Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.sey, weshalb auch die vortrefflichsten Märchenerzähler, Peregrinus befand sich in einer dunklen Kam¬ ſey, weshalb auch die vortrefflichſten Märchenerzähler, Peregrinus befand ſich in einer dunklen Kam¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0009" n="4"/> ſey, weshalb auch die vortrefflichſten Märchenerzähler,<lb/> als da ſind, Ammen, alte Weiber u. a. ſich deſſelben<lb/> jederzeit bedient haben, da aber jeder Autor vorzugs¬<lb/> weiſe ſchreibt, um geleſen zu werden, ſo will er (be¬<lb/> ſagter Herausgeber nämlich) dem günſtigen Leſer durch¬<lb/> aus nicht die Luſt benehmen, wirklich ſein Leſer zu<lb/> ſeyn. Er ſagt demſelben daher gleich ohne alle weitere<lb/> Umſchweife, daß demſelben Peregrinus Tyß, von deſ¬<lb/> ſen ſeltſamen Schickſalen dieſe Geſchichte handeln wird,<lb/> an keinem Weihnachtsabende das Herz ſo geklopft hatte<lb/> vor banger freudiger Erwartung, als gerade an dem¬<lb/> jenigen, mit welchem die Erzählung ſeiner Abentheuer<lb/> beginnt.</p><lb/> <p>Peregrinus befand ſich in einer dunklen Kam¬<lb/> mer, die neben dem Prunkzimmer belegen, wo ihm<lb/> der heilige Chriſt einbeſcheert zu werden pflegte. Dort<lb/> ſchlich er bald leiſe auf und ab, lauſchte auch wohl<lb/> ein wenig an der Thüre, bald ſetzte er ſich ſtill hin<lb/> in den Winkel und zog mit geſchloſſenen Augen die<lb/> myſtiſchen Düfte des Marzipans, der Pfefferkuchen,<lb/> ein, die aus dem Zimmer ſtrömten. Dann durch¬<lb/> bebten ihn ſüße heimliche Schauer, wenn, indem er<lb/> ſchnell wieder die Augen öffnete, ihn die hellen Licht¬<lb/> ſtralen blendeten, die, durch die Ritzen der Thüre hin¬<lb/> einfallend, an der Wand hin und her hüpften.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0009]
ſey, weshalb auch die vortrefflichſten Märchenerzähler,
als da ſind, Ammen, alte Weiber u. a. ſich deſſelben
jederzeit bedient haben, da aber jeder Autor vorzugs¬
weiſe ſchreibt, um geleſen zu werden, ſo will er (be¬
ſagter Herausgeber nämlich) dem günſtigen Leſer durch¬
aus nicht die Luſt benehmen, wirklich ſein Leſer zu
ſeyn. Er ſagt demſelben daher gleich ohne alle weitere
Umſchweife, daß demſelben Peregrinus Tyß, von deſ¬
ſen ſeltſamen Schickſalen dieſe Geſchichte handeln wird,
an keinem Weihnachtsabende das Herz ſo geklopft hatte
vor banger freudiger Erwartung, als gerade an dem¬
jenigen, mit welchem die Erzählung ſeiner Abentheuer
beginnt.
Peregrinus befand ſich in einer dunklen Kam¬
mer, die neben dem Prunkzimmer belegen, wo ihm
der heilige Chriſt einbeſcheert zu werden pflegte. Dort
ſchlich er bald leiſe auf und ab, lauſchte auch wohl
ein wenig an der Thüre, bald ſetzte er ſich ſtill hin
in den Winkel und zog mit geſchloſſenen Augen die
myſtiſchen Düfte des Marzipans, der Pfefferkuchen,
ein, die aus dem Zimmer ſtrömten. Dann durch¬
bebten ihn ſüße heimliche Schauer, wenn, indem er
ſchnell wieder die Augen öffnete, ihn die hellen Licht¬
ſtralen blendeten, die, durch die Ritzen der Thüre hin¬
einfallend, an der Wand hin und her hüpften.
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