sehr ihr ganzes Wesen auch von dem Andenken an Stanislaus erfüllt schien, es sich doch gefallen ließ, daß Xaver mehr und mehr sich ihr annä¬ herte mit eigner Bewerbung. Eines Morgens hieß es, daß Hermenegilda sich in ihre Gemächer mit der Kammerfrau eingeschlossen habe, und durchaus niemanden sehen wolle. Graf Nepomuk glaubte nicht anders, als daß ein neuer Paroxis¬ mus eingetreten sey, der sich bald legen werde. Er bat den Grafen Xaver, die Gewalt, die er über Hermenegilda gewonnen, jetzt zu ihrem Heil zu üben, wie erstaunte er aber, als Xaver es nicht allein durchaus verweigerte, sich Hermene¬ gilden auf irgend eine Weise zu nähern, sondern sich auch in seinem ganzen Wesen auf eigne Art verändert zeigte. Statt wie sonst beinahe zu keck aufzutreten, war er verschüchtert, als habe er Ge¬ spenster gesehen, der Ton seiner Stimme schwan¬ kend -- der Ausdruck matt und unzusammenhän¬ gend. -- Er sprach davon, daß er nun durchaus nach Warschau müßte, daß er Hermenegilden wohl
ſehr ihr ganzes Weſen auch von dem Andenken an Stanislaus erfuͤllt ſchien, es ſich doch gefallen ließ, daß Xaver mehr und mehr ſich ihr annaͤ¬ herte mit eigner Bewerbung. Eines Morgens hieß es, daß Hermenegilda ſich in ihre Gemaͤcher mit der Kammerfrau eingeſchloſſen habe, und durchaus niemanden ſehen wolle. Graf Nepomuk glaubte nicht anders, als daß ein neuer Paroxis¬ mus eingetreten ſey, der ſich bald legen werde. Er bat den Grafen Xaver, die Gewalt, die er uͤber Hermenegilda gewonnen, jetzt zu ihrem Heil zu uͤben, wie erſtaunte er aber, als Xaver es nicht allein durchaus verweigerte, ſich Hermene¬ gilden auf irgend eine Weiſe zu naͤhern, ſondern ſich auch in ſeinem ganzen Weſen auf eigne Art veraͤndert zeigte. Statt wie ſonſt beinahe zu keck aufzutreten, war er verſchuͤchtert, als habe er Ge¬ ſpenſter geſehen, der Ton ſeiner Stimme ſchwan¬ kend — der Ausdruck matt und unzuſammenhaͤn¬ gend. — Er ſprach davon, daß er nun durchaus nach Warſchau muͤßte, daß er Hermenegilden wohl
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ſehr ihr ganzes Weſen auch von dem Andenken
an Stanislaus erfuͤllt ſchien, es ſich doch gefallen
ließ, daß Xaver mehr und mehr ſich ihr annaͤ¬
herte mit eigner Bewerbung. Eines Morgens
hieß es, daß Hermenegilda ſich in ihre Gemaͤcher
mit der Kammerfrau eingeſchloſſen habe, und
durchaus niemanden ſehen wolle. Graf Nepomuk
glaubte nicht anders, als daß ein neuer Paroxis¬
mus eingetreten ſey, der ſich bald legen werde.
Er bat den Grafen Xaver, die Gewalt, die er
uͤber Hermenegilda gewonnen, jetzt zu ihrem Heil
zu uͤben, wie erſtaunte er aber, als Xaver es
nicht allein durchaus verweigerte, ſich Hermene¬
gilden auf irgend eine Weiſe zu naͤhern, ſondern
ſich auch in ſeinem ganzen Weſen auf eigne Art
veraͤndert zeigte. Statt wie ſonſt beinahe zu keck
aufzutreten, war er verſchuͤchtert, als habe er Ge¬
ſpenſter geſehen, der Ton ſeiner Stimme ſchwan¬
kend — der Ausdruck matt und unzuſammenhaͤn¬
gend. — Er ſprach davon, daß er nun durchaus
nach Warſchau muͤßte, daß er Hermenegilden wohl
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/302>, abgerufen am 22.11.2024.
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