Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

Bild:
<< vorherige Seite

hier an dieser Stelle -- meine Buhlschaft warst
du und bleibst du, wenn ich dich nicht erhebe zu
meiner Gattin." -- Hermenegilda blickte ihn an,
die Gluth der Hölle in den Augen, dann kreischte
sie auf: "Ungeheuer!" und sank wie zum Tode
getroffen nieder auf den Boden.

Wie von allen Furien verfolgt rannte Xaver in
das Schloß zurück, er traf auf die Fürstin, die er
mit Ungestüm bei der Hand ergriff und hineinzog
in die Zimmer. "Sie hat mich verworfen mit Ab¬
scheu -- mich, den Vater ihres Kindes!" -- "Um
aller Heiligen willen! Du? -- Xaver! -- mein
Gott! -- sprich, wie war es möglich?" -- so
rief von Entsetzen ergriffen die Fürstin. "Mag
mich verdammen," fuhr Xaver gefaßter fort,
"mag mich verdammen wer da will, aber glüht
ihm gleich mir das Blut in den Adern, gleich mir
wird er in solchem Moment sündigen. -- In dem
Pavillon traf ich Hermenegilda in einem seltsamen
Zustande, den ich nicht zu beschreiben vermag. Sie

hier an dieſer Stelle — meine Buhlſchaft warſt
du und bleibſt du, wenn ich dich nicht erhebe zu
meiner Gattin.“ — Hermenegilda blickte ihn an,
die Gluth der Hoͤlle in den Augen, dann kreiſchte
ſie auf: „Ungeheuer!“ und ſank wie zum Tode
getroffen nieder auf den Boden.

Wie von allen Furien verfolgt rannte Xaver in
das Schloß zuruͤck, er traf auf die Fuͤrſtin, die er
mit Ungeſtuͤm bei der Hand ergriff und hineinzog
in die Zimmer. „Sie hat mich verworfen mit Ab¬
ſcheu — mich, den Vater ihres Kindes!“ — „Um
aller Heiligen willen! Du? — Xaver! — mein
Gott! — ſprich, wie war es moͤglich?“ — ſo
rief von Entſetzen ergriffen die Fuͤrſtin. „Mag
mich verdammen,“ fuhr Xaver gefaßter fort,
„mag mich verdammen wer da will, aber gluͤht
ihm gleich mir das Blut in den Adern, gleich mir
wird er in ſolchem Moment ſuͤndigen. — In dem
Pavillon traf ich Hermenegilda in einem ſeltſamen
Zuſtande, den ich nicht zu beſchreiben vermag. Sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0323" n="315"/>
hier an die&#x017F;er Stelle &#x2014; <hi rendition="#g">meine</hi> Buhl&#x017F;chaft war&#x017F;t<lb/>
du und bleib&#x017F;t du, wenn ich dich nicht erhebe zu<lb/>
meiner Gattin.&#x201C; &#x2014; Hermenegilda blickte ihn an,<lb/>
die Gluth der Ho&#x0364;lle in den Augen, dann krei&#x017F;chte<lb/>
&#x017F;ie auf: &#x201E;Ungeheuer!&#x201C; und &#x017F;ank wie zum Tode<lb/>
getroffen nieder auf den Boden.</p><lb/>
        <p>Wie von allen Furien verfolgt rannte Xaver in<lb/>
das Schloß zuru&#x0364;ck, er traf auf die Fu&#x0364;r&#x017F;tin, die er<lb/>
mit Unge&#x017F;tu&#x0364;m bei der Hand ergriff und hineinzog<lb/>
in die Zimmer. &#x201E;Sie hat mich verworfen mit Ab¬<lb/>
&#x017F;cheu &#x2014; mich, den Vater ihres Kindes!&#x201C; &#x2014; &#x201E;Um<lb/>
aller Heiligen willen! Du? &#x2014; Xaver! &#x2014; mein<lb/>
Gott! &#x2014; &#x017F;prich, wie war es mo&#x0364;glich?&#x201C; &#x2014; &#x017F;o<lb/>
rief von Ent&#x017F;etzen ergriffen die Fu&#x0364;r&#x017F;tin. &#x201E;Mag<lb/>
mich verdammen,&#x201C; fuhr Xaver gefaßter fort,<lb/>
&#x201E;mag mich verdammen wer da will, aber glu&#x0364;ht<lb/>
ihm gleich mir das Blut in den Adern, gleich mir<lb/>
wird er in &#x017F;olchem Moment &#x017F;u&#x0364;ndigen. &#x2014; In dem<lb/>
Pavillon traf ich Hermenegilda in einem &#x017F;elt&#x017F;amen<lb/>
Zu&#x017F;tande, den ich nicht zu be&#x017F;chreiben vermag. Sie<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[315/0323] hier an dieſer Stelle — meine Buhlſchaft warſt du und bleibſt du, wenn ich dich nicht erhebe zu meiner Gattin.“ — Hermenegilda blickte ihn an, die Gluth der Hoͤlle in den Augen, dann kreiſchte ſie auf: „Ungeheuer!“ und ſank wie zum Tode getroffen nieder auf den Boden. Wie von allen Furien verfolgt rannte Xaver in das Schloß zuruͤck, er traf auf die Fuͤrſtin, die er mit Ungeſtuͤm bei der Hand ergriff und hineinzog in die Zimmer. „Sie hat mich verworfen mit Ab¬ ſcheu — mich, den Vater ihres Kindes!“ — „Um aller Heiligen willen! Du? — Xaver! — mein Gott! — ſprich, wie war es moͤglich?“ — ſo rief von Entſetzen ergriffen die Fuͤrſtin. „Mag mich verdammen,“ fuhr Xaver gefaßter fort, „mag mich verdammen wer da will, aber gluͤht ihm gleich mir das Blut in den Adern, gleich mir wird er in ſolchem Moment ſuͤndigen. — In dem Pavillon traf ich Hermenegilda in einem ſeltſamen Zuſtande, den ich nicht zu beſchreiben vermag. Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/323
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/323>, abgerufen am 16.06.2024.