hatte, gesellte sich der körperliche empfindli¬ che Schmerz des abwelkenden Armes, und so achtete ich ein qualvolles sieches Daseyn nicht, das ich durch einen schnell mir gege¬ benen Tod wie eine drückende Bürde fahren lassen konnte. Immer mehr gewöhnte ich mich an den Gedanken, eines gewaltsamen Todes zu sterben, und er erschien mir bald sogar als ein glorreiches durch meine strenge Bu¬ ße erworbenes Märtirerthum. Ich sah mich selbst, wie ich zu den Pforten des Klosters hinausschritt, und wie eine finstre Gestalt mich schnell mit einem Dolch durchbohrte. Das Volk versammelte sich um den blutigen Leichnam -- "Medardus -- der fromme bü¬ ßende Medardus ist ermordet!" -- So rief man durch die Straßen und dichter und dich¬ ter drängten sich die Menschen, laut wehkla¬ gend um den Entseelten. -- Weiber knieten nieder und trockneten mit weißen Tüchern die Wunde, aus der das Blut hervorquoll. Da sieht Eine das Kreuz an meinem Halse,
hatte, geſellte ſich der koͤrperliche empfindli¬ che Schmerz des abwelkenden Armes, und ſo achtete ich ein qualvolles ſieches Daſeyn nicht, das ich durch einen ſchnell mir gege¬ benen Tod wie eine druͤckende Buͤrde fahren laſſen konnte. Immer mehr gewoͤhnte ich mich an den Gedanken, eines gewaltſamen Todes zu ſterben, und er erſchien mir bald ſogar als ein glorreiches durch meine ſtrenge Bu¬ ße erworbenes Maͤrtirerthum. Ich ſah mich ſelbſt, wie ich zu den Pforten des Kloſters hinausſchritt, und wie eine finſtre Geſtalt mich ſchnell mit einem Dolch durchbohrte. Das Volk verſammelte ſich um den blutigen Leichnam — „Medardus — der fromme buͤ¬ ßende Medardus iſt ermordet!“ — So rief man durch die Straßen und dichter und dich¬ ter draͤngten ſich die Menſchen, laut wehkla¬ gend um den Entſeelten. — Weiber knieten nieder und trockneten mit weißen Tuͤchern die Wunde, aus der das Blut hervorquoll. Da ſieht Eine das Kreuz an meinem Halſe,
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hatte, geſellte ſich der koͤrperliche empfindli¬
che Schmerz des abwelkenden Armes, und
ſo achtete ich ein qualvolles ſieches Daſeyn
nicht, das ich durch einen ſchnell mir gege¬
benen Tod wie eine druͤckende Buͤrde fahren
laſſen konnte. Immer mehr gewoͤhnte ich mich
an den Gedanken, eines gewaltſamen Todes
zu ſterben, und er erſchien mir bald ſogar
als ein glorreiches durch meine ſtrenge Bu¬
ße erworbenes Maͤrtirerthum. Ich ſah mich
ſelbſt, wie ich zu den Pforten des Kloſters
hinausſchritt, und wie eine finſtre Geſtalt
mich ſchnell mit einem Dolch durchbohrte.
Das Volk verſammelte ſich um den blutigen
Leichnam — „Medardus — der fromme buͤ¬
ßende Medardus iſt ermordet!“ — So rief
man durch die Straßen und dichter und dich¬
ter draͤngten ſich die Menſchen, laut wehkla¬
gend um den Entſeelten. — Weiber knieten
nieder und trockneten mit weißen Tuͤchern
die Wunde, aus der das Blut hervorquoll.
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/294>, abgerufen am 15.06.2024.
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