der, und solltet doch billig Euch erfreuen, da Ihr mit eignen Augen ein schönes Marti¬ rium angeschaut habt. So muß man ja wohl es nennen, wenn ein Bruder aus Eu¬ erm Kloster den verdienten Tod empfängt, denn Ihr seyd wohl Alle sammt und son¬ ders Heilige?" -- "Nicht Heilige sind wir, sprach ich, aber in unserm Kloster wurde noch nie ein Unschuldiger ermordet! -- Ent¬ laßt mich -- ich habe mein Amt vollbracht mit Freudigkeit! -- Der Geist des Verklär¬ ten wird mir nahe seyn, wenn ich fallen sollte in die Hände verruchter Mörder!" -- "Ich zweifle gar nicht, sprach der Dominika¬ ner: daß der selige Bruder Cyrillus Euch in dergleichen Fällen beizustehen im Stande seyn wird, wollet aber doch, lieber Bruder! seine Hinrichtung nicht etwa einen Mord nennen? -- Schwer hatte sich Cyrillus ver¬ sündigt an dem Statthalter des Herrn, und dieser selbst war es, der seinen Tod befahl. -- Doch er muß Euch ja wohl alles gebeich¬
der, und ſolltet doch billig Euch erfreuen, da Ihr mit eignen Augen ein ſchoͤnes Marti¬ rium angeſchaut habt. So muß man ja wohl es nennen, wenn ein Bruder aus Eu¬ erm Kloſter den verdienten Tod empfaͤngt, denn Ihr ſeyd wohl Alle ſammt und ſon¬ ders Heilige?“ — „Nicht Heilige ſind wir, ſprach ich, aber in unſerm Kloſter wurde noch nie ein Unſchuldiger ermordet! — Ent¬ laßt mich — ich habe mein Amt vollbracht mit Freudigkeit! — Der Geiſt des Verklaͤr¬ ten wird mir nahe ſeyn, wenn ich fallen ſollte in die Haͤnde verruchter Moͤrder!“ — „Ich zweifle gar nicht, ſprach der Dominika¬ ner: daß der ſelige Bruder Cyrillus Euch in dergleichen Faͤllen beizuſtehen im Stande ſeyn wird, wollet aber doch, lieber Bruder! ſeine Hinrichtung nicht etwa einen Mord nennen? — Schwer hatte ſich Cyrillus ver¬ ſuͤndigt an dem Statthalter des Herrn, und dieſer ſelbſt war es, der ſeinen Tod befahl. — Doch er muß Euch ja wohl alles gebeich¬
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der, und ſolltet doch billig Euch erfreuen, da
Ihr mit eignen Augen ein ſchoͤnes Marti¬
rium angeſchaut habt. So muß man ja
wohl es nennen, wenn ein Bruder aus Eu¬
erm Kloſter den verdienten Tod empfaͤngt,
denn Ihr ſeyd wohl Alle ſammt und ſon¬
ders Heilige?“ — „Nicht Heilige ſind wir,
ſprach ich, aber in unſerm Kloſter wurde
noch nie ein Unſchuldiger ermordet! — Ent¬
laßt mich — ich habe mein Amt vollbracht
mit Freudigkeit! — Der Geiſt des Verklaͤr¬
ten wird mir nahe ſeyn, wenn ich fallen
ſollte in die Haͤnde verruchter Moͤrder!“ —
„Ich zweifle gar nicht, ſprach der Dominika¬
ner: daß der ſelige Bruder Cyrillus Euch in
dergleichen Faͤllen beizuſtehen im Stande
ſeyn wird, wollet aber doch, lieber Bruder!
ſeine Hinrichtung nicht etwa einen Mord
nennen? — Schwer hatte ſich Cyrillus ver¬
ſuͤndigt an dem Statthalter des Herrn, und
dieſer ſelbſt war es, der ſeinen Tod befahl.
— Doch er muß Euch ja wohl alles gebeich¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/289>, abgerufen am 23.11.2024.
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