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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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Als er zurückkehren wollte in seine Wohnung,
wurde er in Spalanzani's Hause ein geräusch¬
volles Treiben gewahr. Die Thüren standen offen,
man trug allerlei Geräthe hinein, die Fenster
des ersten Stocks waren ausgehoben, geschäftige
Mägde kehrten und stäubten mit großen Haar¬
besen hin und herfahrend, inwendig klopften
und hämmerten Tischler und Tapezierer. Natha¬
nael blieb in vollem Erstaunen auf der Straße
stehen; da trat Siegmund lachend zu ihm
und sprach: "Nun, was sagst Du zu unserem
alten Spalanzani?" Nathanael versicherte,
daß er gar nichts sagen könne, da er durchaus
nichts vom Professor wisse, vielmehr mit großer
Verwunderung wahrnehme, wie in dem stillen
düstern Hause ein tolles Treiben und Wirthschaf¬
ten losgegangen; da erfuhr er denn von Sieg¬
mund, daß Spalanzani morgen ein großes
Fest geben wolle, Conzert und Ball, und daß die
halbe Universität eingeladen sei. Allgemein ver¬
breite man, daß Spalanzani seine Tochter
Olimpia, die er so lange jedem menschlichen

Als er zuruͤckkehren wollte in ſeine Wohnung,
wurde er in Spalanzani's Hauſe ein geraͤuſch¬
volles Treiben gewahr. Die Thuͤren ſtanden offen,
man trug allerlei Geraͤthe hinein, die Fenſter
des erſten Stocks waren ausgehoben, geſchaͤftige
Maͤgde kehrten und ſtaͤubten mit großen Haar¬
beſen hin und herfahrend, inwendig klopften
und haͤmmerten Tiſchler und Tapezierer. Natha¬
nael blieb in vollem Erſtaunen auf der Straße
ſtehen; da trat Siegmund lachend zu ihm
und ſprach: „Nun, was ſagſt Du zu unſerem
alten Spalanzani?“ Nathanael verſicherte,
daß er gar nichts ſagen koͤnne, da er durchaus
nichts vom Profeſſor wiſſe, vielmehr mit großer
Verwunderung wahrnehme, wie in dem ſtillen
duͤſtern Hauſe ein tolles Treiben und Wirthſchaf¬
ten losgegangen; da erfuhr er denn von Sieg¬
mund, daß Spalanzani morgen ein großes
Feſt geben wolle, Conzert und Ball, und daß die
halbe Univerſitaͤt eingeladen ſei. Allgemein ver¬
breite man, daß Spalanzani ſeine Tochter
Olimpia, die er ſo lange jedem menſchlichen

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[56/0064] Als er zuruͤckkehren wollte in ſeine Wohnung, wurde er in Spalanzani's Hauſe ein geraͤuſch¬ volles Treiben gewahr. Die Thuͤren ſtanden offen, man trug allerlei Geraͤthe hinein, die Fenſter des erſten Stocks waren ausgehoben, geſchaͤftige Maͤgde kehrten und ſtaͤubten mit großen Haar¬ beſen hin und herfahrend, inwendig klopften und haͤmmerten Tiſchler und Tapezierer. Natha¬ nael blieb in vollem Erſtaunen auf der Straße ſtehen; da trat Siegmund lachend zu ihm und ſprach: „Nun, was ſagſt Du zu unſerem alten Spalanzani?“ Nathanael verſicherte, daß er gar nichts ſagen koͤnne, da er durchaus nichts vom Profeſſor wiſſe, vielmehr mit großer Verwunderung wahrnehme, wie in dem ſtillen duͤſtern Hauſe ein tolles Treiben und Wirthſchaf¬ ten losgegangen; da erfuhr er denn von Sieg¬ mund, daß Spalanzani morgen ein großes Feſt geben wolle, Conzert und Ball, und daß die halbe Univerſitaͤt eingeladen ſei. Allgemein ver¬ breite man, daß Spalanzani ſeine Tochter Olimpia, die er ſo lange jedem menſchlichen

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/64>, abgerufen am 23.11.2024.