men, so zu Muthe wie allen; er wünschte das verstörende Wesen, trotz aller Frömmigkeit, die es bewies, fort aus seinem Hause. Bald darauf weckte in einer Nacht der Alte die Hausfrau und sagte ihr, daß er schon seit einigen Minuten ein leises Wimmern und Aechzen, ein Klopfen ver¬ nehme, das von Cölestinens Zimmer zu kommen scheine. Die Frau, von der Ahnung ergriffen, was das seyn könne, eilte hinauf. Sie fand Cö¬ lestinen angezogen und in ihre Schleier gewickelt, auf dem Bette halb ohnmächtig liegen und über¬ zeugte sich bald, daß die Niederkunft nahe sey. Schnell traf man die längst vorbereiteten Anstal¬ ten, und in weniger Zeit war ein gesundes hol¬ des Knäblein geboren. Dies Ereigniß, hatte man es auch längst vorausgesehen, trat doch wie uner¬ wartet ein, und vernichtete in seinen Folgen das drückende unheimliche Verhältniß mit der Frem¬ den, welches auf der Familie schwer gelastet hatte. Der Knabe schien, wie ein sühnender Mittler, Cölestinen dem Menschlichen wieder näher zu brin¬
men, ſo zu Muthe wie allen; er wuͤnſchte das verſtoͤrende Weſen, trotz aller Froͤmmigkeit, die es bewies, fort aus ſeinem Hauſe. Bald darauf weckte in einer Nacht der Alte die Hausfrau und ſagte ihr, daß er ſchon ſeit einigen Minuten ein leiſes Wimmern und Aechzen, ein Klopfen ver¬ nehme, das von Coͤleſtinens Zimmer zu kommen ſcheine. Die Frau, von der Ahnung ergriffen, was das ſeyn koͤnne, eilte hinauf. Sie fand Coͤ¬ leſtinen angezogen und in ihre Schleier gewickelt, auf dem Bette halb ohnmaͤchtig liegen und uͤber¬ zeugte ſich bald, daß die Niederkunft nahe ſey. Schnell traf man die laͤngſt vorbereiteten Anſtal¬ ten, und in weniger Zeit war ein geſundes hol¬ des Knaͤblein geboren. Dies Ereigniß, hatte man es auch laͤngſt vorausgeſehen, trat doch wie uner¬ wartet ein, und vernichtete in ſeinen Folgen das druͤckende unheimliche Verhaͤltniß mit der Frem¬ den, welches auf der Familie ſchwer gelaſtet hatte. Der Knabe ſchien, wie ein ſuͤhnender Mittler, Coͤleſtinen dem Menſchlichen wieder naͤher zu brin¬
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men, ſo zu Muthe wie allen; er wuͤnſchte das
verſtoͤrende Weſen, trotz aller Froͤmmigkeit, die es
bewies, fort aus ſeinem Hauſe. Bald darauf
weckte in einer Nacht der Alte die Hausfrau und
ſagte ihr, daß er ſchon ſeit einigen Minuten ein
leiſes Wimmern und Aechzen, ein Klopfen ver¬
nehme, das von Coͤleſtinens Zimmer zu kommen
ſcheine. Die Frau, von der Ahnung ergriffen,
was das ſeyn koͤnne, eilte hinauf. Sie fand Coͤ¬
leſtinen angezogen und in ihre Schleier gewickelt,
auf dem Bette halb ohnmaͤchtig liegen und uͤber¬
zeugte ſich bald, daß die Niederkunft nahe ſey.
Schnell traf man die laͤngſt vorbereiteten Anſtal¬
ten, und in weniger Zeit war ein geſundes hol¬
des Knaͤblein geboren. Dies Ereigniß, hatte man
es auch laͤngſt vorausgeſehen, trat doch wie uner¬
wartet ein, und vernichtete in ſeinen Folgen das
druͤckende unheimliche Verhaͤltniß mit der Frem¬
den, welches auf der Familie ſchwer gelaſtet hatte.
Der Knabe ſchien, wie ein ſuͤhnender Mittler,
Coͤleſtinen dem Menſchlichen wieder naͤher zu brin¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/274>, abgerufen am 24.11.2024.
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