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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

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nen verfinsternden Hauch auf den hellen klaren Spie¬
gel meiner Seele geworfen.

Ich vertraue dir, ich vertraue dem Gedanken
der Seligkeit, die über uns kommen wird, wann
ein festes Band uns verknüpft und die mir süße
Träume voll Liebe und Sehnsucht verkündet! Pere¬
grinus! mögen auch finstre Geister über dich beschlos¬
sen haben, was sie wollen, ihre Macht scheitert ge¬
brochen an deinem frommen Wesen, das fest und
stark ist in Liebe und unwandelbarer Treue.

Was soll, was kann eine Liebe verstören wie
die unsrige; verbanne jeden Zweifel, unsre Liebe ist
der Talisman, vor dem die nächtigen Gestalten flie¬
hen. --

Dem Peregrinus kam Röschen in diesem Au¬
genblick vor, wie ein höheres Wesen, jedes ihrer
Worte wie Trost des Himmels. Ein unbeschreiblich
Gefühl der reinsten Wonne durchströmte sein Innres,
wie milder süßer Frühlingshauch. Er war nicht mehr
der Sünder, der vermeßne Frevler, für den er sich
gehalten, er glaubte mit Entzücken zu erkennen, daß
er werth sey der Liebe, der holdesten, engelreinsten
Jungfrau.

Der Buchbindermeister Lämmerhirt, kehrte mit
seiner Familie von einem Spaziergange zurück.

nen verfinſternden Hauch auf den hellen klaren Spie¬
gel meiner Seele geworfen.

Ich vertraue dir, ich vertraue dem Gedanken
der Seligkeit, die über uns kommen wird, wann
ein feſtes Band uns verknüpft und die mir ſüße
Träume voll Liebe und Sehnſucht verkündet! Pere¬
grinus! mögen auch finſtre Geiſter über dich beſchloſ¬
ſen haben, was ſie wollen, ihre Macht ſcheitert ge¬
brochen an deinem frommen Weſen, das feſt und
ſtark iſt in Liebe und unwandelbarer Treue.

Was ſoll, was kann eine Liebe verſtören wie
die unſrige; verbanne jeden Zweifel, unſre Liebe iſt
der Talisman, vor dem die nächtigen Geſtalten flie¬
hen. —

Dem Peregrinus kam Röschen in dieſem Au¬
genblick vor, wie ein höheres Weſen, jedes ihrer
Worte wie Troſt des Himmels. Ein unbeſchreiblich
Gefühl der reinſten Wonne durchſtrömte ſein Innres,
wie milder ſüßer Frühlingshauch. Er war nicht mehr
der Sünder, der vermeßne Frevler, für den er ſich
gehalten, er glaubte mit Entzücken zu erkennen, daß
er werth ſey der Liebe, der holdeſten, engelreinſten
Jungfrau.

Der Buchbindermeiſter Lämmerhirt, kehrte mit
ſeiner Familie von einem Spaziergange zurück.

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[246/0251] nen verfinſternden Hauch auf den hellen klaren Spie¬ gel meiner Seele geworfen. Ich vertraue dir, ich vertraue dem Gedanken der Seligkeit, die über uns kommen wird, wann ein feſtes Band uns verknüpft und die mir ſüße Träume voll Liebe und Sehnſucht verkündet! Pere¬ grinus! mögen auch finſtre Geiſter über dich beſchloſ¬ ſen haben, was ſie wollen, ihre Macht ſcheitert ge¬ brochen an deinem frommen Weſen, das feſt und ſtark iſt in Liebe und unwandelbarer Treue. Was ſoll, was kann eine Liebe verſtören wie die unſrige; verbanne jeden Zweifel, unſre Liebe iſt der Talisman, vor dem die nächtigen Geſtalten flie¬ hen. — Dem Peregrinus kam Röschen in dieſem Au¬ genblick vor, wie ein höheres Weſen, jedes ihrer Worte wie Troſt des Himmels. Ein unbeſchreiblich Gefühl der reinſten Wonne durchſtrömte ſein Innres, wie milder ſüßer Frühlingshauch. Er war nicht mehr der Sünder, der vermeßne Frevler, für den er ſich gehalten, er glaubte mit Entzücken zu erkennen, daß er werth ſey der Liebe, der holdeſten, engelreinſten Jungfrau. Der Buchbindermeiſter Lämmerhirt, kehrte mit ſeiner Familie von einem Spaziergange zurück.

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/251>, abgerufen am 28.11.2024.