innerer Angst und Unruhe gequält, konnte ich kein Auge zuthun. Der verhaßte abscheuliche Coppelius stand vor mir mit funkelnden Augen und lachte mich hämisch an, vergebens trachtete ich sein Bild los zu werden. Es mochte wohl schon Mitternacht seyn, als ein entsetzlicher Schlag geschah, wie wenn ein Geschütz losgefeiert würde. Das ganze Haus erdröhnte, es rasselte und rauschte bei meiner Thüre vorüber, die Hausthüre wurde klirrend zugeworfen. "Das ist Coppelius" rief ich entsetzt und sprang aus dem Bette. Da kreischte es auf in schneidendem trostlosen Jam¬ mer, fort stürzte ich nach des Vaters Zimmer, die Thüre stand offen, erstickender Dampf quoll mir entgegen, das Dienstmädchen schrie: Ach, der Herr! -- der Herr! -- Vor dem dampfenden Heerde auf dem Boden lag mein Vater todt mit schwarz verbranntem gräßlich verzerrtem Gesicht, um ihn herum heulten und winselten die Schwe¬ stern -- die Mutter ohnmächtig daneben! -- "Coppelius, verruchter Satan, du hast den Vater erschlagen!" -- So schrie ich auf; mir ver¬
innerer Angſt und Unruhe gequaͤlt, konnte ich kein Auge zuthun. Der verhaßte abſcheuliche Coppelius ſtand vor mir mit funkelnden Augen und lachte mich haͤmiſch an, vergebens trachtete ich ſein Bild los zu werden. Es mochte wohl ſchon Mitternacht ſeyn, als ein entſetzlicher Schlag geſchah, wie wenn ein Geſchuͤtz losgefeiert wuͤrde. Das ganze Haus erdroͤhnte, es raſſelte und rauſchte bei meiner Thuͤre voruͤber, die Hausthuͤre wurde klirrend zugeworfen. „Das iſt Coppelius“ rief ich entſetzt und ſprang aus dem Bette. Da kreiſchte es auf in ſchneidendem troſtloſen Jam¬ mer, fort ſtuͤrzte ich nach des Vaters Zimmer, die Thuͤre ſtand offen, erſtickender Dampf quoll mir entgegen, das Dienſtmaͤdchen ſchrie: Ach, der Herr! — der Herr! — Vor dem dampfenden Heerde auf dem Boden lag mein Vater todt mit ſchwarz verbranntem graͤßlich verzerrtem Geſicht, um ihn herum heulten und winſelten die Schwe¬ ſtern — die Mutter ohnmaͤchtig daneben! — „Coppelius, verruchter Satan, du haſt den Vater erſchlagen!“ — So ſchrie ich auf; mir ver¬
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innerer Angſt und Unruhe gequaͤlt, konnte ich
kein Auge zuthun. Der verhaßte abſcheuliche
Coppelius ſtand vor mir mit funkelnden Augen
und lachte mich haͤmiſch an, vergebens trachtete
ich ſein Bild los zu werden. Es mochte wohl
ſchon Mitternacht ſeyn, als ein entſetzlicher Schlag
geſchah, wie wenn ein Geſchuͤtz losgefeiert wuͤrde.
Das ganze Haus erdroͤhnte, es raſſelte und rauſchte
bei meiner Thuͤre voruͤber, die Hausthuͤre wurde
klirrend zugeworfen. „Das iſt Coppelius“ rief
ich entſetzt und ſprang aus dem Bette. Da
kreiſchte es auf in ſchneidendem troſtloſen Jam¬
mer, fort ſtuͤrzte ich nach des Vaters Zimmer,
die Thuͤre ſtand offen, erſtickender Dampf quoll
mir entgegen, das Dienſtmaͤdchen ſchrie: Ach, der
Herr! — der Herr! — Vor dem dampfenden
Heerde auf dem Boden lag mein Vater todt mit
ſchwarz verbranntem graͤßlich verzerrtem Geſicht,
um ihn herum heulten und winſelten die Schwe¬
ſtern — die Mutter ohnmaͤchtig daneben! —
„Coppelius, verruchter Satan, du haſt den
Vater erſchlagen!“ — So ſchrie ich auf; mir ver¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/26>, abgerufen am 03.12.2024.
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