafen B[ef]ehl, ob sich nicht derjenige, der das Kind in die Höhle gelegt, einfinden wür¬ de, es abzuholen. Als nun aber die Nacht
gelegt, daher war es, zumal in der Hoͤhle, ſo finſter, daß Graf Filippo nichts unter¬ ſcheiden und nicht entdecken konnte, was dicht neben ihm ſo raſchle und rauſche. Er war voll Bangigkeit, daß wohl ein wildes Thier in der Hoͤhle verborgen ſeyn koͤnne, und zog ſein Schwert, um jeden Angriff abzu¬ wehren. Als aber das Unwetter voruͤber, und die Sonnenſtralen in die Hoͤhle fielen, gewahrte er zu ſeinem Erſtaunen, daß neben ihn auf einem Blaͤtterlager ein nacktes Knaͤb¬ lein lag und ihn mit hellen funkelnden Au¬ gen anſchaute. Neben ihm ſtand ein Becher von Elfenbein, in dem der Graf Filippo noch einige Tropfen duftenden Weines fand, die das Knaͤblein begierig einſog. Der Graf ließ ſein Horn ertoͤnen, nach und nach ſam¬ melten ſich ſeine Leute, die hierhin, dorthin gefluͤchtet waren, und man wartete auf des Grafen B[ef]ehl, ob ſich nicht derjenige, der das Kind in die Hoͤhle gelegt, einfinden wuͤr¬ de, es abzuholen. Als nun aber die Nacht
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gelegt, daher war es, zumal in der Hoͤhle,
ſo finſter, daß Graf Filippo nichts unter¬
ſcheiden und nicht entdecken konnte, was
dicht neben ihm ſo raſchle und rauſche. Er
war voll Bangigkeit, daß wohl ein wildes
Thier in der Hoͤhle verborgen ſeyn koͤnne, und
zog ſein Schwert, um jeden Angriff abzu¬
wehren. Als aber das Unwetter voruͤber,
und die Sonnenſtralen in die Hoͤhle fielen,
gewahrte er zu ſeinem Erſtaunen, daß neben
ihn auf einem Blaͤtterlager ein nacktes Knaͤb¬
lein lag und ihn mit hellen funkelnden Au¬
gen anſchaute. Neben ihm ſtand ein Becher
von Elfenbein, in dem der Graf Filippo
noch einige Tropfen duftenden Weines fand,
die das Knaͤblein begierig einſog. Der Graf
ließ ſein Horn ertoͤnen, nach und nach ſam¬
melten ſich ſeine Leute, die hierhin, dorthin
gefluͤchtet waren, und man wartete auf des
Grafen Befehl, ob ſich nicht derjenige, der
das Kind in die Hoͤhle gelegt, einfinden wuͤr¬
de, es abzuholen. Als nun aber die Nacht
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/239>, abgerufen am 24.11.2024.
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