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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

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fel -- was ist denn das, ist das der Peregrinus, der
zu mir spricht? -- Bin ich der gelehrte weise Swam¬
merdamm oder ein Esel! --

Ganz verzweifelt raffte er sich endlich zusammen
und begann: "Doch von etwas anderm, verehrtester
"Herr Tyß, von etwas anderm und wie es mir vor¬
"kommen will, von etwas schönem und erfreuli¬
"chem!" --

So wie Swammerdamm nun weiter sprach, hatte
er, sowohl als Leuwenhöck mit großer Freude die in¬
nige Zuneigung der schönen Dörtje Elverdink zu dem
Herrn Peregrinus Tyß entdeckt. War nun auch sonst
jeder anderer Meinung gewesen, indem jeder geglaubt,
Dörtje müsse bei ihm bleiben und an Liebe und Hei¬
rath sey gar nicht zu denken, so hatten sie sich doch
jetzt eines bessern überzeugt. In Peregrinus Horos¬
kop meinten sie nämlich zu lesen, daß er durchaus
die schöne anmuthige Dörtje Elverdink zu seiner Ge¬
mahlin erkiesen müsse, um das für alle Conjunkturen
seines ganzen Lebens ersprießlichste zu thun. Beide
zweifelten nicht einen Augenblick, daß Peregrinus
nicht in gleicher glühenden Liebe zur holden Kleinen
befangen seyn solle und hielten daher die Angelegen¬
heit für völlig abgeschlossen. Swammerdamm meinte
noch, daß Herr Peregrinus Tyß überdem der einzige

fel — was iſt denn das, iſt das der Peregrinus, der
zu mir ſpricht? — Bin ich der gelehrte weiſe Swam¬
merdamm oder ein Eſel! —

Ganz verzweifelt raffte er ſich endlich zuſammen
und begann: »Doch von etwas anderm, verehrteſter
»Herr Tyß, von etwas anderm und wie es mir vor¬
»kommen will, von etwas ſchönem und erfreuli¬
»chem!» —

So wie Swammerdamm nun weiter ſprach, hatte
er, ſowohl als Leuwenhöck mit großer Freude die in¬
nige Zuneigung der ſchönen Dörtje Elverdink zu dem
Herrn Peregrinus Tyß entdeckt. War nun auch ſonſt
jeder anderer Meinung geweſen, indem jeder geglaubt,
Dörtje müſſe bei ihm bleiben und an Liebe und Hei¬
rath ſey gar nicht zu denken, ſo hatten ſie ſich doch
jetzt eines beſſern überzeugt. In Peregrinus Horos¬
kop meinten ſie nämlich zu leſen, daß er durchaus
die ſchöne anmuthige Dörtje Elverdink zu ſeiner Ge¬
mahlin erkieſen müſſe, um das für alle Conjunkturen
ſeines ganzen Lebens erſprießlichſte zu thun. Beide
zweifelten nicht einen Augenblick, daß Peregrinus
nicht in gleicher glühenden Liebe zur holden Kleinen
befangen ſeyn ſolle und hielten daher die Angelegen¬
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[218/0223] fel — was iſt denn das, iſt das der Peregrinus, der zu mir ſpricht? — Bin ich der gelehrte weiſe Swam¬ merdamm oder ein Eſel! — Ganz verzweifelt raffte er ſich endlich zuſammen und begann: »Doch von etwas anderm, verehrteſter »Herr Tyß, von etwas anderm und wie es mir vor¬ »kommen will, von etwas ſchönem und erfreuli¬ »chem!» — So wie Swammerdamm nun weiter ſprach, hatte er, ſowohl als Leuwenhöck mit großer Freude die in¬ nige Zuneigung der ſchönen Dörtje Elverdink zu dem Herrn Peregrinus Tyß entdeckt. War nun auch ſonſt jeder anderer Meinung geweſen, indem jeder geglaubt, Dörtje müſſe bei ihm bleiben und an Liebe und Hei¬ rath ſey gar nicht zu denken, ſo hatten ſie ſich doch jetzt eines beſſern überzeugt. In Peregrinus Horos¬ kop meinten ſie nämlich zu leſen, daß er durchaus die ſchöne anmuthige Dörtje Elverdink zu ſeiner Ge¬ mahlin erkieſen müſſe, um das für alle Conjunkturen ſeines ganzen Lebens erſprießlichſte zu thun. Beide zweifelten nicht einen Augenblick, daß Peregrinus nicht in gleicher glühenden Liebe zur holden Kleinen befangen ſeyn ſolle und hielten daher die Angelegen¬ heit für völlig abgeſchloſſen. Swammerdamm meinte noch, daß Herr Peregrinus Tyß überdem der einzige

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/223>, abgerufen am 25.11.2024.