Es ist die Prinzessin -- es ist Berthold's Ideal! -- Bewußtlos vor Entsetzen, springt Berthold hinzu -- den Lazzarone bei der Gurgel packen -- ihn zu Boden werfen, ihm sein eignes Messer in die Kehle stoßen -- die Prinzessin in die Arme nehmen -- mit ihr flie¬ hen durch die flammenden Säle -- die Treppen hinab -- fort fort, durch das dickste Volksge¬ wühl -- Alles das ist die That eines Mo¬ ments! -- Keiner hielt den fliehenden Ber¬ thold auf, mit dem blutigen Messer in der Hand, vom Dampfe schwarz gefärbt, in zerrisse¬ nen Kleidern sah das Volk in ihm den Mörder und Plünderer, und gönnte ihm seine Beute. In einem öden Winkel der Stadt unter einem alten Gemäuer, in das er, wie aus Instinkt, sich vor der Gefahr zu verbergen gelaufen, sank er ohnmächtig nieder. Als er erwachte, kniete die Prinzessin neben ihm, und wusch seine Stirne mit kaltem Wasser. "O Dank!" -- lispelte sie mit wunderlieblicher Stimme; "Dank den Heili¬
Es iſt die Prinzeſſin — es iſt Berthold's Ideal! — Bewußtlos vor Entſetzen, ſpringt Berthold hinzu — den Lazzarone bei der Gurgel packen — ihn zu Boden werfen, ihm ſein eignes Meſſer in die Kehle ſtoßen — die Prinzeſſin in die Arme nehmen — mit ihr flie¬ hen durch die flammenden Saͤle — die Treppen hinab — fort fort, durch das dickſte Volksge¬ wuͤhl — Alles das iſt die That eines Mo¬ ments! — Keiner hielt den fliehenden Ber¬ thold auf, mit dem blutigen Meſſer in der Hand, vom Dampfe ſchwarz gefaͤrbt, in zerriſſe¬ nen Kleidern ſah das Volk in ihm den Moͤrder und Pluͤnderer, und goͤnnte ihm ſeine Beute. In einem oͤden Winkel der Stadt unter einem alten Gemaͤuer, in das er, wie aus Inſtinkt, ſich vor der Gefahr zu verbergen gelaufen, ſank er ohnmaͤchtig nieder. Als er erwachte, kniete die Prinzeſſin neben ihm, und wuſch ſeine Stirne mit kaltem Waſſer. „O Dank!“ — liſpelte ſie mit wunderlieblicher Stimme; „Dank den Heili¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0276"n="268"/>
Es iſt die Prinzeſſin — es iſt <hirendition="#g">Berthold's</hi><lb/>
Ideal! — Bewußtlos vor Entſetzen, ſpringt<lb/><hirendition="#g">Berthold</hi> hinzu — den Lazzarone bei der<lb/>
Gurgel packen — ihn zu Boden werfen, ihm<lb/>ſein eignes Meſſer in die Kehle ſtoßen — die<lb/>
Prinzeſſin in die Arme nehmen — mit ihr flie¬<lb/>
hen durch die flammenden Saͤle — die Treppen<lb/>
hinab — fort fort, durch das dickſte Volksge¬<lb/>
wuͤhl — Alles das iſt die That eines Mo¬<lb/>
ments! — Keiner hielt den fliehenden <hirendition="#g">Ber¬<lb/>
thold</hi> auf, mit dem blutigen Meſſer in der<lb/>
Hand, vom Dampfe ſchwarz gefaͤrbt, in zerriſſe¬<lb/>
nen Kleidern ſah das Volk in ihm den Moͤrder<lb/>
und Pluͤnderer, und goͤnnte ihm ſeine Beute.<lb/>
In einem oͤden Winkel der Stadt unter einem<lb/>
alten Gemaͤuer, in das er, wie aus Inſtinkt, ſich<lb/>
vor der Gefahr zu verbergen gelaufen, ſank er<lb/>
ohnmaͤchtig nieder. Als er erwachte, kniete die<lb/>
Prinzeſſin neben ihm, und wuſch ſeine Stirne<lb/>
mit kaltem Waſſer. „O Dank!“— liſpelte ſie<lb/>
mit wunderlieblicher Stimme; „Dank den Heili¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[268/0276]
Es iſt die Prinzeſſin — es iſt Berthold's
Ideal! — Bewußtlos vor Entſetzen, ſpringt
Berthold hinzu — den Lazzarone bei der
Gurgel packen — ihn zu Boden werfen, ihm
ſein eignes Meſſer in die Kehle ſtoßen — die
Prinzeſſin in die Arme nehmen — mit ihr flie¬
hen durch die flammenden Saͤle — die Treppen
hinab — fort fort, durch das dickſte Volksge¬
wuͤhl — Alles das iſt die That eines Mo¬
ments! — Keiner hielt den fliehenden Ber¬
thold auf, mit dem blutigen Meſſer in der
Hand, vom Dampfe ſchwarz gefaͤrbt, in zerriſſe¬
nen Kleidern ſah das Volk in ihm den Moͤrder
und Pluͤnderer, und goͤnnte ihm ſeine Beute.
In einem oͤden Winkel der Stadt unter einem
alten Gemaͤuer, in das er, wie aus Inſtinkt, ſich
vor der Gefahr zu verbergen gelaufen, ſank er
ohnmaͤchtig nieder. Als er erwachte, kniete die
Prinzeſſin neben ihm, und wuſch ſeine Stirne
mit kaltem Waſſer. „O Dank!“ — liſpelte ſie
mit wunderlieblicher Stimme; „Dank den Heili¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/276>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.