hier an dieser Stelle -- meine Buhlschaft warst du und bleibst du, wenn ich dich nicht erhebe zu meiner Gattin." -- Hermenegilda blickte ihn an, die Gluth der Hölle in den Augen, dann kreischte sie auf: "Ungeheuer!" und sank wie zum Tode getroffen nieder auf den Boden.
Wie von allen Furien verfolgt rannte Xaver in das Schloß zurück, er traf auf die Fürstin, die er mit Ungestüm bei der Hand ergriff und hineinzog in die Zimmer. "Sie hat mich verworfen mit Ab¬ scheu -- mich, den Vater ihres Kindes!" -- "Um aller Heiligen willen! Du? -- Xaver! -- mein Gott! -- sprich, wie war es möglich?" -- so rief von Entsetzen ergriffen die Fürstin. "Mag mich verdammen," fuhr Xaver gefaßter fort, "mag mich verdammen wer da will, aber glüht ihm gleich mir das Blut in den Adern, gleich mir wird er in solchem Moment sündigen. -- In dem Pavillon traf ich Hermenegilda in einem seltsamen Zustande, den ich nicht zu beschreiben vermag. Sie
hier an dieſer Stelle — meine Buhlſchaft warſt du und bleibſt du, wenn ich dich nicht erhebe zu meiner Gattin.“ — Hermenegilda blickte ihn an, die Gluth der Hoͤlle in den Augen, dann kreiſchte ſie auf: „Ungeheuer!“ und ſank wie zum Tode getroffen nieder auf den Boden.
Wie von allen Furien verfolgt rannte Xaver in das Schloß zuruͤck, er traf auf die Fuͤrſtin, die er mit Ungeſtuͤm bei der Hand ergriff und hineinzog in die Zimmer. „Sie hat mich verworfen mit Ab¬ ſcheu — mich, den Vater ihres Kindes!“ — „Um aller Heiligen willen! Du? — Xaver! — mein Gott! — ſprich, wie war es moͤglich?“ — ſo rief von Entſetzen ergriffen die Fuͤrſtin. „Mag mich verdammen,“ fuhr Xaver gefaßter fort, „mag mich verdammen wer da will, aber gluͤht ihm gleich mir das Blut in den Adern, gleich mir wird er in ſolchem Moment ſuͤndigen. — In dem Pavillon traf ich Hermenegilda in einem ſeltſamen Zuſtande, den ich nicht zu beſchreiben vermag. Sie
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hier an dieſer Stelle — meine Buhlſchaft warſt
du und bleibſt du, wenn ich dich nicht erhebe zu
meiner Gattin.“ — Hermenegilda blickte ihn an,
die Gluth der Hoͤlle in den Augen, dann kreiſchte
ſie auf: „Ungeheuer!“ und ſank wie zum Tode
getroffen nieder auf den Boden.
Wie von allen Furien verfolgt rannte Xaver in
das Schloß zuruͤck, er traf auf die Fuͤrſtin, die er
mit Ungeſtuͤm bei der Hand ergriff und hineinzog
in die Zimmer. „Sie hat mich verworfen mit Ab¬
ſcheu — mich, den Vater ihres Kindes!“ — „Um
aller Heiligen willen! Du? — Xaver! — mein
Gott! — ſprich, wie war es moͤglich?“ — ſo
rief von Entſetzen ergriffen die Fuͤrſtin. „Mag
mich verdammen,“ fuhr Xaver gefaßter fort,
„mag mich verdammen wer da will, aber gluͤht
ihm gleich mir das Blut in den Adern, gleich mir
wird er in ſolchem Moment ſuͤndigen. — In dem
Pavillon traf ich Hermenegilda in einem ſeltſamen
Zuſtande, den ich nicht zu beſchreiben vermag. Sie
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/323>, abgerufen am 21.11.2024.
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