der Ferne finstre Gestalten, die gleich wieder in dem Gebüsch verschwanden. Er wollte seine Dog¬ gen loskuppeln. "Thut das nicht, lieber Mann!" rief Denner, "denn ich kann Euch versichern, daß wir nicht das mindeste zu fürchten haben." Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als nur wenige Schritte von ihnen ein großer schwarzer Kerl mit struppigen Haaren und großem Knebel¬ bart, eine Büchse in der Hand, aus dem Gebüsch heraustrat. Andres machte sich schußfertig; "schießt nicht, schießt nicht!" rief Denner; der schwarze Kerl nickte ihm freundlich zu und verlor sich in den Bäumen. Endlich waren sie aus dem Walde heraus, auf der lebhaften Land¬ straße. "Nun danke ich Euch herzlich für Euer Geleite," sprach Denner; "kehrt nur jetzt in Eure Wohnung zurück; sollten Euch wieder solche Gestalten aufstoßen, wie wir sie gesehen, so zieht ruhig Eure Straße fort, ohne Euch darum zu kümmern. Thut, als wenn Ihr gar nichts be¬ merktet, behaltet Eure Doggen am Strick, Ihr
der Ferne finſtre Geſtalten, die gleich wieder in dem Gebuͤſch verſchwanden. Er wollte ſeine Dog¬ gen loskuppeln. „Thut das nicht, lieber Mann!“ rief Denner, „denn ich kann Euch verſichern, daß wir nicht das mindeſte zu fuͤrchten haben.“ Kaum hatte er dieſe Worte geſprochen, als nur wenige Schritte von ihnen ein großer ſchwarzer Kerl mit ſtruppigen Haaren und großem Knebel¬ bart, eine Buͤchſe in der Hand, aus dem Gebuͤſch heraustrat. Andres machte ſich ſchußfertig; „ſchießt nicht, ſchießt nicht!“ rief Denner; der ſchwarze Kerl nickte ihm freundlich zu und verlor ſich in den Baͤumen. Endlich waren ſie aus dem Walde heraus, auf der lebhaften Land¬ ſtraße. „Nun danke ich Euch herzlich fuͤr Euer Geleite,“ ſprach Denner; „kehrt nur jetzt in Eure Wohnung zuruͤck; ſollten Euch wieder ſolche Geſtalten aufſtoßen, wie wir ſie geſehen, ſo zieht ruhig Eure Straße fort, ohne Euch darum zu kuͤmmern. Thut, als wenn Ihr gar nichts be¬ merktet, behaltet Eure Doggen am Strick, Ihr
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der Ferne finſtre Geſtalten, die gleich wieder in
dem Gebuͤſch verſchwanden. Er wollte ſeine Dog¬
gen loskuppeln. „Thut das nicht, lieber Mann!“
rief Denner, „denn ich kann Euch verſichern,
daß wir nicht das mindeſte zu fuͤrchten haben.“
Kaum hatte er dieſe Worte geſprochen, als nur
wenige Schritte von ihnen ein großer ſchwarzer
Kerl mit ſtruppigen Haaren und großem Knebel¬
bart, eine Buͤchſe in der Hand, aus dem Gebuͤſch
heraustrat. Andres machte ſich ſchußfertig;
„ſchießt nicht, ſchießt nicht!“ rief Denner;
der ſchwarze Kerl nickte ihm freundlich zu und
verlor ſich in den Baͤumen. Endlich waren ſie
aus dem Walde heraus, auf der lebhaften Land¬
ſtraße. „Nun danke ich Euch herzlich fuͤr Euer
Geleite,“ ſprach Denner; „kehrt nur jetzt in
Eure Wohnung zuruͤck; ſollten Euch wieder ſolche
Geſtalten aufſtoßen, wie wir ſie geſehen, ſo zieht
ruhig Eure Straße fort, ohne Euch darum zu
kuͤmmern. Thut, als wenn Ihr gar nichts be¬
merktet, behaltet Eure Doggen am Strick, Ihr
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/114>, abgerufen am 21.11.2024.
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