Gedanken halten, wenn ich, den Besitz jener an den Grafen Viktorin gerichteten Briefe, die in der That sich noch im Portefeuille be¬ fanden, rechtfertigend, zugleich eine fingirte Person einzuflechten suchte, die künftig, je nachdem die Umstände darauf hindeuteten, den entflohenen Medardus oder den Grafen Viktorin vorstellen konnte[.] Dabei fiel mir ein, daß vielleicht unter Euphemiens Papie¬ ren sich Briefe vorfanden, die über Vikto¬ rins Plan, als Mönch im Schlosse zu er¬ scheinen, Aufschluß gaben, und daß dies aufs neue den eigentlichen Hergang der Sache verdunkeln und verwirren könne. Meine Fantasie arbeitete fort indem der Richter mich frug, und es entwickelten sich mir im¬ mer neue Mittel, mich vor jeder Entdek¬ kung zu sichern, so daß ich auf das ärgste gefaßt zu seyn glaubte. -- Ich erwartete nun, da über mein Leben im Allgemeinen Alles genug erörtert schien, daß der Richter dem mir angeschuldigten Verbrechen näher
kommen
Gedanken halten, wenn ich, den Beſitz jener an den Grafen Viktorin gerichteten Briefe, die in der That ſich noch im Portefeuille be¬ fanden, rechtfertigend, zugleich eine fingirte Perſon einzuflechten ſuchte, die kuͤnftig, je nachdem die Umſtaͤnde darauf hindeuteten, den entflohenen Medardus oder den Grafen Viktorin vorſtellen konnte[.] Dabei fiel mir ein, daß vielleicht unter Euphemiens Papie¬ ren ſich Briefe vorfanden, die uͤber Vikto¬ rins Plan, als Moͤnch im Schloſſe zu er¬ ſcheinen, Aufſchluß gaben, und daß dies aufs neue den eigentlichen Hergang der Sache verdunkeln und verwirren koͤnne. Meine Fantaſie arbeitete fort indem der Richter mich frug, und es entwickelten ſich mir im¬ mer neue Mittel, mich vor jeder Entdek¬ kung zu ſichern, ſo daß ich auf das aͤrgſte gefaßt zu ſeyn glaubte. — Ich erwartete nun, da uͤber mein Leben im Allgemeinen Alles genug eroͤrtert ſchien, daß der Richter dem mir angeſchuldigten Verbrechen naͤher
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Gedanken halten, wenn ich, den Beſitz jener
an den Grafen Viktorin gerichteten Briefe,
die in der That ſich noch im Portefeuille be¬
fanden, rechtfertigend, zugleich eine fingirte
Perſon einzuflechten ſuchte, die kuͤnftig, je
nachdem die Umſtaͤnde darauf hindeuteten,
den entflohenen Medardus oder den Grafen
Viktorin vorſtellen konnte. Dabei fiel mir
ein, daß vielleicht unter Euphemiens Papie¬
ren ſich Briefe vorfanden, die uͤber Vikto¬
rins Plan, als Moͤnch im Schloſſe zu er¬
ſcheinen, Aufſchluß gaben, und daß dies aufs
neue den eigentlichen Hergang der Sache
verdunkeln und verwirren koͤnne. Meine
Fantaſie arbeitete fort indem der Richter
mich frug, und es entwickelten ſich mir im¬
mer neue Mittel, mich vor jeder Entdek¬
kung zu ſichern, ſo daß ich auf das aͤrgſte
gefaßt zu ſeyn glaubte. — Ich erwartete
nun, da uͤber mein Leben im Allgemeinen
Alles genug eroͤrtert ſchien, daß der Richter
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/40>, abgerufen am 21.11.2024.
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