Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

Bild:
<< vorherige Seite

Registern der Kirche, wo sein Vater sich trauen
lassen, worin bezeugt wurde, daß an dem und dem
Tage der Kaufmann Wolfgang Born, gebürtig aus
K., mit dem Fräulein Julie von St. Val, in Ge¬
genwart der genannten Personen, durch priesterliche
Einsegnung getraut worden. Eben so hatte er sei¬
nen Taufschein (er war in Genf als von dem Kauf¬
mann Born mit seiner Gemahlin Julie, geb. von
St. Val, in gültiger Ehe erzeugtes Kind getauft
worden), verschiedene Briefe seines Vaters an seine
schon längst verstorbene Mutter, die aber alle nur
mit W. unterzeichnet waren.

V. sah alle diese Papiere mit finsterm Gesichte
durch, und sprach, ziemlich bekümmert, als er sie
wieder zusammenschlug: "Nun, Gott wird hel¬
fen!" --

Schon andern Tages reichte der Freiherr Hubert
von R. durch einen Advokaten, den er zu seinem
Rechtsfreunde erkohren, bei der Landesregierung in
K. eine Vorstellung ein, worin er auf nichts weniger
antrug, als sofort die Uebergabe des Majorats

Regiſtern der Kirche, wo ſein Vater ſich trauen
laſſen, worin bezeugt wurde, daß an dem und dem
Tage der Kaufmann Wolfgang Born, gebuͤrtig aus
K., mit dem Fraͤulein Julie von St. Val, in Ge¬
genwart der genannten Perſonen, durch prieſterliche
Einſegnung getraut worden. Eben ſo hatte er ſei¬
nen Taufſchein (er war in Genf als von dem Kauf¬
mann Born mit ſeiner Gemahlin Julie, geb. von
St. Val, in guͤltiger Ehe erzeugtes Kind getauft
worden), verſchiedene Briefe ſeines Vaters an ſeine
ſchon laͤngſt verſtorbene Mutter, die aber alle nur
mit W. unterzeichnet waren.

V. ſah alle dieſe Papiere mit finſterm Geſichte
durch, und ſprach, ziemlich bekuͤmmert, als er ſie
wieder zuſammenſchlug: „Nun, Gott wird hel¬
fen!“ —

Schon andern Tages reichte der Freiherr Hubert
von R. durch einen Advokaten, den er zu ſeinem
Rechtsfreunde erkohren, bei der Landesregierung in
K. eine Vorſtellung ein, worin er auf nichts weniger
antrug, als ſofort die Uebergabe des Majorats

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0225" n="217"/>
Regi&#x017F;tern der Kirche, wo &#x017F;ein Vater &#x017F;ich trauen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, worin bezeugt wurde, daß an dem und dem<lb/>
Tage der Kaufmann Wolfgang Born, gebu&#x0364;rtig aus<lb/>
K., mit dem Fra&#x0364;ulein Julie von St. Val, in Ge¬<lb/>
genwart der genannten Per&#x017F;onen, durch prie&#x017F;terliche<lb/>
Ein&#x017F;egnung getraut worden. Eben &#x017F;o hatte er &#x017F;ei¬<lb/>
nen Tauf&#x017F;chein (er war in Genf als von dem Kauf¬<lb/>
mann Born mit &#x017F;einer Gemahlin Julie, geb. von<lb/>
St. Val, in gu&#x0364;ltiger Ehe erzeugtes Kind getauft<lb/>
worden), ver&#x017F;chiedene Briefe &#x017F;eines Vaters an &#x017F;eine<lb/>
&#x017F;chon la&#x0364;ng&#x017F;t ver&#x017F;torbene Mutter, die aber alle nur<lb/>
mit W. unterzeichnet waren.</p><lb/>
        <p>V. &#x017F;ah alle die&#x017F;e Papiere mit fin&#x017F;term Ge&#x017F;ichte<lb/>
durch, und &#x017F;prach, ziemlich beku&#x0364;mmert, als er &#x017F;ie<lb/>
wieder zu&#x017F;ammen&#x017F;chlug: &#x201E;Nun, Gott wird hel¬<lb/>
fen!&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
        <p>Schon andern Tages reichte der Freiherr Hubert<lb/>
von R. durch einen Advokaten, den er zu &#x017F;einem<lb/>
Rechtsfreunde erkohren, bei der Landesregierung in<lb/>
K. eine Vor&#x017F;tellung ein, worin er auf nichts weniger<lb/>
antrug, als &#x017F;ofort die Uebergabe des Majorats<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0225] Regiſtern der Kirche, wo ſein Vater ſich trauen laſſen, worin bezeugt wurde, daß an dem und dem Tage der Kaufmann Wolfgang Born, gebuͤrtig aus K., mit dem Fraͤulein Julie von St. Val, in Ge¬ genwart der genannten Perſonen, durch prieſterliche Einſegnung getraut worden. Eben ſo hatte er ſei¬ nen Taufſchein (er war in Genf als von dem Kauf¬ mann Born mit ſeiner Gemahlin Julie, geb. von St. Val, in guͤltiger Ehe erzeugtes Kind getauft worden), verſchiedene Briefe ſeines Vaters an ſeine ſchon laͤngſt verſtorbene Mutter, die aber alle nur mit W. unterzeichnet waren. V. ſah alle dieſe Papiere mit finſterm Geſichte durch, und ſprach, ziemlich bekuͤmmert, als er ſie wieder zuſammenſchlug: „Nun, Gott wird hel¬ fen!“ — Schon andern Tages reichte der Freiherr Hubert von R. durch einen Advokaten, den er zu ſeinem Rechtsfreunde erkohren, bei der Landesregierung in K. eine Vorſtellung ein, worin er auf nichts weniger antrug, als ſofort die Uebergabe des Majorats

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/225
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/225>, abgerufen am 23.11.2024.