Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Eidgenossen.
Es war einmal ein arm Schulmeisterlein,
Der wollt' in seinem Lohn verbessert sein.
Doch war sein Dorf nur klein und, Gott erbarm!
Die Bauern waren alle gar zu arm.
Drum ging zum reichen Dorf der arme Mann!
Trug dort den Bauern seine Dienste an.
Er pries den Leuten seine Tüchtigkeit,
Auch könn' er Wetter machen jederzeit.
Da sprachen sie: das ist für uns der Mann!
Und nahmen ihn sogleich zum Meßner an.
Doch blieb das Wetter immer wie es war,
Heut neblicht, regnicht, morgen hell und klar.
Da sagten sie: ist das nun unser Lohn?
Solch Wetter hatten wir ja immer schon.
Ja, sprach er, ja, sobald ihr einig seid,
Bin ich zum Wettermachen gleich bereit.
Doch war von Einigkeit nicht eine Spur,
Denn jeder wollte stets sein Wetter nur.

Die Eidgenoſſen.
Es war einmal ein arm Schulmeiſterlein,
Der wollt' in ſeinem Lohn verbeſſert ſein.
Doch war ſein Dorf nur klein und, Gott erbarm!
Die Bauern waren alle gar zu arm.
Drum ging zum reichen Dorf der arme Mann!
Trug dort den Bauern ſeine Dienſte an.
Er pries den Leuten ſeine Tüchtigkeit,
Auch könn' er Wetter machen jederzeit.
Da ſprachen ſie: das iſt für uns der Mann!
Und nahmen ihn ſogleich zum Meßner an.
Doch blieb das Wetter immer wie es war,
Heut neblicht, regnicht, morgen hell und klar.
Da ſagten ſie: iſt das nun unſer Lohn?
Solch Wetter hatten wir ja immer ſchon.
Ja, ſprach er, ja, ſobald ihr einig ſeid,
Bin ich zum Wettermachen gleich bereit.
Doch war von Einigkeit nicht eine Spur,
Denn jeder wollte ſtets ſein Wetter nur.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0168" n="150"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Die Eidgeno&#x017F;&#x017F;en.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Es war einmal ein arm Schulmei&#x017F;terlein,</l><lb/>
              <l>Der wollt' in &#x017F;einem Lohn verbe&#x017F;&#x017F;ert &#x017F;ein.</l><lb/>
              <l>Doch war &#x017F;ein Dorf nur klein und, Gott erbarm!</l><lb/>
              <l>Die Bauern waren alle gar zu arm.</l><lb/>
              <l>Drum ging zum reichen Dorf der arme Mann!</l><lb/>
              <l>Trug dort den Bauern &#x017F;eine Dien&#x017F;te an.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Er pries den Leuten &#x017F;eine Tüchtigkeit,</l><lb/>
              <l>Auch könn' er Wetter machen jederzeit.</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;prachen &#x017F;ie: das i&#x017F;t für uns der Mann!</l><lb/>
              <l>Und nahmen ihn &#x017F;ogleich zum Meßner an.</l><lb/>
              <l>Doch blieb das Wetter immer wie es war,</l><lb/>
              <l>Heut neblicht, regnicht, morgen hell und klar.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Da &#x017F;agten &#x017F;ie: i&#x017F;t das nun un&#x017F;er Lohn?</l><lb/>
              <l>Solch Wetter hatten wir ja immer &#x017F;chon.</l><lb/>
              <l>Ja, &#x017F;prach er, ja, &#x017F;obald ihr einig &#x017F;eid,</l><lb/>
              <l>Bin ich zum Wettermachen gleich bereit.</l><lb/>
              <l>Doch war von Einigkeit nicht eine Spur,</l><lb/>
              <l>Denn jeder wollte &#x017F;tets <hi rendition="#g">&#x017F;ein</hi> Wetter nur.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0168] Die Eidgenoſſen. Es war einmal ein arm Schulmeiſterlein, Der wollt' in ſeinem Lohn verbeſſert ſein. Doch war ſein Dorf nur klein und, Gott erbarm! Die Bauern waren alle gar zu arm. Drum ging zum reichen Dorf der arme Mann! Trug dort den Bauern ſeine Dienſte an. Er pries den Leuten ſeine Tüchtigkeit, Auch könn' er Wetter machen jederzeit. Da ſprachen ſie: das iſt für uns der Mann! Und nahmen ihn ſogleich zum Meßner an. Doch blieb das Wetter immer wie es war, Heut neblicht, regnicht, morgen hell und klar. Da ſagten ſie: iſt das nun unſer Lohn? Solch Wetter hatten wir ja immer ſchon. Ja, ſprach er, ja, ſobald ihr einig ſeid, Bin ich zum Wettermachen gleich bereit. Doch war von Einigkeit nicht eine Spur, Denn jeder wollte ſtets ſein Wetter nur.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/168
Zitationshilfe: Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/168>, abgerufen am 21.11.2024.