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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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unglücklichen Cyrill warfen mich in einen
betäubten Zustand, so daß ich mich ohne zu
widerstehen hingab, als man mich aus dem
Wagen heraus riß und ziemlich unsanft
auf den Boden fallen ließ. Der Morgen
brach an, und ich sah mich an der Pforte
des Capuzinerklosters liegen, dessen Glocke
ich, als ich mich aufgerichtet hatte, anzog.
Der Pförtner erschrack über mein bleiches,
verstörtes Ansehen und mochte dem Prior
die Art, wie ich zurückgekommen, gemeldet
haben, denn gleich nach der Frühmesse trat
dieser mit besorglichem Blick in meine Zelle.
Auf sein Fragen erwiederte ich nur im All¬
gemeinen, daß der Tod dessen, den ich ab¬
solviren müssen, zu gräßlich gewesen sey um
mich nicht im Innersten aufzuregen, aber
bald konnte ich vor dem wüthenden Schmerz,
den ich am linken Arme empfand, nicht wei¬
ter reden, ich schrie laut auf. Der Wund¬
arzt des Klosters kam, man riß mir den fest
an dem Fleisch klebenden Ermel herab, und

ungluͤcklichen Cyrill warfen mich in einen
betaͤubten Zuſtand, ſo daß ich mich ohne zu
widerſtehen hingab, als man mich aus dem
Wagen heraus riß und ziemlich unſanft
auf den Boden fallen ließ. Der Morgen
brach an, und ich ſah mich an der Pforte
des Capuzinerkloſters liegen, deſſen Glocke
ich, als ich mich aufgerichtet hatte, anzog.
Der Pfoͤrtner erſchrack uͤber mein bleiches,
verſtoͤrtes Anſehen und mochte dem Prior
die Art, wie ich zuruͤckgekommen, gemeldet
haben, denn gleich nach der Fruͤhmeſſe trat
dieſer mit beſorglichem Blick in meine Zelle.
Auf ſein Fragen erwiederte ich nur im All¬
gemeinen, daß der Tod deſſen, den ich ab¬
ſolviren muͤſſen, zu graͤßlich geweſen ſey um
mich nicht im Innerſten aufzuregen, aber
bald konnte ich vor dem wuͤthenden Schmerz,
den ich am linken Arme empfand, nicht wei¬
ter reden, ich ſchrie laut auf. Der Wund¬
arzt des Kloſters kam, man riß mir den feſt
an dem Fleiſch klebenden Ermel herab, und

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[283/0291] ungluͤcklichen Cyrill warfen mich in einen betaͤubten Zuſtand, ſo daß ich mich ohne zu widerſtehen hingab, als man mich aus dem Wagen heraus riß und ziemlich unſanft auf den Boden fallen ließ. Der Morgen brach an, und ich ſah mich an der Pforte des Capuzinerkloſters liegen, deſſen Glocke ich, als ich mich aufgerichtet hatte, anzog. Der Pfoͤrtner erſchrack uͤber mein bleiches, verſtoͤrtes Anſehen und mochte dem Prior die Art, wie ich zuruͤckgekommen, gemeldet haben, denn gleich nach der Fruͤhmeſſe trat dieſer mit beſorglichem Blick in meine Zelle. Auf ſein Fragen erwiederte ich nur im All¬ gemeinen, daß der Tod deſſen, den ich ab¬ ſolviren muͤſſen, zu graͤßlich geweſen ſey um mich nicht im Innerſten aufzuregen, aber bald konnte ich vor dem wuͤthenden Schmerz, den ich am linken Arme empfand, nicht wei¬ ter reden, ich ſchrie laut auf. Der Wund¬ arzt des Kloſters kam, man riß mir den feſt an dem Fleiſch klebenden Ermel herab, und

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/291>, abgerufen am 23.11.2024.