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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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wurde alsbald von sündhafter Begier nach
dem Besitze der Gräfin erfaßt, und unerach¬
tet sie gar fromm und tugendhaft war, und
nicht die geschworene Treue verletzen wollte,
gelang es ihm doch endlich nach hartem Kam¬
pfe, sie durch teuflische Künste zu verstricken,
so daß sie sich der frevelichen Lust überließ,
und er seinen Wohlthäter mit schwarzem
Undank und Verrath lohnte. Die beiden
Kinder, Graf Pietro und Gräfin Angiola
die der greise Filippo in vollem Entzücken
der Vaterfreude an sein Herz drückte, waren
die Früchte des Frevels, der ihm, so wie
der Welt, auf ewig verborgen blieb.


Von innerm Geiste getrieben, trat ich
zu meinem Bruder Zenobio und sprach: "ich
habe dem Throne entsagt, und selbst
dann, wenn Du kinderlos vor mir sterben
solltest, will ich ein armer Maler bleiben
und mein Leben in stiller Andacht, die Kunst

wurde alsbald von ſuͤndhafter Begier nach
dem Beſitze der Graͤfin erfaßt, und unerach¬
tet ſie gar fromm und tugendhaft war, und
nicht die geſchworene Treue verletzen wollte,
gelang es ihm doch endlich nach hartem Kam¬
pfe, ſie durch teufliſche Kuͤnſte zu verſtricken,
ſo daß ſie ſich der frevelichen Luſt uͤberließ,
und er ſeinen Wohlthaͤter mit ſchwarzem
Undank und Verrath lohnte. Die beiden
Kinder, Graf Pietro und Graͤfin Angiola
die der greiſe Filippo in vollem Entzuͤcken
der Vaterfreude an ſein Herz druͤckte, waren
die Fruͤchte des Frevels, der ihm, ſo wie
der Welt, auf ewig verborgen blieb.


Von innerm Geiſte getrieben, trat ich
zu meinem Bruder Zenobio und ſprach: „ich
habe dem Throne entſagt, und ſelbſt
dann, wenn Du kinderlos vor mir ſterben
ſollteſt, will ich ein armer Maler bleiben
und mein Leben in ſtiller Andacht, die Kunſt

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[233/0241] wurde alsbald von ſuͤndhafter Begier nach dem Beſitze der Graͤfin erfaßt, und unerach¬ tet ſie gar fromm und tugendhaft war, und nicht die geſchworene Treue verletzen wollte, gelang es ihm doch endlich nach hartem Kam¬ pfe, ſie durch teufliſche Kuͤnſte zu verſtricken, ſo daß ſie ſich der frevelichen Luſt uͤberließ, und er ſeinen Wohlthaͤter mit ſchwarzem Undank und Verrath lohnte. Die beiden Kinder, Graf Pietro und Graͤfin Angiola die der greiſe Filippo in vollem Entzuͤcken der Vaterfreude an ſein Herz druͤckte, waren die Fruͤchte des Frevels, der ihm, ſo wie der Welt, auf ewig verborgen blieb. Von innerm Geiſte getrieben, trat ich zu meinem Bruder Zenobio und ſprach: „ich habe dem Throne entſagt, und ſelbſt dann, wenn Du kinderlos vor mir ſterben ſollteſt, will ich ein armer Maler bleiben und mein Leben in ſtiller Andacht, die Kunſt

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/241>, abgerufen am 24.11.2024.