-- Man war darüber einig, daß die wirklichen Erscheinungen im Leben oft viel wunderbarer sich gestalteten, als alles, was die regste Fantasie zu erfinden trachte. "Ich meine," sprach Lelio, "daß die Geschichte davon hinlänglichen Beweis gibt und daß eben deshalb die sogenannten histori¬ schen Romane, worin der Verfasser, in seinem müßigen Gehirn bei ärmlichem Feuer ausgebrütete Kindereien, den Thaten der ewigen, im Universum waltenden Macht beizugesellen sich unterfängt, so abgeschmackt und widerlich sind." "Es ist," nahm Franz das Wort, "die tiefe Wahrheit der uner¬
A
Das oͤde Haus.
— Man war daruͤber einig, daß die wirklichen Erſcheinungen im Leben oft viel wunderbarer ſich geſtalteten, als alles, was die regſte Fantaſie zu erfinden trachte. „Ich meine,“ ſprach Lelio, „daß die Geſchichte davon hinlaͤnglichen Beweis gibt und daß eben deshalb die ſogenannten hiſtori¬ ſchen Romane, worin der Verfaſſer, in ſeinem muͤßigen Gehirn bei aͤrmlichem Feuer ausgebruͤtete Kindereien, den Thaten der ewigen, im Univerſum waltenden Macht beizugeſellen ſich unterfaͤngt, ſo abgeſchmackt und widerlich ſind.“ „Es iſt,“ nahm Franz das Wort, „die tiefe Wahrheit der uner¬
A
<TEI><text><body><pbfacs="#f0009"n="[1]"/><divn="1"><head><hirendition="#b #g">Das oͤde Haus</hi><hirendition="#b">.</hi><lb/></head><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>—<hirendition="#in">M</hi>an war daruͤber einig, daß die wirklichen<lb/>
Erſcheinungen im Leben oft viel wunderbarer ſich<lb/>
geſtalteten, als alles, was die regſte Fantaſie zu<lb/>
erfinden trachte. „Ich meine,“ſprach <hirendition="#g">Lelio</hi>,<lb/>„daß die Geſchichte davon hinlaͤnglichen Beweis<lb/>
gibt und daß eben deshalb die ſogenannten hiſtori¬<lb/>ſchen Romane, worin der Verfaſſer, in ſeinem<lb/>
muͤßigen Gehirn bei aͤrmlichem Feuer ausgebruͤtete<lb/>
Kindereien, den Thaten der ewigen, im Univerſum<lb/>
waltenden Macht beizugeſellen ſich unterfaͤngt, ſo<lb/>
abgeſchmackt und widerlich ſind.“„Es iſt,“ nahm<lb/><hirendition="#g">Franz</hi> das Wort, „die tiefe Wahrheit der uner¬<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[[1]/0009]
Das oͤde Haus.
— Man war daruͤber einig, daß die wirklichen
Erſcheinungen im Leben oft viel wunderbarer ſich
geſtalteten, als alles, was die regſte Fantaſie zu
erfinden trachte. „Ich meine,“ ſprach Lelio,
„daß die Geſchichte davon hinlaͤnglichen Beweis
gibt und daß eben deshalb die ſogenannten hiſtori¬
ſchen Romane, worin der Verfaſſer, in ſeinem
muͤßigen Gehirn bei aͤrmlichem Feuer ausgebruͤtete
Kindereien, den Thaten der ewigen, im Univerſum
waltenden Macht beizugeſellen ſich unterfaͤngt, ſo
abgeſchmackt und widerlich ſind.“ „Es iſt,“ nahm
Franz das Wort, „die tiefe Wahrheit der uner¬
A
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/9>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.