die fromme Aurelie) bald nach Deiner Flucht sage ich, und nachdem der Mönch, den selbst Cyrillus für Dich hielt wie durch ein Wunder sich gerettet hatte, wurde es be¬ kannt, daß nicht Du, sondern der als Capu¬ ziner verkappte Graf Viktorin auf dem Schlos¬ se des Barons gewesen war. Briefe, die sich in Euphemiens Nachlaß fanden, hatten dies zwar schon früher kund gethan, man hielt aber Euphemien selbst für getäuscht, da Rein¬ hold versicherte, er habe Dich zu genau ge¬ kannt um selbst bei Deiner treuesten Aehn¬ lichkeit mit Viktorin getäuscht zu werden. Euphemiens Verblendung blieb unbegreiflich. Da erschien plötzlich der Reitknecht des Gra¬ fen, und erzählte, wie der Graf, der seit Monaten im Gebürge einsam gelebt, und sich den Bart wachsen lassen, ihm in dem Walde und zwar bei dem sogenannten Teu¬ felsgrunde plötzlich als Capuziner gekleidet erschienen sey. Obgleich er nicht gewußt, wo der Graf die Kleider hergenommen, so
die fromme Aurelie) bald nach Deiner Flucht ſage ich, und nachdem der Moͤnch, den ſelbſt Cyrillus fuͤr Dich hielt wie durch ein Wunder ſich gerettet hatte, wurde es be¬ kannt, daß nicht Du, ſondern der als Capu¬ ziner verkappte Graf Viktorin auf dem Schloſ¬ ſe des Barons geweſen war. Briefe, die ſich in Euphemiens Nachlaß fanden, hatten dies zwar ſchon fruͤher kund gethan, man hielt aber Euphemien ſelbſt fuͤr getaͤuſcht, da Rein¬ hold verſicherte, er habe Dich zu genau ge¬ kannt um ſelbſt bei Deiner treueſten Aehn¬ lichkeit mit Viktorin getaͤuſcht zu werden. Euphemiens Verblendung blieb unbegreiflich. Da erſchien ploͤtzlich der Reitknecht des Gra¬ fen, und erzaͤhlte, wie der Graf, der ſeit Monaten im Gebuͤrge einſam gelebt, und ſich den Bart wachſen laſſen, ihm in dem Walde und zwar bei dem ſogenannten Teu¬ felsgrunde ploͤtzlich als Capuziner gekleidet erſchienen ſey. Obgleich er nicht gewußt, wo der Graf die Kleider hergenommen, ſo
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0324"n="316"/>
die fromme Aurelie) bald nach Deiner<lb/>
Flucht ſage ich, und nachdem der Moͤnch,<lb/>
den ſelbſt Cyrillus fuͤr Dich hielt wie durch<lb/>
ein Wunder ſich gerettet hatte, wurde es be¬<lb/>
kannt, daß nicht Du, ſondern der als Capu¬<lb/>
ziner verkappte Graf Viktorin auf dem Schloſ¬<lb/>ſe des Barons geweſen war. Briefe, die ſich<lb/>
in Euphemiens Nachlaß fanden, hatten dies<lb/>
zwar ſchon fruͤher kund gethan, man hielt<lb/>
aber Euphemien ſelbſt fuͤr getaͤuſcht, da Rein¬<lb/>
hold verſicherte, er habe Dich zu genau ge¬<lb/>
kannt um ſelbſt bei Deiner treueſten Aehn¬<lb/>
lichkeit mit Viktorin getaͤuſcht zu werden.<lb/>
Euphemiens Verblendung blieb unbegreiflich.<lb/>
Da erſchien ploͤtzlich der Reitknecht des Gra¬<lb/>
fen, und erzaͤhlte, wie der Graf, der ſeit<lb/>
Monaten im Gebuͤrge einſam gelebt, und<lb/>ſich den Bart wachſen laſſen, ihm in dem<lb/>
Walde und zwar bei dem ſogenannten Teu¬<lb/>
felsgrunde ploͤtzlich als Capuziner gekleidet<lb/>
erſchienen ſey. Obgleich er nicht gewußt,<lb/>
wo der Graf die Kleider hergenommen, ſo<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[316/0324]
die fromme Aurelie) bald nach Deiner
Flucht ſage ich, und nachdem der Moͤnch,
den ſelbſt Cyrillus fuͤr Dich hielt wie durch
ein Wunder ſich gerettet hatte, wurde es be¬
kannt, daß nicht Du, ſondern der als Capu¬
ziner verkappte Graf Viktorin auf dem Schloſ¬
ſe des Barons geweſen war. Briefe, die ſich
in Euphemiens Nachlaß fanden, hatten dies
zwar ſchon fruͤher kund gethan, man hielt
aber Euphemien ſelbſt fuͤr getaͤuſcht, da Rein¬
hold verſicherte, er habe Dich zu genau ge¬
kannt um ſelbſt bei Deiner treueſten Aehn¬
lichkeit mit Viktorin getaͤuſcht zu werden.
Euphemiens Verblendung blieb unbegreiflich.
Da erſchien ploͤtzlich der Reitknecht des Gra¬
fen, und erzaͤhlte, wie der Graf, der ſeit
Monaten im Gebuͤrge einſam gelebt, und
ſich den Bart wachſen laſſen, ihm in dem
Walde und zwar bei dem ſogenannten Teu¬
felsgrunde ploͤtzlich als Capuziner gekleidet
erſchienen ſey. Obgleich er nicht gewußt,
wo der Graf die Kleider hergenommen, ſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/324>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.