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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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nicht ermüden, ich will Euch nicht herzählen
alle Momente, die sich, einer aus dem andern,
entwickelten. Nur so viel will ich sagen, daß
ich unaufhörlich die Versuche mit dem Spiegel
erneuerte, daß es mir oft gelang, das geliebte
Bild durch meinen Hauch hervor zu rufen, daß
aber manchmahl die angestrengtesten Bemühun¬
gen ohne Erfolg blieben. Dann rannte ich wie
wahnsinnig auf und ab vor dem öden Hause und
starrte in die Fenster, aber kein menschliches Wesen
wollte sich zeigen. -- Ich lebte nur in dem Gedan¬
ken an Sie, alles übrige war abgestorben für mich,
ich vernachlässigte meine Freunde, meine Studien.
-- Dieser Zustand, wollte er in mildern Schmerz,
in träumerische Sehnsucht übergehen, ja schien es,
als wolle das Bild an Leben und Kraft verlieren,
wurde oft bis zur höchsten Spitze gesteigert, durch
Momente, an die ich noch jetzt mit tiefem Entsetzen
denke. -- Da ich von einem Seelenzustande
rede, der mich hätte ins Verderben stürzen können,
so ist für Euch, Ihr Ungläubigen, da nichts zu

nicht ermuͤden, ich will Euch nicht herzaͤhlen
alle Momente, die ſich, einer aus dem andern,
entwickelten. Nur ſo viel will ich ſagen, daß
ich unaufhoͤrlich die Verſuche mit dem Spiegel
erneuerte, daß es mir oft gelang, das geliebte
Bild durch meinen Hauch hervor zu rufen, daß
aber manchmahl die angeſtrengteſten Bemuͤhun¬
gen ohne Erfolg blieben. Dann rannte ich wie
wahnſinnig auf und ab vor dem oͤden Hauſe und
ſtarrte in die Fenſter, aber kein menſchliches Weſen
wollte ſich zeigen. — Ich lebte nur in dem Gedan¬
ken an Sie, alles uͤbrige war abgeſtorben fuͤr mich,
ich vernachlaͤſſigte meine Freunde, meine Studien.
— Dieſer Zuſtand, wollte er in mildern Schmerz,
in traͤumeriſche Sehnſucht uͤbergehen, ja ſchien es,
als wolle das Bild an Leben und Kraft verlieren,
wurde oft bis zur hoͤchſten Spitze geſteigert, durch
Momente, an die ich noch jetzt mit tiefem Entſetzen
denke. — Da ich von einem Seelenzuſtande
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[38/0046] nicht ermuͤden, ich will Euch nicht herzaͤhlen alle Momente, die ſich, einer aus dem andern, entwickelten. Nur ſo viel will ich ſagen, daß ich unaufhoͤrlich die Verſuche mit dem Spiegel erneuerte, daß es mir oft gelang, das geliebte Bild durch meinen Hauch hervor zu rufen, daß aber manchmahl die angeſtrengteſten Bemuͤhun¬ gen ohne Erfolg blieben. Dann rannte ich wie wahnſinnig auf und ab vor dem oͤden Hauſe und ſtarrte in die Fenſter, aber kein menſchliches Weſen wollte ſich zeigen. — Ich lebte nur in dem Gedan¬ ken an Sie, alles uͤbrige war abgeſtorben fuͤr mich, ich vernachlaͤſſigte meine Freunde, meine Studien. — Dieſer Zuſtand, wollte er in mildern Schmerz, in traͤumeriſche Sehnſucht uͤbergehen, ja ſchien es, als wolle das Bild an Leben und Kraft verlieren, wurde oft bis zur hoͤchſten Spitze geſteigert, durch Momente, an die ich noch jetzt mit tiefem Entſetzen denke. — Da ich von einem Seelenzuſtande rede, der mich haͤtte ins Verderben ſtuͤrzen koͤnnen, ſo iſt fuͤr Euch, Ihr Unglaͤubigen, da nichts zu

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/46>, abgerufen am 23.11.2024.