Meer der Himmelsträume verschlungen, in dem der entzückte Peregrinus schwamm, seit dem Augenblick, als er Röschen gesehen. -- Wünsche, Träume, se¬ lige Hoffnungen strömen gern über in das befreundete Gemüth; aber gab es für den armen Peregrinus jetzt ein anderes, als das ehrliche des guten Meisters Floh? -- Dem wollte er nun sein ganzes Herz aus¬ schütten, dem wollte er von Röschen alles erzählen, was sich eigentlich gar nicht so recht erzählen ließ. Doch er mochte so viel rufen, so viel locken, als er wollte, kein Meister Floh ließ sich sehen, er war auf und davon. In der Falte der Halsbinde, wo sonst Meister Floh bei Ausgängen sich beherbergt, fand Peregrinus bei sorgfältigerem Nachsuchen ein kleines Schächtelchen, worauf die Worte standen:
"Hierin befindet sich das mikroskopische Gedan¬ "kenglas. Seht ihr mit dem linken Auge scharf "in die Schachtel hinein, so sitzt Euch das Glas "augenblicklich in der Pupille; wollt Ihr es "wieder heraus haben, so dürft Ihr nur das "Auge in die Schachtel hineinhaltend, die Pu¬ "pille sanft drücken und das Glas fällt auf den "Boden der Schachtel. -- Ich arbeite in Euern
Meer der Himmelsträume verſchlungen, in dem der entzückte Peregrinus ſchwamm, ſeit dem Augenblick, als er Röschen geſehen. — Wünſche, Träume, ſe¬ lige Hoffnungen ſtrömen gern über in das befreundete Gemüth; aber gab es für den armen Peregrinus jetzt ein anderes, als das ehrliche des guten Meiſters Floh? — Dem wollte er nun ſein ganzes Herz aus¬ ſchütten, dem wollte er von Röschen alles erzählen, was ſich eigentlich gar nicht ſo recht erzählen ließ. Doch er mochte ſo viel rufen, ſo viel locken, als er wollte, kein Meiſter Floh ließ ſich ſehen, er war auf und davon. In der Falte der Halsbinde, wo ſonſt Meiſter Floh bei Ausgängen ſich beherbergt, fand Peregrinus bei ſorgfältigerem Nachſuchen ein kleines Schächtelchen, worauf die Worte ſtanden:
»Hierin befindet ſich das mikroskopiſche Gedan¬ »kenglas. Seht ihr mit dem linken Auge ſcharf »in die Schachtel hinein, ſo ſitzt Euch das Glas »augenblicklich in der Pupille; wollt Ihr es »wieder heraus haben, ſo dürft Ihr nur das »Auge in die Schachtel hineinhaltend, die Pu¬ »pille ſanft drücken und das Glas fällt auf den »Boden der Schachtel. — Ich arbeite in Euern
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0243"n="238"/>
Meer der Himmelsträume verſchlungen, in dem der<lb/>
entzückte Peregrinus ſchwamm, ſeit dem Augenblick,<lb/>
als er Röschen geſehen. — Wünſche, Träume, ſe¬<lb/>
lige Hoffnungen ſtrömen gern über in das befreundete<lb/>
Gemüth; aber gab es für den armen Peregrinus jetzt<lb/>
ein anderes, als das ehrliche des guten Meiſters<lb/>
Floh? — Dem wollte er nun ſein ganzes Herz aus¬<lb/>ſchütten, dem wollte er von Röschen alles erzählen,<lb/>
was ſich eigentlich gar nicht ſo recht erzählen ließ.<lb/>
Doch er mochte ſo viel rufen, ſo viel locken, als er<lb/>
wollte, kein Meiſter Floh ließ ſich ſehen, er war<lb/>
auf und davon. In der Falte der Halsbinde, wo<lb/>ſonſt Meiſter Floh bei Ausgängen ſich beherbergt,<lb/>
fand Peregrinus bei ſorgfältigerem Nachſuchen ein<lb/>
kleines Schächtelchen, worauf die Worte ſtanden:</p><lb/><p>»Hierin befindet ſich das mikroskopiſche Gedan¬<lb/>
»kenglas. Seht ihr mit dem linken Auge ſcharf<lb/>
»in die Schachtel hinein, ſo ſitzt Euch das Glas<lb/>
»augenblicklich in der Pupille; wollt Ihr es<lb/>
»wieder heraus haben, ſo dürft Ihr nur das<lb/>
»Auge in die Schachtel hineinhaltend, die Pu¬<lb/>
»pille ſanft drücken und das Glas fällt auf den<lb/>
»Boden der Schachtel. — Ich arbeite in Euern<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[238/0243]
Meer der Himmelsträume verſchlungen, in dem der
entzückte Peregrinus ſchwamm, ſeit dem Augenblick,
als er Röschen geſehen. — Wünſche, Träume, ſe¬
lige Hoffnungen ſtrömen gern über in das befreundete
Gemüth; aber gab es für den armen Peregrinus jetzt
ein anderes, als das ehrliche des guten Meiſters
Floh? — Dem wollte er nun ſein ganzes Herz aus¬
ſchütten, dem wollte er von Röschen alles erzählen,
was ſich eigentlich gar nicht ſo recht erzählen ließ.
Doch er mochte ſo viel rufen, ſo viel locken, als er
wollte, kein Meiſter Floh ließ ſich ſehen, er war
auf und davon. In der Falte der Halsbinde, wo
ſonſt Meiſter Floh bei Ausgängen ſich beherbergt,
fand Peregrinus bei ſorgfältigerem Nachſuchen ein
kleines Schächtelchen, worauf die Worte ſtanden:
»Hierin befindet ſich das mikroskopiſche Gedan¬
»kenglas. Seht ihr mit dem linken Auge ſcharf
»in die Schachtel hinein, ſo ſitzt Euch das Glas
»augenblicklich in der Pupille; wollt Ihr es
»wieder heraus haben, ſo dürft Ihr nur das
»Auge in die Schachtel hineinhaltend, die Pu¬
»pille ſanft drücken und das Glas fällt auf den
»Boden der Schachtel. — Ich arbeite in Euern
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/243>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.