[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.besblick jenes geheimnißvollen Wesens am Ich fühlte keine Ermattung mehr, Aure¬ besblick jenes geheimnißvollen Weſens am Ich fuͤhlte keine Ermattung mehr, Aure¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0095" n="87"/> besblick jenes geheimnißvollen Weſens am<lb/> Beichtſtuhl, das ich oft in ſuͤßen Traͤumen<lb/> ſah. „Koͤnnen Sie mir jemals verzeihen!“<lb/> lispelte Aurelie. Da ſtuͤrzte ich wahnſinnig<lb/> vor namenloſem Entzuͤcken vor ihr hin, ich<lb/> ergriff ihre Haͤnde! — „Aurelie ... Aurelie<lb/> ... fuͤr Marter! ... Tod!“ Ich fuͤhlte mich<lb/> ſanft emporgehoben — Aurelie ſank an mei¬<lb/> ne Bruſt, ich ſchwelgte in gluͤhenden<lb/> Kuͤſſen. Aufgeſchreckt durch ein nahes Ge¬<lb/> raͤuſch, wand ſie ſich endlich los aus meinen<lb/> Armen, ich durfte ſie nicht zuruͤckhalten.<lb/> „Erfuͤllt iſt all' mein Sehnen und Hoffen“<lb/> ſprach ſie leiſe, und in dem Augenblick ſah'<lb/> ich die Fuͤrſtin den Gang heraufkommen. Ich<lb/> trat hinein in das Gebuͤſch, und wurde nun<lb/> gewahr, daß ich wunderlicher Weiſe einen<lb/> duͤrren grauen Stamm fuͤr ein Cruzifix ge¬<lb/> halten.</p><lb/> <p>Ich fuͤhlte keine Ermattung mehr, Aure¬<lb/> liens Kuͤße durchgluͤhten mich mit neuer Le¬<lb/> benskraft; es war mir, als ſey jetzt hell und<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0095]
besblick jenes geheimnißvollen Weſens am
Beichtſtuhl, das ich oft in ſuͤßen Traͤumen
ſah. „Koͤnnen Sie mir jemals verzeihen!“
lispelte Aurelie. Da ſtuͤrzte ich wahnſinnig
vor namenloſem Entzuͤcken vor ihr hin, ich
ergriff ihre Haͤnde! — „Aurelie ... Aurelie
... fuͤr Marter! ... Tod!“ Ich fuͤhlte mich
ſanft emporgehoben — Aurelie ſank an mei¬
ne Bruſt, ich ſchwelgte in gluͤhenden
Kuͤſſen. Aufgeſchreckt durch ein nahes Ge¬
raͤuſch, wand ſie ſich endlich los aus meinen
Armen, ich durfte ſie nicht zuruͤckhalten.
„Erfuͤllt iſt all' mein Sehnen und Hoffen“
ſprach ſie leiſe, und in dem Augenblick ſah'
ich die Fuͤrſtin den Gang heraufkommen. Ich
trat hinein in das Gebuͤſch, und wurde nun
gewahr, daß ich wunderlicher Weiſe einen
duͤrren grauen Stamm fuͤr ein Cruzifix ge¬
halten.
Ich fuͤhlte keine Ermattung mehr, Aure¬
liens Kuͤße durchgluͤhten mich mit neuer Le¬
benskraft; es war mir, als ſey jetzt hell und
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