Geld ehrlich erworben sei, unausgemittelt. Den¬ ner blieb dagegen bei seiner frühern Behauptung und ihm stimmten sämmtliche Räuber, die eingefan¬ gen worden, in allem bei. Alles dieses hätte aber die Richter noch nicht so von der Schuld des unglücklichen Andres überzeugt, als die Aus¬ sage von zwei Vachschen Jägern, die bei dem Schein der Flammen ganz genau den Andres erkannt und gesehen haben wollten, wie von ihm der Graf niedergestreckt wurde. Nun war An¬ dres in den Augen des Gerichts ein verstockter heuchlerischer Bösewicht und gestützt auf das Re¬ sultat aller jener Aussagen und Beweise wurde ihm die Tortur zuerkannt, um seinen starren Sinn zu beugen, und ihn zum Geständniß zu bringen. Schon über ein Jahr schmachtete An¬ dres im Kerker, der Gram hatte seine Kräfte aufgezehrt, und sein sonst robuster starker Körper war schwach und ohnmächtig geworden. Der schreck¬ liche Tag, an dem die Pein ihm das Geständniß einer That, welche er niemals begangen, abdrin¬
Geld ehrlich erworben ſei, unausgemittelt. Den¬ ner blieb dagegen bei ſeiner fruͤhern Behauptung und ihm ſtimmten ſaͤmmtliche Raͤuber, die eingefan¬ gen worden, in allem bei. Alles dieſes haͤtte aber die Richter noch nicht ſo von der Schuld des ungluͤcklichen Andres uͤberzeugt, als die Aus¬ ſage von zwei Vachſchen Jaͤgern, die bei dem Schein der Flammen ganz genau den Andres erkannt und geſehen haben wollten, wie von ihm der Graf niedergeſtreckt wurde. Nun war An¬ dres in den Augen des Gerichts ein verſtockter heuchleriſcher Boͤſewicht und geſtuͤtzt auf das Re¬ ſultat aller jener Ausſagen und Beweiſe wurde ihm die Tortur zuerkannt, um ſeinen ſtarren Sinn zu beugen, und ihn zum Geſtaͤndniß zu bringen. Schon uͤber ein Jahr ſchmachtete An¬ dres im Kerker, der Gram hatte ſeine Kraͤfte aufgezehrt, und ſein ſonſt robuſter ſtarker Koͤrper war ſchwach und ohnmaͤchtig geworden. Der ſchreck¬ liche Tag, an dem die Pein ihm das Geſtaͤndniß einer That, welche er niemals begangen, abdrin¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0167"n="159"/>
Geld ehrlich erworben ſei, unausgemittelt. <hirendition="#g">Den¬<lb/>
ner</hi> blieb dagegen bei ſeiner fruͤhern Behauptung<lb/>
und ihm ſtimmten ſaͤmmtliche Raͤuber, die eingefan¬<lb/>
gen worden, in allem bei. Alles dieſes haͤtte aber<lb/>
die Richter noch nicht ſo von der Schuld des<lb/>
ungluͤcklichen <hirendition="#g">Andres</hi> uͤberzeugt, als die Aus¬<lb/>ſage von zwei <hirendition="#g">Vach</hi>ſchen Jaͤgern, die bei dem<lb/>
Schein der Flammen ganz genau den <hirendition="#g">Andres</hi><lb/>
erkannt und geſehen haben wollten, wie von ihm<lb/>
der Graf niedergeſtreckt wurde. Nun war <hirendition="#g">An¬<lb/>
dres</hi> in den Augen des Gerichts ein verſtockter<lb/>
heuchleriſcher Boͤſewicht und geſtuͤtzt auf das Re¬<lb/>ſultat aller jener Ausſagen und Beweiſe wurde<lb/>
ihm die Tortur zuerkannt, um ſeinen ſtarren<lb/>
Sinn zu beugen, und ihn zum Geſtaͤndniß zu<lb/>
bringen. Schon uͤber ein Jahr ſchmachtete <hirendition="#g">An¬<lb/>
dres</hi> im Kerker, der Gram hatte ſeine Kraͤfte<lb/>
aufgezehrt, und ſein ſonſt robuſter ſtarker Koͤrper<lb/>
war ſchwach und ohnmaͤchtig geworden. Der ſchreck¬<lb/>
liche Tag, an dem die Pein ihm das Geſtaͤndniß<lb/>
einer That, welche er niemals begangen, abdrin¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[159/0167]
Geld ehrlich erworben ſei, unausgemittelt. Den¬
ner blieb dagegen bei ſeiner fruͤhern Behauptung
und ihm ſtimmten ſaͤmmtliche Raͤuber, die eingefan¬
gen worden, in allem bei. Alles dieſes haͤtte aber
die Richter noch nicht ſo von der Schuld des
ungluͤcklichen Andres uͤberzeugt, als die Aus¬
ſage von zwei Vachſchen Jaͤgern, die bei dem
Schein der Flammen ganz genau den Andres
erkannt und geſehen haben wollten, wie von ihm
der Graf niedergeſtreckt wurde. Nun war An¬
dres in den Augen des Gerichts ein verſtockter
heuchleriſcher Boͤſewicht und geſtuͤtzt auf das Re¬
ſultat aller jener Ausſagen und Beweiſe wurde
ihm die Tortur zuerkannt, um ſeinen ſtarren
Sinn zu beugen, und ihn zum Geſtaͤndniß zu
bringen. Schon uͤber ein Jahr ſchmachtete An¬
dres im Kerker, der Gram hatte ſeine Kraͤfte
aufgezehrt, und ſein ſonſt robuſter ſtarker Koͤrper
war ſchwach und ohnmaͤchtig geworden. Der ſchreck¬
liche Tag, an dem die Pein ihm das Geſtaͤndniß
einer That, welche er niemals begangen, abdrin¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/167>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.