mann, ein gespenstischer, Kindern vorzüglich ge¬ fährlicher, Unhold blieb. Das unheimliche Trei¬ ben mit Deinem Vater zur Nachtzeit war wohl nichts anders, als daß beide insgeheim alchymi¬ stische Versuche machten, womit die Mutter nicht zufrieden seyn konnte, da gewiß viel Geld un¬ nütz verschleudert und obendrein, wie es immer mit solchen Laboranten der Fall seyn soll, des Va¬ ters Gemüth ganz von dem trügerischen Drange nach hoher Weisheit erfüllt, der Familie abwen¬ dig gemacht wurde. Der Vater hat wohl gewiß durch eigne Unvorsichtigkeit seinen Tod herbeige¬ führt, und Coppelius ist nicht Schuld daran: Glaubst Du, daß ich den erfahrnen Nachbar Apo¬ theker gestern frug, ob wohl bei chemischen Ver¬ suchen eine solche augenblicklich tödtende Explosion möglich sei? Der sagte: Ei allerdings und be¬ schrieb mir nach seiner Art gar weitläuftig und umständlich, wie das zugehen könne, und nannte dabei so viel sonderbar klingende Namen, die ich gar nicht zu behalten vermochte. -- Nun wirst Du wohl unwillig werden über deine Clara,
mann, ein geſpenſtiſcher, Kindern vorzuͤglich ge¬ faͤhrlicher, Unhold blieb. Das unheimliche Trei¬ ben mit Deinem Vater zur Nachtzeit war wohl nichts anders, als daß beide insgeheim alchymi¬ ſtiſche Verſuche machten, womit die Mutter nicht zufrieden ſeyn konnte, da gewiß viel Geld un¬ nuͤtz verſchleudert und obendrein, wie es immer mit ſolchen Laboranten der Fall ſeyn ſoll, des Va¬ ters Gemuͤth ganz von dem truͤgeriſchen Drange nach hoher Weisheit erfuͤllt, der Familie abwen¬ dig gemacht wurde. Der Vater hat wohl gewiß durch eigne Unvorſichtigkeit ſeinen Tod herbeige¬ fuͤhrt, und Coppelius iſt nicht Schuld daran: Glaubſt Du, daß ich den erfahrnen Nachbar Apo¬ theker geſtern frug, ob wohl bei chemiſchen Ver¬ ſuchen eine ſolche augenblicklich toͤdtende Exploſion moͤglich ſei? Der ſagte: Ei allerdings und be¬ ſchrieb mir nach ſeiner Art gar weitlaͤuftig und umſtaͤndlich, wie das zugehen koͤnne, und nannte dabei ſo viel ſonderbar klingende Namen, die ich gar nicht zu behalten vermochte. — Nun wirſt Du wohl unwillig werden uͤber deine Clara,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0031"n="23"/>
mann, ein geſpenſtiſcher, Kindern vorzuͤglich ge¬<lb/>
faͤhrlicher, Unhold blieb. Das unheimliche Trei¬<lb/>
ben mit Deinem Vater zur Nachtzeit war wohl<lb/>
nichts anders, als daß beide insgeheim alchymi¬<lb/>ſtiſche Verſuche machten, womit die Mutter nicht<lb/>
zufrieden ſeyn konnte, da gewiß viel Geld un¬<lb/>
nuͤtz verſchleudert und obendrein, wie es immer<lb/>
mit ſolchen Laboranten der Fall ſeyn ſoll, des Va¬<lb/>
ters Gemuͤth ganz von dem truͤgeriſchen Drange<lb/>
nach hoher Weisheit erfuͤllt, der Familie abwen¬<lb/>
dig gemacht wurde. Der Vater hat wohl gewiß<lb/>
durch eigne Unvorſichtigkeit ſeinen Tod herbeige¬<lb/>
fuͤhrt, und <hirendition="#g">Coppelius</hi> iſt nicht Schuld daran:<lb/>
Glaubſt Du, daß ich den erfahrnen Nachbar Apo¬<lb/>
theker geſtern frug, ob wohl bei chemiſchen Ver¬<lb/>ſuchen eine ſolche augenblicklich toͤdtende Exploſion<lb/>
moͤglich ſei? Der ſagte: Ei allerdings und be¬<lb/>ſchrieb mir nach ſeiner Art gar weitlaͤuftig und<lb/>
umſtaͤndlich, wie das zugehen koͤnne, und nannte<lb/>
dabei ſo viel ſonderbar klingende Namen, die ich<lb/>
gar nicht zu behalten vermochte. — Nun wirſt<lb/>
Du wohl unwillig werden uͤber deine <hirendition="#g">Clara</hi>,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[23/0031]
mann, ein geſpenſtiſcher, Kindern vorzuͤglich ge¬
faͤhrlicher, Unhold blieb. Das unheimliche Trei¬
ben mit Deinem Vater zur Nachtzeit war wohl
nichts anders, als daß beide insgeheim alchymi¬
ſtiſche Verſuche machten, womit die Mutter nicht
zufrieden ſeyn konnte, da gewiß viel Geld un¬
nuͤtz verſchleudert und obendrein, wie es immer
mit ſolchen Laboranten der Fall ſeyn ſoll, des Va¬
ters Gemuͤth ganz von dem truͤgeriſchen Drange
nach hoher Weisheit erfuͤllt, der Familie abwen¬
dig gemacht wurde. Der Vater hat wohl gewiß
durch eigne Unvorſichtigkeit ſeinen Tod herbeige¬
fuͤhrt, und Coppelius iſt nicht Schuld daran:
Glaubſt Du, daß ich den erfahrnen Nachbar Apo¬
theker geſtern frug, ob wohl bei chemiſchen Ver¬
ſuchen eine ſolche augenblicklich toͤdtende Exploſion
moͤglich ſei? Der ſagte: Ei allerdings und be¬
ſchrieb mir nach ſeiner Art gar weitlaͤuftig und
umſtaͤndlich, wie das zugehen koͤnne, und nannte
dabei ſo viel ſonderbar klingende Namen, die ich
gar nicht zu behalten vermochte. — Nun wirſt
Du wohl unwillig werden uͤber deine Clara,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/31>, abgerufen am 02.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.