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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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loren habt. Beinahe traute ich Euch, nach¬
dem ich Eure merkwürdige Andachtsübungen
gesehen, nicht mehr zu, daß Ihr über solche
Thorheiten zu lachen vermöchtet." Es war
mir so, als der Abbate dieses sprach, als
müßte ich mich meiner Lustigkeit schämen,
und unwillkürlich sprach ich, was ich gleich
darauf schwer bereute gesprochen zu haben.
"Glaubt mir, mein Herr Abbate, sagte ich,
daß dem, der in dem buntesten Wogenspiel
des Lebens ein rüstiger Schwimmer war, nie
die Kraft gebricht, aus dunkler Fluth aufzu¬
tauchen und muthig sein Haupt zu erheben."
Der Abbate sah mich mit blitzenden Augen
an. "Ey, sprach er: wie habt Ihr das Bild
so gut erfunden und ausgeführt. Ich glaube
Euch jetzt zu kennen ganz undgar, und bewun¬
dere Euch aus tiefstem Grunde meiner Seele."

Ich weiß nicht, mein Herr! wie ein ar¬
mer büßender Mönch Eure Bewunderung zu
erregen vermochte!

"Vortrefflich, Ehrwürdigster! -- Ihr

loren habt. Beinahe traute ich Euch, nach¬
dem ich Eure merkwuͤrdige Andachtsuͤbungen
geſehen, nicht mehr zu, daß Ihr uͤber ſolche
Thorheiten zu lachen vermoͤchtet.“ Es war
mir ſo, als der Abbate dieſes ſprach, als
muͤßte ich mich meiner Luſtigkeit ſchaͤmen,
und unwillkuͤrlich ſprach ich, was ich gleich
darauf ſchwer bereute geſprochen zu haben.
„Glaubt mir, mein Herr Abbate, ſagte ich,
daß dem, der in dem bunteſten Wogenſpiel
des Lebens ein ruͤſtiger Schwimmer war, nie
die Kraft gebricht, aus dunkler Fluth aufzu¬
tauchen und muthig ſein Haupt zu erheben.“
Der Abbate ſah mich mit blitzenden Augen
an. „Ey, ſprach er: wie habt Ihr das Bild
ſo gut erfunden und ausgefuͤhrt. Ich glaube
Euch jetzt zu kennen ganz undgar, und bewun¬
dere Euch aus tiefſtem Grunde meiner Seele.“

Ich weiß nicht, mein Herr! wie ein ar¬
mer buͤßender Moͤnch Eure Bewunderung zu
erregen vermochte!

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[266/0274] loren habt. Beinahe traute ich Euch, nach¬ dem ich Eure merkwuͤrdige Andachtsuͤbungen geſehen, nicht mehr zu, daß Ihr uͤber ſolche Thorheiten zu lachen vermoͤchtet.“ Es war mir ſo, als der Abbate dieſes ſprach, als muͤßte ich mich meiner Luſtigkeit ſchaͤmen, und unwillkuͤrlich ſprach ich, was ich gleich darauf ſchwer bereute geſprochen zu haben. „Glaubt mir, mein Herr Abbate, ſagte ich, daß dem, der in dem bunteſten Wogenſpiel des Lebens ein ruͤſtiger Schwimmer war, nie die Kraft gebricht, aus dunkler Fluth aufzu¬ tauchen und muthig ſein Haupt zu erheben.“ Der Abbate ſah mich mit blitzenden Augen an. „Ey, ſprach er: wie habt Ihr das Bild ſo gut erfunden und ausgefuͤhrt. Ich glaube Euch jetzt zu kennen ganz undgar, und bewun¬ dere Euch aus tiefſtem Grunde meiner Seele.“ Ich weiß nicht, mein Herr! wie ein ar¬ mer buͤßender Moͤnch Eure Bewunderung zu erregen vermochte! „Vortrefflich, Ehrwuͤrdigſter! — Ihr

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/274>, abgerufen am 23.11.2024.