Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

"ließen dem Tyrannen zum Hohn Pfefferkörner,
"Obstkerne u. d. m. in den Kleidern stecken. Noch¬
"mals meinen herzlichen Dank, guter edler Herr
"Peregrinus, für die große Wohlthat, die Ihr
"mir erzeigt habt und die ich zu schätzen weiß wie
"keiner. Erlaubt, daß ich mich als ein freier Mann
"wenige Zeit bei Euch aufhalte; ich kann Euch in
"manchen recht wichtigen Angelegenheiten Eures Le¬
"bens so nützlich seyn, als Ihr es kaum denken möget.
"Zwar könnte es für gefährlich zu achten seyn, daß
"Ihr in heftiger Liebe entbrannt seyd zu dem holden
"Wesen --"

"Was sagt Ihr," unterbrach Peregrinus den
kleinen Unsichtbaren, "was sagt Ihr Meister, ich --
"ich entbrannt in Liebe?"

"Es ist nicht anders, fuhr Meister Floh fort,
"denkt Euch mein Entsetzen, meine Angst, als Ihr
"gestern eintratet mit der Prinzessin in den Armen,
"ganz erhitzt von wilder Leidenschaft; als sie alle Ver¬
"führungskünste anwandte, die ihr leider nur zu sehr
"zu Gebote stehen, um Euch zu meiner Auslieferung
"zu bewegen! -- Doch! erst da erkannte ich Eure
"Großmuth in ganzem Umfange, als Ihr standhaft
"bliebt, als Ihr geschickt so thatet, als wüßtet Ihr
"gar nichts von meinem Aufenthalt bei Euch, als

»ließen dem Tyrannen zum Hohn Pfefferkörner,
»Obſtkerne u. d. m. in den Kleidern ſtecken. Noch¬
»mals meinen herzlichen Dank, guter edler Herr
»Peregrinus, für die große Wohlthat, die Ihr
»mir erzeigt habt und die ich zu ſchätzen weiß wie
»keiner. Erlaubt, daß ich mich als ein freier Mann
»wenige Zeit bei Euch aufhalte; ich kann Euch in
»manchen recht wichtigen Angelegenheiten Eures Le¬
»bens ſo nützlich ſeyn, als Ihr es kaum denken möget.
»Zwar könnte es für gefährlich zu achten ſeyn, daß
»Ihr in heftiger Liebe entbrannt ſeyd zu dem holden
»Weſen —»

»Was ſagt Ihr,» unterbrach Peregrinus den
kleinen Unſichtbaren, »was ſagt Ihr Meiſter, ich —
»ich entbrannt in Liebe?»

»Es iſt nicht anders, fuhr Meiſter Floh fort,
»denkt Euch mein Entſetzen, meine Angſt, als Ihr
»geſtern eintratet mit der Prinzeſſin in den Armen,
»ganz erhitzt von wilder Leidenſchaft; als ſie alle Ver¬
»führungskünſte anwandte, die ihr leider nur zu ſehr
»zu Gebote ſtehen, um Euch zu meiner Auslieferung
»zu bewegen! — Doch! erſt da erkannte ich Eure
»Großmuth in ganzem Umfange, als Ihr ſtandhaft
»bliebt, als Ihr geſchickt ſo thatet, als wüßtet Ihr
»gar nichts von meinem Aufenthalt bei Euch, als

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0101" n="96"/>
»ließen dem Tyrannen zum Hohn Pfefferkörner,<lb/>
»Ob&#x017F;tkerne u. d. m. in den Kleidern &#x017F;tecken. Noch¬<lb/>
»mals meinen herzlichen Dank, guter edler Herr<lb/>
»Peregrinus, für die große Wohlthat, die Ihr<lb/>
»mir erzeigt habt und die ich zu &#x017F;chätzen weiß wie<lb/>
»keiner. Erlaubt, daß ich mich als ein freier Mann<lb/>
»wenige Zeit bei Euch aufhalte; ich kann Euch in<lb/>
»manchen recht wichtigen Angelegenheiten Eures Le¬<lb/>
»bens &#x017F;o nützlich &#x017F;eyn, als Ihr es kaum denken möget.<lb/>
»Zwar könnte es für gefährlich zu achten &#x017F;eyn, daß<lb/>
»Ihr in heftiger Liebe entbrannt &#x017F;eyd zu dem holden<lb/>
»We&#x017F;en &#x2014;»</p><lb/>
          <p>»Was &#x017F;agt Ihr,» unterbrach Peregrinus den<lb/>
kleinen Un&#x017F;ichtbaren, »was &#x017F;agt Ihr Mei&#x017F;ter, ich &#x2014;<lb/>
»<hi rendition="#g">ich</hi> entbrannt in Liebe?»</p><lb/>
          <p>»Es i&#x017F;t nicht anders, fuhr Mei&#x017F;ter Floh fort,<lb/>
»denkt Euch mein Ent&#x017F;etzen, meine Ang&#x017F;t, als Ihr<lb/>
»ge&#x017F;tern eintratet mit der Prinze&#x017F;&#x017F;in in den Armen,<lb/>
»ganz erhitzt von wilder Leiden&#x017F;chaft; als &#x017F;ie alle Ver¬<lb/>
»führungskün&#x017F;te anwandte, die ihr leider nur zu &#x017F;ehr<lb/>
»zu Gebote &#x017F;tehen, um Euch zu meiner Auslieferung<lb/>
»zu bewegen! &#x2014; Doch! er&#x017F;t da erkannte ich Eure<lb/>
»Großmuth in ganzem Umfange, als Ihr &#x017F;tandhaft<lb/>
»bliebt, als Ihr ge&#x017F;chickt &#x017F;o thatet, als wüßtet Ihr<lb/>
»gar nichts von meinem Aufenthalt bei Euch, als<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0101] »ließen dem Tyrannen zum Hohn Pfefferkörner, »Obſtkerne u. d. m. in den Kleidern ſtecken. Noch¬ »mals meinen herzlichen Dank, guter edler Herr »Peregrinus, für die große Wohlthat, die Ihr »mir erzeigt habt und die ich zu ſchätzen weiß wie »keiner. Erlaubt, daß ich mich als ein freier Mann »wenige Zeit bei Euch aufhalte; ich kann Euch in »manchen recht wichtigen Angelegenheiten Eures Le¬ »bens ſo nützlich ſeyn, als Ihr es kaum denken möget. »Zwar könnte es für gefährlich zu achten ſeyn, daß »Ihr in heftiger Liebe entbrannt ſeyd zu dem holden »Weſen —» »Was ſagt Ihr,» unterbrach Peregrinus den kleinen Unſichtbaren, »was ſagt Ihr Meiſter, ich — »ich entbrannt in Liebe?» »Es iſt nicht anders, fuhr Meiſter Floh fort, »denkt Euch mein Entſetzen, meine Angſt, als Ihr »geſtern eintratet mit der Prinzeſſin in den Armen, »ganz erhitzt von wilder Leidenſchaft; als ſie alle Ver¬ »führungskünſte anwandte, die ihr leider nur zu ſehr »zu Gebote ſtehen, um Euch zu meiner Auslieferung »zu bewegen! — Doch! erſt da erkannte ich Eure »Großmuth in ganzem Umfange, als Ihr ſtandhaft »bliebt, als Ihr geſchickt ſo thatet, als wüßtet Ihr »gar nichts von meinem Aufenthalt bei Euch, als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/101
Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/101>, abgerufen am 24.11.2024.