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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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blos erschaffen wären, um von andern gefressen
zu werden, und das käme doch am Ende zu un¬
serm Nutzen heraus, so wie z. B. die Katzen
den angebornen Instinkt hätten, Mäuse zu fressen,
damit diese uns nicht den Zucker, der zum Früh¬
stück bereit läge, wegknappern sollten. Am Ende
hat der Professor Recht -- Thiere und wir selbst
sind gut eingerichtete Maschinen, um gewisse
Stoffe zu verarbeiten, und zu verkneten für den
Tisch des unbekannten Königs -- Nun frisch --
frisch, Geselle -- reiche mir die Töpfe! -- Alle
Töne hab' ich gestern beim lieben Sonnenlicht
abgestimmt, damit mich der Fackelschein nicht trüge,
sie stehn numerirt im Winkel. Reich' mir Nu¬
mero eins, mein Junge! -- Grau in Grau! --
Und was wäre das trockne mühselige Leben, wenn
der Herr des Himmels uns nicht so manches
bunte Spielzeug in die Hände gegeben hätte! --
Wer artig ist, trachtet nicht, wie der neugierige
Bube, den Kasten zu zerbrechen, in dem es orgelt,
wenn er die äußere Schraube dreht. -- Man

blos erſchaffen waͤren, um von andern gefreſſen
zu werden, und das kaͤme doch am Ende zu un¬
ſerm Nutzen heraus, ſo wie z. B. die Katzen
den angebornen Inſtinkt haͤtten, Maͤuſe zu freſſen,
damit dieſe uns nicht den Zucker, der zum Fruͤh¬
ſtuͤck bereit laͤge, wegknappern ſollten. Am Ende
hat der Profeſſor Recht — Thiere und wir ſelbſt
ſind gut eingerichtete Maſchinen, um gewiſſe
Stoffe zu verarbeiten, und zu verkneten fuͤr den
Tiſch des unbekannten Koͤnigs — Nun friſch —
friſch, Geſelle — reiche mir die Toͤpfe! — Alle
Toͤne hab' ich geſtern beim lieben Sonnenlicht
abgeſtimmt, damit mich der Fackelſchein nicht truͤge,
ſie ſtehn numerirt im Winkel. Reich' mir Nu¬
mero eins, mein Junge! — Grau in Grau! —
Und was waͤre das trockne muͤhſelige Leben, wenn
der Herr des Himmels uns nicht ſo manches
bunte Spielzeug in die Haͤnde gegeben haͤtte! —
Wer artig iſt, trachtet nicht, wie der neugierige
Bube, den Kaſten zu zerbrechen, in dem es orgelt,
wenn er die aͤußere Schraube dreht. — Man

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[230/0238] blos erſchaffen waͤren, um von andern gefreſſen zu werden, und das kaͤme doch am Ende zu un¬ ſerm Nutzen heraus, ſo wie z. B. die Katzen den angebornen Inſtinkt haͤtten, Maͤuſe zu freſſen, damit dieſe uns nicht den Zucker, der zum Fruͤh¬ ſtuͤck bereit laͤge, wegknappern ſollten. Am Ende hat der Profeſſor Recht — Thiere und wir ſelbſt ſind gut eingerichtete Maſchinen, um gewiſſe Stoffe zu verarbeiten, und zu verkneten fuͤr den Tiſch des unbekannten Koͤnigs — Nun friſch — friſch, Geſelle — reiche mir die Toͤpfe! — Alle Toͤne hab' ich geſtern beim lieben Sonnenlicht abgeſtimmt, damit mich der Fackelſchein nicht truͤge, ſie ſtehn numerirt im Winkel. Reich' mir Nu¬ mero eins, mein Junge! — Grau in Grau! — Und was waͤre das trockne muͤhſelige Leben, wenn der Herr des Himmels uns nicht ſo manches bunte Spielzeug in die Haͤnde gegeben haͤtte! — Wer artig iſt, trachtet nicht, wie der neugierige Bube, den Kaſten zu zerbrechen, in dem es orgelt, wenn er die aͤußere Schraube dreht. — Man

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/238>, abgerufen am 24.11.2024.