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Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [203]–312. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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brach sie, ihr ankündigend, daß in ihrem Hause sie selbst viel feurigerer Dank erwarte, als er von ihr fordern könne, denn wahrscheinlich umarme in diesem Augenblick der glückliche Olivier schon seine Madelon. Bontems, so schloß der König, Bontems soll Euch tausend Louis auszahlen, die gebt in meinem Namen der Kleinen als Brautschatz. Mag sie ihren Brusson, der solch ein Glück gar nicht verdient, heirathen, aber dann sollen Beide fort aus Paris. Das ist mein Wille.

Die Martiniere kam der Scudery entgegen mit raschen Schritten, hinter ihr her Baptiste, Beide mit vor Freude glänzenden Gesichtern, Beide jauchzend, schreiend: Er ist hier -- er ist frei! -- o die lieben jungen Leute! -- Das selige Paar stürzte der Scudery zu Füßen. O ich habe es ja gewußt, daß Ihr, Ihr allein mir den Gatten retten würdet, rief Madelon. -- Ach, der Glaube an Euch, meine Mutter, stand ja fest in meiner Seele, rief Olivier, und Beide küßten der würdigen Dame die Hände und vergossen tausend heiße Thränen. Und dann umarmten sie sich wieder und betheuerten, daß die überirdische Seligkeit dieses Augenblicks alle namenlosen Leiden der vergangenen Tage aufwiege, und schworen, nicht von einander zu lassen bis in den Tod.

Nach wenigen Tagen wurden sie verbunden durch den Segen des Priesters. Wäre es auch nicht des Königs Wille gewesen, Brusson hätte doch nicht in Paris bleiben können, wo ihn Alles an jene entsetzliche Zeit

brach sie, ihr ankündigend, daß in ihrem Hause sie selbst viel feurigerer Dank erwarte, als er von ihr fordern könne, denn wahrscheinlich umarme in diesem Augenblick der glückliche Olivier schon seine Madelon. Bontems, so schloß der König, Bontems soll Euch tausend Louis auszahlen, die gebt in meinem Namen der Kleinen als Brautschatz. Mag sie ihren Brusson, der solch ein Glück gar nicht verdient, heirathen, aber dann sollen Beide fort aus Paris. Das ist mein Wille.

Die Martiniere kam der Scudery entgegen mit raschen Schritten, hinter ihr her Baptiste, Beide mit vor Freude glänzenden Gesichtern, Beide jauchzend, schreiend: Er ist hier — er ist frei! — o die lieben jungen Leute! — Das selige Paar stürzte der Scudery zu Füßen. O ich habe es ja gewußt, daß Ihr, Ihr allein mir den Gatten retten würdet, rief Madelon. — Ach, der Glaube an Euch, meine Mutter, stand ja fest in meiner Seele, rief Olivier, und Beide küßten der würdigen Dame die Hände und vergossen tausend heiße Thränen. Und dann umarmten sie sich wieder und betheuerten, daß die überirdische Seligkeit dieses Augenblicks alle namenlosen Leiden der vergangenen Tage aufwiege, und schworen, nicht von einander zu lassen bis in den Tod.

Nach wenigen Tagen wurden sie verbunden durch den Segen des Priesters. Wäre es auch nicht des Königs Wille gewesen, Brusson hätte doch nicht in Paris bleiben können, wo ihn Alles an jene entsetzliche Zeit

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:42:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:42:57Z)

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [203]–312. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_scuderi_1910/112>, abgerufen am 11.05.2024.