Körper verbrannt werden. Auch dem unglückli¬ chen Andres war der Strang zuerkannt; seiner Reue halber, und da er durch das Bekenntniß der ihm von Denner gerathenen Flucht die Entdeckung des Anschlags der Bande, durchzubre¬ chen, veranlaßt hatte, durfte jedoch sein Körper herabgenommen, und auf der Gerichtsstätte ver¬ scharrt werden.
Der Morgen, an dem Denner und An¬ dres hingerichtet werden sollten, war angebro¬ chen; da ging die Thür des Gefängnisses auf, und der junge Graf von Vach trat hinein zum Andres, der auf den Knien lag und still betete. "Andres," sprach der Graf, "Du mußt ster¬ ben. Erleichtere Dein Gewissen noch durch ein offnes Geständniß! Sage mir, hast Du Deinen Herrn getödtet? Bist Du wirklich der Mörder meines Oheims?" -- Da stürzten dem Andres die Thränen aus den Augen, und er wiederholte nochmals Alles, was er vor Gericht ausgesagt, ehe ihm die unleidliche Quaal der Tortur eine
Koͤrper verbrannt werden. Auch dem ungluͤckli¬ chen Andres war der Strang zuerkannt; ſeiner Reue halber, und da er durch das Bekenntniß der ihm von Denner gerathenen Flucht die Entdeckung des Anſchlags der Bande, durchzubre¬ chen, veranlaßt hatte, durfte jedoch ſein Koͤrper herabgenommen, und auf der Gerichtsſtaͤtte ver¬ ſcharrt werden.
Der Morgen, an dem Denner und An¬ dres hingerichtet werden ſollten, war angebro¬ chen; da ging die Thuͤr des Gefaͤngniſſes auf, und der junge Graf von Vach trat hinein zum Andres, der auf den Knien lag und ſtill betete. „Andres,“ ſprach der Graf, „Du mußt ſter¬ ben. Erleichtere Dein Gewiſſen noch durch ein offnes Geſtaͤndniß! Sage mir, haſt Du Deinen Herrn getoͤdtet? Biſt Du wirklich der Moͤrder meines Oheims?“ — Da ſtuͤrzten dem Andres die Thraͤnen aus den Augen, und er wiederholte nochmals Alles, was er vor Gericht ausgeſagt, ehe ihm die unleidliche Quaal der Tortur eine
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Koͤrper verbrannt werden. Auch dem ungluͤckli¬
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Reue halber, und da er durch das Bekenntniß
der ihm von Denner gerathenen Flucht die
Entdeckung des Anſchlags der Bande, durchzubre¬
chen, veranlaßt hatte, durfte jedoch ſein Koͤrper
herabgenommen, und auf der Gerichtsſtaͤtte ver¬
ſcharrt werden.
Der Morgen, an dem Denner und An¬
dres hingerichtet werden ſollten, war angebro¬
chen; da ging die Thuͤr des Gefaͤngniſſes auf,
und der junge Graf von Vach trat hinein zum
Andres, der auf den Knien lag und ſtill betete.
„Andres,“ ſprach der Graf, „Du mußt ſter¬
ben. Erleichtere Dein Gewiſſen noch durch ein
offnes Geſtaͤndniß! Sage mir, haſt Du Deinen
Herrn getoͤdtet? Biſt Du wirklich der Moͤrder
meines Oheims?“ — Da ſtuͤrzten dem Andres
die Thraͤnen aus den Augen, und er wiederholte
nochmals Alles, was er vor Gericht ausgeſagt,
ehe ihm die unleidliche Quaal der Tortur eine
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/175>, abgerufen am 06.10.2024.
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