Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.Sinn-Gedichte. Grab-schrifft auff den Hertzog/ Jacob von Monmouth/ welchen König Jacobus II. von Engelland am tage Jacobi enthaupten lassen. Du wustest/ daß kein reich zwey sonnen leiden kan; Doch spann dein aberwitz ein liederlich gewebe. Drum setzt man dir ein beil mit diesen worten an: Stirb/ kleiner Jacob/ stirb/ auff daß der grosse lebe! Eines ersoffenen Mäurers. ICh führte häuser auff/ bewahrte sarg und bein/ Die städte schloß ich auch in feste mauern ein; Doch kan ich meinen rest in keine mauer fassen/ Weil ich das rechte maaß zum grunde hinterlassen. Sonnet an Mirabellen. ES wundert mich nicht sehr/ daß Golgerus Melinden Bald Mirabelle täufft/ bald ein vergöttert kind; Weil ihre zierden ja fast mehr als göttlich sind/ Die auch schon schimmernd stroh sind mächtig zu entzünden. Der glieder haut gleicht sich der weichsten bircken-rinden/ Der augen gold/ das fast den agtstein überwindt/ Aus denen thränen-saltz/ wie fette milch abrinnt/ Ist gut/ daß Venus ihr daraus läßt fackeln winden. Ihr haar/ der liebes-strick/ ist weisser als der schnee/ Die lippen dörffen nicht den blausten veilgen weichen/ Kein mahler kan so gut das wang' als sie bestreichen; Den brüsten mangelt nichts als eine runde höh/ Das rothe feuer strahlt ihr sichtbar aus den augen. Warum denn solte sie dem Golgerus nicht taugen? Uber F 4
Sinn-Gedichte. Grab-ſchrifft auff den Hertzog/ Jacob von Monmouth/ welchen Koͤnig Jacobus II. von Engelland am tage Jacobi enthaupten laſſen. Du wuſteſt/ daß kein reich zwey ſonnen leiden kan; Doch ſpann dein aberwitz ein liederlich gewebe. Drum ſetzt man dir ein beil mit dieſen worten an: Stirb/ kleiner Jacob/ ſtirb/ auff daß der groſſe lebe! Eines erſoffenen Maͤurers. ICh fuͤhrte haͤuſer auff/ bewahrte ſarg und bein/ Die ſtaͤdte ſchloß ich auch in feſte mauern ein; Doch kan ich meinen reſt in keine mauer faſſen/ Weil ich das rechte maaß zum grunde hinterlaſſen. Sonnet an Mirabellen. ES wundert mich nicht ſehr/ daß Golgerus Melinden Bald Mirabelle taͤufft/ bald ein vergoͤttert kind; Weil ihre zierden ja faſt mehr als goͤttlich ſind/ Die auch ſchon ſchimmernd ſtroh ſind maͤchtig zu entzuͤnden. Der glieder haut gleicht ſich der weichſten bircken-rinden/ Der augen gold/ das faſt den agtſtein uͤberwindt/ Aus denen thraͤnen-ſaltz/ wie fette milch abrinnt/ Iſt gut/ daß Venus ihr daraus laͤßt fackeln winden. Ihr haar/ der liebes-ſtrick/ iſt weiſſer als der ſchnee/ Die lippen doͤrffen nicht den blauſten veilgen weichen/ Kein mahler kan ſo gut das wang’ als ſie beſtreichen; Den bruͤſten mangelt nichts als eine runde hoͤh/ Das rothe feuer ſtrahlt ihr ſichtbar aus den augen. Warum denn ſolte ſie dem Golgerus nicht taugen? Uber F 4
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Sinn-Gedichte.
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Engelland am tage Jacobi enthaupten
laſſen.
Du wuſteſt/ daß kein reich zwey ſonnen leiden kan;
Doch ſpann dein aberwitz ein liederlich gewebe.
Drum ſetzt man dir ein beil mit dieſen worten an:
Stirb/ kleiner Jacob/ ſtirb/ auff daß der groſſe lebe!
Eines erſoffenen Maͤurers.
ICh fuͤhrte haͤuſer auff/ bewahrte ſarg und bein/
Die ſtaͤdte ſchloß ich auch in feſte mauern ein;
Doch kan ich meinen reſt in keine mauer faſſen/
Weil ich das rechte maaß zum grunde hinterlaſſen.
Sonnet an Mirabellen.
D. C. V. L.
ES wundert mich nicht ſehr/ daß Golgerus Melinden
Bald Mirabelle taͤufft/ bald ein vergoͤttert kind;
Weil ihre zierden ja faſt mehr als goͤttlich ſind/
Die auch ſchon ſchimmernd ſtroh ſind maͤchtig zu entzuͤnden.
Der glieder haut gleicht ſich der weichſten bircken-rinden/
Der augen gold/ das faſt den agtſtein uͤberwindt/
Aus denen thraͤnen-ſaltz/ wie fette milch abrinnt/
Iſt gut/ daß Venus ihr daraus laͤßt fackeln winden.
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Den bruͤſten mangelt nichts als eine runde hoͤh/
Das rothe feuer ſtrahlt ihr ſichtbar aus den augen.
Warum denn ſolte ſie dem Golgerus nicht taugen?
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