Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Auff einen Hahnrey.
DIe hörner trägt der mann/ das weib verdienet sie.
Das tragen bringt ihr lust/ ihm lauter last und müh.
Sie fühlt die hörner wohl/ und wird dadurch erqvicket;
Er aber fühlt sie nicht/ und doch wird er gedrücket.
Allein so schwer sie sind/ wird doch bißher geglaubt/
Daß er sie tragen muß als seines weibes haupt.

Auff Lucien.
DIe karge Lucie hat jüngst ein schwein geschlacht/
Das sie ein gantzes jahr von eignem koth ernehret;
Hiernächst hat sie ein huhn von speichel fett gemacht/
Das täglich ihr ein ey zur frischen kost gewähret.
Offt nimmt sie noch dazu von ihres schweines speck;
Wer sagt nun/ daß sie nicht frißt ihren eignen dreck?
Und daß sie nicht vor geitz sich in sich selbst verzehret?

Grabschrifft Henrici IV. Königs
in Franckreich.
ICh bin durch schimpff und ernst zu meinem reiche kommen/
Ein unerhörter mord hat mir es weggenommen.
Was halff mich/ was ich lied? was halff/ was ich gethan?
Nachdem ein messer mehr als eine messe kan.
Frie-
Sinn-Gedichte.
Auff einen Hahnrey.
DIe hoͤrner traͤgt der mann/ das weib verdienet ſie.
Das tragen bringt ihr luſt/ ihm lauter laſt und muͤh.
Sie fuͤhlt die hoͤrner wohl/ und wird dadurch erqvicket;
Er aber fuͤhlt ſie nicht/ und doch wird er gedruͤcket.
Allein ſo ſchwer ſie ſind/ wird doch bißher geglaubt/
Daß er ſie tragen muß als ſeines weibes haupt.

Auff Lucien.
DIe karge Lucie hat juͤngſt ein ſchwein geſchlacht/
Das ſie ein gantzes jahr von eignem koth ernehret;
Hiernaͤchſt hat ſie ein huhn von ſpeichel fett gemacht/
Das taͤglich ihr ein ey zur friſchen koſt gewaͤhret.
Offt nimmt ſie noch dazu von ihres ſchweines ſpeck;
Wer ſagt nun/ daß ſie nicht frißt ihren eignen dreck?
Und daß ſie nicht vor geitz ſich in ſich ſelbſt verzehret?

Grabſchrifft Henrici IV. Koͤnigs
in Franckreich.
ICh bin durch ſchimpff und ernſt zu meinem reiche kommen/
Ein unerhoͤrter mord hat mir es weggenommen.
Was halff mich/ was ich lied? was halff/ was ich gethan?
Nachdem ein meſſer mehr als eine meſſe kan.
Frie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0128" n="84"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auff einen Hahnrey.</hi> </head><lb/>
          <byline> <hi rendition="#c">C. E.</hi> </byline><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Ie ho&#x0364;rner tra&#x0364;gt der mann/ das weib verdienet &#x017F;ie.</l><lb/>
            <l>Das tragen bringt ihr lu&#x017F;t/ ihm lauter la&#x017F;t und mu&#x0364;h.</l><lb/>
            <l>Sie fu&#x0364;hlt die ho&#x0364;rner wohl/ und wird dadurch erqvicket;</l><lb/>
            <l>Er aber fu&#x0364;hlt &#x017F;ie nicht/ und doch wird er gedru&#x0364;cket.</l><lb/>
            <l>Allein &#x017F;o &#x017F;chwer &#x017F;ie &#x017F;ind/ wird doch bißher geglaubt/</l><lb/>
            <l>Daß er &#x017F;ie tragen muß als &#x017F;eines weibes haupt.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auff Lucien.</hi> </head><lb/>
          <byline> <hi rendition="#c">C. E.</hi> </byline><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Ie karge Lucie hat ju&#x0364;ng&#x017F;t ein &#x017F;chwein ge&#x017F;chlacht/</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;ie ein gantzes jahr von eignem koth ernehret;</l><lb/>
            <l>Hierna&#x0364;ch&#x017F;t hat &#x017F;ie ein huhn von &#x017F;peichel fett gemacht/</l><lb/>
            <l>Das ta&#x0364;glich ihr ein ey zur fri&#x017F;chen ko&#x017F;t gewa&#x0364;hret.</l><lb/>
            <l>Offt nimmt &#x017F;ie noch dazu von ihres &#x017F;chweines &#x017F;peck;</l><lb/>
            <l>Wer &#x017F;agt nun/ daß &#x017F;ie nicht frißt ihren eignen dreck?</l><lb/>
            <l>Und daß &#x017F;ie nicht vor geitz &#x017F;ich in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t verzehret?</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#b">Grab&#x017F;chrifft Henrici <hi rendition="#aq">IV.</hi> Ko&#x0364;nigs</hi><lb/>
in Franckreich.</head><lb/>
          <byline> <hi rendition="#c">C. H. V. H.</hi> </byline><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">I</hi>Ch bin durch &#x017F;chimpff und ern&#x017F;t zu meinem reiche kommen/</l><lb/>
            <l>Ein unerho&#x0364;rter mord hat mir es weggenommen.</l><lb/>
            <l>Was halff mich/ was ich lied? was halff/ was ich gethan?</l><lb/>
            <l>Nachdem ein me&#x017F;&#x017F;er mehr als eine me&#x017F;&#x017F;e kan.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Frie-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0128] Sinn-Gedichte. Auff einen Hahnrey. C. E. DIe hoͤrner traͤgt der mann/ das weib verdienet ſie. Das tragen bringt ihr luſt/ ihm lauter laſt und muͤh. Sie fuͤhlt die hoͤrner wohl/ und wird dadurch erqvicket; Er aber fuͤhlt ſie nicht/ und doch wird er gedruͤcket. Allein ſo ſchwer ſie ſind/ wird doch bißher geglaubt/ Daß er ſie tragen muß als ſeines weibes haupt. Auff Lucien. C. E. DIe karge Lucie hat juͤngſt ein ſchwein geſchlacht/ Das ſie ein gantzes jahr von eignem koth ernehret; Hiernaͤchſt hat ſie ein huhn von ſpeichel fett gemacht/ Das taͤglich ihr ein ey zur friſchen koſt gewaͤhret. Offt nimmt ſie noch dazu von ihres ſchweines ſpeck; Wer ſagt nun/ daß ſie nicht frißt ihren eignen dreck? Und daß ſie nicht vor geitz ſich in ſich ſelbſt verzehret? Grabſchrifft Henrici IV. Koͤnigs in Franckreich. C. H. V. H. ICh bin durch ſchimpff und ernſt zu meinem reiche kommen/ Ein unerhoͤrter mord hat mir es weggenommen. Was halff mich/ was ich lied? was halff/ was ich gethan? Nachdem ein meſſer mehr als eine meſſe kan. Frie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/128
Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/128>, abgerufen am 09.11.2024.