Ein besonderer Rathschluß des Ewigen, hatte uns bestimmt, schwere Verbrechen unseres frevelichen Stammes zu sühnen, und so ver¬ einigte uns das Band der Liebe, die nur über den Sternen thront und die nichts ge¬ mein hat, mit irdischer Lust. Aber dem li¬ stigen Feinde gelang es, die tiefe Bedeutung unserer Liebe uns zu verhüllen, ja uns auf entsetzliche Weise zu verlocken, daß wir das himmlische nur deuten konnten auf irdische Weise. -- Ach! war ich es denn nicht, die Dir ihre Liebe bekannte im Beichtstuhl, aber statt den Gedanken der ewigen Liebe in Dir zu entzünden, die höllische Gluth der Lust in Dir entflammte, welche Du, da sie Dich ver¬ zehren wollte, durch Verbrechen zu löschen gedachtest? Fasse Muth, Medardus! der wahn¬ sinnige Thor, den der böse Feind verlockt hat zu glauben, er sey Du, und müsse voll¬ bringen was Du begonnen, war das Werk¬ zeug des Himmels, durch das sein Rath¬ schluß vollendet wurde. -- Fasse Muth, Me¬
Ein beſonderer Rathſchluß des Ewigen, hatte uns beſtimmt, ſchwere Verbrechen unſeres frevelichen Stammes zu ſuͤhnen, und ſo ver¬ einigte uns das Band der Liebe, die nur uͤber den Sternen thront und die nichts ge¬ mein hat, mit irdiſcher Luſt. Aber dem li¬ ſtigen Feinde gelang es, die tiefe Bedeutung unſerer Liebe uns zu verhuͤllen, ja uns auf entſetzliche Weiſe zu verlocken, daß wir das himmliſche nur deuten konnten auf irdiſche Weiſe. — Ach! war ich es denn nicht, die Dir ihre Liebe bekannte im Beichtſtuhl, aber ſtatt den Gedanken der ewigen Liebe in Dir zu entzuͤnden, die hoͤlliſche Gluth der Luſt in Dir entflammte, welche Du, da ſie Dich ver¬ zehren wollte, durch Verbrechen zu loͤſchen gedachteſt? Faſſe Muth, Medardus! der wahn¬ ſinnige Thor, den der boͤſe Feind verlockt hat zu glauben, er ſey Du, und muͤſſe voll¬ bringen was Du begonnen, war das Werk¬ zeug des Himmels, durch das ſein Rath¬ ſchluß vollendet wurde. — Faſſe Muth, Me¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0364"n="356"/>
Ein beſonderer Rathſchluß des Ewigen, hatte<lb/>
uns beſtimmt, ſchwere Verbrechen unſeres<lb/>
frevelichen Stammes zu ſuͤhnen, und ſo ver¬<lb/>
einigte uns das Band der Liebe, die nur<lb/>
uͤber den Sternen thront und die nichts ge¬<lb/>
mein hat, mit irdiſcher Luſt. Aber dem li¬<lb/>ſtigen Feinde gelang es, die tiefe Bedeutung<lb/>
unſerer Liebe uns zu verhuͤllen, ja uns auf<lb/>
entſetzliche Weiſe zu verlocken, daß wir das<lb/>
himmliſche nur deuten konnten auf irdiſche<lb/>
Weiſe. — Ach! war <hirendition="#g">ich</hi> es denn nicht, die<lb/>
Dir ihre Liebe bekannte im Beichtſtuhl, aber<lb/>ſtatt den Gedanken der ewigen Liebe in Dir<lb/>
zu entzuͤnden, die hoͤlliſche Gluth der Luſt in<lb/>
Dir entflammte, welche Du, da ſie Dich ver¬<lb/>
zehren wollte, durch Verbrechen zu loͤſchen<lb/>
gedachteſt? Faſſe Muth, Medardus! der wahn¬<lb/>ſinnige Thor, den der boͤſe Feind verlockt<lb/>
hat zu glauben, er ſey Du, und muͤſſe voll¬<lb/>
bringen was Du begonnen, war das Werk¬<lb/>
zeug des Himmels, durch das ſein Rath¬<lb/>ſchluß vollendet wurde. — Faſſe Muth, Me¬<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[356/0364]
Ein beſonderer Rathſchluß des Ewigen, hatte
uns beſtimmt, ſchwere Verbrechen unſeres
frevelichen Stammes zu ſuͤhnen, und ſo ver¬
einigte uns das Band der Liebe, die nur
uͤber den Sternen thront und die nichts ge¬
mein hat, mit irdiſcher Luſt. Aber dem li¬
ſtigen Feinde gelang es, die tiefe Bedeutung
unſerer Liebe uns zu verhuͤllen, ja uns auf
entſetzliche Weiſe zu verlocken, daß wir das
himmliſche nur deuten konnten auf irdiſche
Weiſe. — Ach! war ich es denn nicht, die
Dir ihre Liebe bekannte im Beichtſtuhl, aber
ſtatt den Gedanken der ewigen Liebe in Dir
zu entzuͤnden, die hoͤlliſche Gluth der Luſt in
Dir entflammte, welche Du, da ſie Dich ver¬
zehren wollte, durch Verbrechen zu loͤſchen
gedachteſt? Faſſe Muth, Medardus! der wahn¬
ſinnige Thor, den der boͤſe Feind verlockt
hat zu glauben, er ſey Du, und muͤſſe voll¬
bringen was Du begonnen, war das Werk¬
zeug des Himmels, durch das ſein Rath¬
ſchluß vollendet wurde. — Faſſe Muth, Me¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/364>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.