Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.Und führt' ihn durch den Schloßhof in den alten Rittersaal; Das Gesinde hieß er kommen, es bracht' ihm einen Pokal, Das war ein echter Römer, den schenkt er ganz voll Wein, Und bot ihn auf Deutschlands Freiheit dem viellieben Gaste sein. "Ja, sprach Armin, ich trinke auf Deutschlands Freiheit jetzt, Ich bin des Fechtens müde, was hat man auch zuletzt? Doch ewig hass' ich die Römer und ewig bei Tag und Nacht, Sie haben uns stets das Schlechte, und gewiß auch die Pässe hergebracht." Der Edelmann versetzte: "Besänftige dich nur! Es ist in der Welt von Römern jetzt kaum noch eine Spur; Du hast sie ja vertilget, kein Mensch spricht mehr Latein, Du hast ihn ausgelöschet des Römerreiches Glanz und Schein." "Es beten zwar die Christen in Latein noch hie und da, Auch lernen die Juristen draus ihre Principia; Auch treiben es die Gelehrten und halten noch viel darauf, Doch, glaub' ich, endlich höret der Bettel mal von selber auf." "So etwas darf nicht kümmern, das ist bei uns der Brauch:
Ein Deutscher ist ein Gelehrter, drum lernt er Alles auch. Du hast in deiner Jugend ja auch gelernt Latein, Und bist kein Römer gewesen -- Trink aus! ich schenke wieder ein." Und führt' ihn durch den Schloßhof in den alten Ritterſaal; Das Geſinde hieß er kommen, es bracht' ihm einen Pokal, Das war ein echter Römer, den ſchenkt er ganz voll Wein, Und bot ihn auf Deutſchlands Freiheit dem viellieben Gaſte ſein. „Ja, ſprach Armin, ich trinke auf Deutſchlands Freiheit jetzt, Ich bin des Fechtens müde, was hat man auch zuletzt? Doch ewig haſſ' ich die Römer und ewig bei Tag und Nacht, Sie haben uns ſtets das Schlechte, und gewiß auch die Päſſe hergebracht.“ Der Edelmann verſetzte: „Beſänftige dich nur! Es iſt in der Welt von Römern jetzt kaum noch eine Spur; Du haſt ſie ja vertilget, kein Menſch ſpricht mehr Latein, Du haſt ihn ausgelöſchet des Römerreiches Glanz und Schein.“ „Es beten zwar die Chriſten in Latein noch hie und da, Auch lernen die Juriſten draus ihre Principia; Auch treiben es die Gelehrten und halten noch viel darauf, Doch, glaub' ich, endlich höret der Bettel mal von ſelber auf.“ „So etwas darf nicht kümmern, das iſt bei uns der Brauch:
Ein Deutſcher iſt ein Gelehrter, drum lernt er Alles auch. Du haſt in deiner Jugend ja auch gelernt Latein, Und biſt kein Römer geweſen — Trink aus! ich ſchenke wieder ein.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0194" n="176"/> <lg n="6"> <l>Und führt' ihn durch den Schloßhof in den alten Ritterſaal;</l><lb/> <l>Das Geſinde hieß er kommen, es bracht' ihm einen Pokal,</l><lb/> <l>Das war ein echter Römer, den ſchenkt er ganz voll Wein,</l><lb/> <l>Und bot ihn auf Deutſchlands Freiheit dem viellieben Gaſte ſein.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>„Ja, ſprach Armin, ich <hi rendition="#g">trinke</hi> auf Deutſchlands Freiheit jetzt,</l><lb/> <l>Ich bin des Fechtens müde, was hat man auch zuletzt?</l><lb/> <l>Doch ewig haſſ' ich die Römer und ewig bei Tag und Nacht,</l><lb/> <l>Sie haben uns ſtets das Schlechte, und gewiß auch die Päſſe</l><lb/> <l>hergebracht.“</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Der Edelmann verſetzte: „Beſänftige dich nur!</l><lb/> <l>Es iſt in der Welt von Römern jetzt kaum noch eine Spur;</l><lb/> <l>Du haſt ſie ja vertilget, kein Menſch ſpricht mehr Latein,</l><lb/> <l>Du haſt ihn ausgelöſchet des Römerreiches Glanz und Schein.“</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>„Es beten zwar die Chriſten in Latein noch hie und da,</l><lb/> <l>Auch lernen die Juriſten draus ihre Principia;</l><lb/> <l>Auch treiben es die Gelehrten und halten noch viel darauf,</l><lb/> <l>Doch, glaub' ich, endlich höret der Bettel mal von ſelber auf.“</l><lb/> </lg> <lg n="10"> <l>„So etwas darf nicht kümmern, das iſt bei uns der Brauch:</l><lb/> <l>Ein Deutſcher iſt ein Gelehrter, drum lernt er Alles auch.</l><lb/> <l>Du haſt in deiner Jugend ja auch gelernt Latein,</l><lb/> <l>Und biſt kein Römer geweſen — Trink aus! ich ſchenke wieder ein.“</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [176/0194]
Und führt' ihn durch den Schloßhof in den alten Ritterſaal;
Das Geſinde hieß er kommen, es bracht' ihm einen Pokal,
Das war ein echter Römer, den ſchenkt er ganz voll Wein,
Und bot ihn auf Deutſchlands Freiheit dem viellieben Gaſte ſein.
„Ja, ſprach Armin, ich trinke auf Deutſchlands Freiheit jetzt,
Ich bin des Fechtens müde, was hat man auch zuletzt?
Doch ewig haſſ' ich die Römer und ewig bei Tag und Nacht,
Sie haben uns ſtets das Schlechte, und gewiß auch die Päſſe
hergebracht.“
Der Edelmann verſetzte: „Beſänftige dich nur!
Es iſt in der Welt von Römern jetzt kaum noch eine Spur;
Du haſt ſie ja vertilget, kein Menſch ſpricht mehr Latein,
Du haſt ihn ausgelöſchet des Römerreiches Glanz und Schein.“
„Es beten zwar die Chriſten in Latein noch hie und da,
Auch lernen die Juriſten draus ihre Principia;
Auch treiben es die Gelehrten und halten noch viel darauf,
Doch, glaub' ich, endlich höret der Bettel mal von ſelber auf.“
„So etwas darf nicht kümmern, das iſt bei uns der Brauch:
Ein Deutſcher iſt ein Gelehrter, drum lernt er Alles auch.
Du haſt in deiner Jugend ja auch gelernt Latein,
Und biſt kein Römer geweſen — Trink aus! ich ſchenke wieder ein.“
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