Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

Bild:
<< vorherige Seite

und lassen uns mit der größten Ruhe von dem
ironischen Bösewicht mystifiziren." So rief der
Doktor, indem er aufsprang. "Aber zum Teufel
die Katastrophe -- die Katastrophe," schrie der
Kapellmeister. "Ruhig ihr Herren," sprach der
Enthusiast, "jetzt kommt eine Thatsache, die ich
verbürgen kann, haltet übrigens meine Hexerei
für Scherz, unerachtet es mir zuweilen recht
schwer aufs Herz fällt, daß ich ohne Wissen und
Willen einer unbekannten psychischen Kraft zum
Medium des Entwickelns und Einwirkens auf
Bettina gedient haben mag. Gleichsam als
Leiter mein' ich, so wie in der elektrischen Reihe
einer den andern ohne Selbstthätigkeit und eignen
Willen prügelt." "Hop hop," rief der Doktor,
"seht wie das Steckenpferd gar herrliche Cour¬
betten verführt." "Aber die Geschichte -- die
Geschichte," schrie der Kapellmeister dazwischen!
"Ihr erwähntet," fuhr der Enthusiast fort,
"ihr erwähntet Kapellmeister schon zuvor, daß
Bettina das letztemal, ehe sie die Stimme

T 2

und laſſen uns mit der groͤßten Ruhe von dem
ironiſchen Boͤſewicht myſtifiziren.“ So rief der
Doktor, indem er aufſprang. „Aber zum Teufel
die Kataſtrophe — die Kataſtrophe,“ ſchrie der
Kapellmeiſter. „Ruhig ihr Herren,“ ſprach der
Enthuſiaſt, „jetzt kommt eine Thatſache, die ich
verbuͤrgen kann, haltet uͤbrigens meine Hexerei
fuͤr Scherz, unerachtet es mir zuweilen recht
ſchwer aufs Herz faͤllt, daß ich ohne Wiſſen und
Willen einer unbekannten pſychiſchen Kraft zum
Medium des Entwickelns und Einwirkens auf
Bettina gedient haben mag. Gleichſam als
Leiter mein' ich, ſo wie in der elektriſchen Reihe
einer den andern ohne Selbſtthaͤtigkeit und eignen
Willen pruͤgelt.“ „Hop hop,“ rief der Doktor,
„ſeht wie das Steckenpferd gar herrliche Cour¬
betten verfuͤhrt.“ „Aber die Geſchichte — die
Geſchichte,“ ſchrie der Kapellmeiſter dazwiſchen!
„Ihr erwaͤhntet,“ fuhr der Enthuſiaſt fort,
„ihr erwaͤhntet Kapellmeiſter ſchon zuvor, daß
Bettina das letztemal, ehe ſie die Stimme

T 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0299" n="291"/>
und la&#x017F;&#x017F;en uns mit der gro&#x0364;ßten Ruhe von dem<lb/>
ironi&#x017F;chen Bo&#x0364;&#x017F;ewicht my&#x017F;tifiziren.&#x201C; So rief der<lb/>
Doktor, indem er auf&#x017F;prang. &#x201E;Aber zum Teufel<lb/>
die Kata&#x017F;trophe &#x2014; die Kata&#x017F;trophe,&#x201C; &#x017F;chrie der<lb/>
Kapellmei&#x017F;ter. &#x201E;Ruhig ihr Herren,&#x201C; &#x017F;prach der<lb/>
Enthu&#x017F;ia&#x017F;t, &#x201E;jetzt kommt eine That&#x017F;ache, die ich<lb/>
verbu&#x0364;rgen kann, haltet u&#x0364;brigens meine Hexerei<lb/>
fu&#x0364;r Scherz, unerachtet es mir zuweilen recht<lb/>
&#x017F;chwer aufs Herz fa&#x0364;llt, daß ich ohne Wi&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
Willen einer unbekannten p&#x017F;ychi&#x017F;chen Kraft zum<lb/>
Medium des Entwickelns und Einwirkens auf<lb/><hi rendition="#g">Bettina</hi> gedient haben mag. Gleich&#x017F;am als<lb/>
Leiter mein' ich, &#x017F;o wie in der elektri&#x017F;chen Reihe<lb/>
einer den andern ohne Selb&#x017F;ttha&#x0364;tigkeit und eignen<lb/>
Willen pru&#x0364;gelt.&#x201C; &#x201E;Hop hop,&#x201C; rief der Doktor,<lb/>
&#x201E;&#x017F;eht wie das Steckenpferd gar herrliche Cour¬<lb/>
betten verfu&#x0364;hrt.&#x201C; &#x201E;Aber die Ge&#x017F;chichte &#x2014; die<lb/>
Ge&#x017F;chichte,&#x201C; &#x017F;chrie der Kapellmei&#x017F;ter dazwi&#x017F;chen!<lb/>
&#x201E;Ihr erwa&#x0364;hntet,&#x201C; fuhr der Enthu&#x017F;ia&#x017F;t fort,<lb/>
&#x201E;ihr erwa&#x0364;hntet Kapellmei&#x017F;ter &#x017F;chon zuvor, daß<lb/><hi rendition="#g">Bettina</hi> das letztemal, ehe &#x017F;ie die Stimme<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 2<lb/></fw></p>
        <p>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0299] und laſſen uns mit der groͤßten Ruhe von dem ironiſchen Boͤſewicht myſtifiziren.“ So rief der Doktor, indem er aufſprang. „Aber zum Teufel die Kataſtrophe — die Kataſtrophe,“ ſchrie der Kapellmeiſter. „Ruhig ihr Herren,“ ſprach der Enthuſiaſt, „jetzt kommt eine Thatſache, die ich verbuͤrgen kann, haltet uͤbrigens meine Hexerei fuͤr Scherz, unerachtet es mir zuweilen recht ſchwer aufs Herz faͤllt, daß ich ohne Wiſſen und Willen einer unbekannten pſychiſchen Kraft zum Medium des Entwickelns und Einwirkens auf Bettina gedient haben mag. Gleichſam als Leiter mein' ich, ſo wie in der elektriſchen Reihe einer den andern ohne Selbſtthaͤtigkeit und eignen Willen pruͤgelt.“ „Hop hop,“ rief der Doktor, „ſeht wie das Steckenpferd gar herrliche Cour¬ betten verfuͤhrt.“ „Aber die Geſchichte — die Geſchichte,“ ſchrie der Kapellmeiſter dazwiſchen! „Ihr erwaͤhntet,“ fuhr der Enthuſiaſt fort, „ihr erwaͤhntet Kapellmeiſter ſchon zuvor, daß Bettina das letztemal, ehe ſie die Stimme T 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/299
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/299>, abgerufen am 22.11.2024.