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Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [203]–312. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Blute gefärbt, der genau in die Wunde paßt. Cardillac ist, spricht Olivier, in der Nacht vor meinen Augen niedergestoßen worden. -- Man wollte ihn berauben? -- Das weiß ich nicht! -- Du gingst mit ihm, und es war dir nicht möglich, dem Mörder zu wehren? ihn fest zu halten? um Hülfe zu rufen? -- Fünfzehn, wohl zwanzig Schritte vor mir ging der Meister, ich folgte ihm. -- Warum in aller Welt so entfernt? -- Der Meister wollt' es so. -- Was hatte überhaupt Meister Cardillac so spät auf der Straße zu thun? -- Das kann ich nicht sagen. -- Sonst ist er aber doch niemals nach neun Uhr Abends aus dem Hause gekommen? -- Hier stockt Olivier, er ist bestürzt, er seufzt, er vergießt Thränen, er betheuert bei Allem, was heilig, daß Cardillac wirklich in jener Nacht ausgegangen und seinen Tod gefunden habe. Nun merkt aber wohl auf, mein Fräulein. Erwiesen ist es bis zur vollkommensten Gewißheit, daß Cardillac in jener Nacht das Haus nicht verließ, mithin ist Olivier's Behauptung, er sei mit ihm wirklich ausgegangen, eine freche Lüge. Die Hausthüre ist mit einem schweren Schloß versehen, welches bei dem Auf- und Zuschließen ein durchdringendes Geräusch macht, dann aber bewegt sich der Thürflügel widrig knarrend und heulend in den Angeln, so daß, wie es angestellte Versuche bewährt haben, selbst im obersten Stocke des Hauses das Getöse wiederhallt. Nun wohnt in dem untersten Stock, also dicht neben der Hausthüre, der alte Meister Claude Patru mit seiner Aufwärterin, einer

Blute gefärbt, der genau in die Wunde paßt. Cardillac ist, spricht Olivier, in der Nacht vor meinen Augen niedergestoßen worden. — Man wollte ihn berauben? — Das weiß ich nicht! — Du gingst mit ihm, und es war dir nicht möglich, dem Mörder zu wehren? ihn fest zu halten? um Hülfe zu rufen? — Fünfzehn, wohl zwanzig Schritte vor mir ging der Meister, ich folgte ihm. — Warum in aller Welt so entfernt? — Der Meister wollt' es so. — Was hatte überhaupt Meister Cardillac so spät auf der Straße zu thun? — Das kann ich nicht sagen. — Sonst ist er aber doch niemals nach neun Uhr Abends aus dem Hause gekommen? — Hier stockt Olivier, er ist bestürzt, er seufzt, er vergießt Thränen, er betheuert bei Allem, was heilig, daß Cardillac wirklich in jener Nacht ausgegangen und seinen Tod gefunden habe. Nun merkt aber wohl auf, mein Fräulein. Erwiesen ist es bis zur vollkommensten Gewißheit, daß Cardillac in jener Nacht das Haus nicht verließ, mithin ist Olivier's Behauptung, er sei mit ihm wirklich ausgegangen, eine freche Lüge. Die Hausthüre ist mit einem schweren Schloß versehen, welches bei dem Auf- und Zuschließen ein durchdringendes Geräusch macht, dann aber bewegt sich der Thürflügel widrig knarrend und heulend in den Angeln, so daß, wie es angestellte Versuche bewährt haben, selbst im obersten Stocke des Hauses das Getöse wiederhallt. Nun wohnt in dem untersten Stock, also dicht neben der Hausthüre, der alte Meister Claude Patru mit seiner Aufwärterin, einer

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[0059] Blute gefärbt, der genau in die Wunde paßt. Cardillac ist, spricht Olivier, in der Nacht vor meinen Augen niedergestoßen worden. — Man wollte ihn berauben? — Das weiß ich nicht! — Du gingst mit ihm, und es war dir nicht möglich, dem Mörder zu wehren? ihn fest zu halten? um Hülfe zu rufen? — Fünfzehn, wohl zwanzig Schritte vor mir ging der Meister, ich folgte ihm. — Warum in aller Welt so entfernt? — Der Meister wollt' es so. — Was hatte überhaupt Meister Cardillac so spät auf der Straße zu thun? — Das kann ich nicht sagen. — Sonst ist er aber doch niemals nach neun Uhr Abends aus dem Hause gekommen? — Hier stockt Olivier, er ist bestürzt, er seufzt, er vergießt Thränen, er betheuert bei Allem, was heilig, daß Cardillac wirklich in jener Nacht ausgegangen und seinen Tod gefunden habe. Nun merkt aber wohl auf, mein Fräulein. Erwiesen ist es bis zur vollkommensten Gewißheit, daß Cardillac in jener Nacht das Haus nicht verließ, mithin ist Olivier's Behauptung, er sei mit ihm wirklich ausgegangen, eine freche Lüge. Die Hausthüre ist mit einem schweren Schloß versehen, welches bei dem Auf- und Zuschließen ein durchdringendes Geräusch macht, dann aber bewegt sich der Thürflügel widrig knarrend und heulend in den Angeln, so daß, wie es angestellte Versuche bewährt haben, selbst im obersten Stocke des Hauses das Getöse wiederhallt. Nun wohnt in dem untersten Stock, also dicht neben der Hausthüre, der alte Meister Claude Patru mit seiner Aufwärterin, einer

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:42:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [203]–312. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_scuderi_1910/59>, abgerufen am 24.11.2024.