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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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die Mauer, und sprengten von innen das Hof¬
thor; einige wurden auf Wache ausgestellt, und
unter diesen befand sich Andres. Bald hörte
er, wie die Räuber die Thüren erbrachen und ins
Haus stürmten, er vernahm ihr Fluchen, ihr
Geschrei, das Geheul der Gemißhandelten. Es
fiel ein Schuß; der Pachter, ein beherzter Mann,
mochte sich zur Wehre setzen -- dann wurde es
stiller -- aufgesprengte Schlösser klirrten, Räuber
schleppten Kisten zum Hofthor heraus. Einer von
des Pachters Leuten mußte in der Finsterniß ent¬
wischt und ins Dorf gerannt seyn; denn auf ein¬
mal tönte die Sturmglocke durch die Nacht, und
bald darauf strömten Haufen mit hellauflodernden
Lichtern die Straße herauf nach der Pachterwoh¬
nung. Nun fiel Schuß auf Schuß, die Räuber
sammelten sich im Hofe und streckten alles nieder,
was sich der Mauer näherte. Sie hatten ihre
Windfackeln angezündet. Andres, der auf
einer Anhöhe stand, konnte alles übersehen. Mit
Entsetzen erblickte er unter den Bauern, Jäger

die Mauer, und ſprengten von innen das Hof¬
thor; einige wurden auf Wache ausgeſtellt, und
unter dieſen befand ſich Andres. Bald hoͤrte
er, wie die Raͤuber die Thuͤren erbrachen und ins
Haus ſtuͤrmten, er vernahm ihr Fluchen, ihr
Geſchrei, das Geheul der Gemißhandelten. Es
fiel ein Schuß; der Pachter, ein beherzter Mann,
mochte ſich zur Wehre ſetzen — dann wurde es
ſtiller — aufgeſprengte Schloͤſſer klirrten, Raͤuber
ſchleppten Kiſten zum Hofthor heraus. Einer von
des Pachters Leuten mußte in der Finſterniß ent¬
wiſcht und ins Dorf gerannt ſeyn; denn auf ein¬
mal toͤnte die Sturmglocke durch die Nacht, und
bald darauf ſtroͤmten Haufen mit hellauflodernden
Lichtern die Straße herauf nach der Pachterwoh¬
nung. Nun fiel Schuß auf Schuß, die Raͤuber
ſammelten ſich im Hofe und ſtreckten alles nieder,
was ſich der Mauer naͤherte. Sie hatten ihre
Windfackeln angezuͤndet. Andres, der auf
einer Anhoͤhe ſtand, konnte alles uͤberſehen. Mit
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[124/0132] die Mauer, und ſprengten von innen das Hof¬ thor; einige wurden auf Wache ausgeſtellt, und unter dieſen befand ſich Andres. Bald hoͤrte er, wie die Raͤuber die Thuͤren erbrachen und ins Haus ſtuͤrmten, er vernahm ihr Fluchen, ihr Geſchrei, das Geheul der Gemißhandelten. Es fiel ein Schuß; der Pachter, ein beherzter Mann, mochte ſich zur Wehre ſetzen — dann wurde es ſtiller — aufgeſprengte Schloͤſſer klirrten, Raͤuber ſchleppten Kiſten zum Hofthor heraus. Einer von des Pachters Leuten mußte in der Finſterniß ent¬ wiſcht und ins Dorf gerannt ſeyn; denn auf ein¬ mal toͤnte die Sturmglocke durch die Nacht, und bald darauf ſtroͤmten Haufen mit hellauflodernden Lichtern die Straße herauf nach der Pachterwoh¬ nung. Nun fiel Schuß auf Schuß, die Raͤuber ſammelten ſich im Hofe und ſtreckten alles nieder, was ſich der Mauer naͤherte. Sie hatten ihre Windfackeln angezuͤndet. Andres, der auf einer Anhoͤhe ſtand, konnte alles uͤberſehen. Mit Entſetzen erblickte er unter den Bauern, Jaͤger

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/132>, abgerufen am 25.05.2024.