Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.Vermischte Gedichte. Was hilfft der schatz/ der kaum zu zehlen? Er mehret nur der sorgen harm/ Ein böser tag kan uns ihn stehlen/ So sind wir gleich den bettlern arm. Wohl! wer im leben etc. Zwar güter/ muth und frische glieder Sind werthe gaben/ wer sie hat; Doch schlägt ein unfall jene nieder/ Und diese macht ein windlein matt. Wohl! wer im leben etc. Die zeit reist kron und purpur abe/ Zeit ist der dinge rauberin; Die zeit trägt alle welt zu grabe/ Der zeit kan keine zeit entfliehn. Wohl! wer im leben etc. Ist nichts beständigs nun zu finden/ So nicht der zeiten zahn verzehrt/ Wer will sein thun hier feste gründen/ Weil alles wie ein kleid verfährt. Wohl! wer im leben etc. Fleuch nun du schatten gleiches wesen/ Dein schnödes blendwerck treugt mich nicht. Mein sinn hat ihm vor dir erlesen/ Was weder zeit noch wechsel bricht. Mein gantzes leben Zu iederzeit/ Bleibt fest ergeben/ In freud und leid/ Der ewigkeit. Wet[t-]
Vermiſchte Gedichte. Was hilfft der ſchatz/ der kaum zu zehlen? Er mehret nur der ſorgen harm/ Ein boͤſer tag kan uns ihn ſtehlen/ So ſind wir gleich den bettlern arm. Wohl! wer im leben ꝛc. Zwar guͤter/ muth und friſche glieder Sind werthe gaben/ wer ſie hat; Doch ſchlaͤgt ein unfall jene nieder/ Und dieſe macht ein windlein matt. Wohl! wer im leben ꝛc. Die zeit reiſt kron und purpur abe/ Zeit iſt der dinge rauberin; Die zeit traͤgt alle welt zu grabe/ Der zeit kan keine zeit entfliehn. Wohl! wer im leben ꝛc. Iſt nichts beſtaͤndigs nun zu finden/ So nicht der zeiten zahn verzehrt/ Wer will ſein thun hier feſte gruͤnden/ Weil alles wie ein kleid verfaͤhrt. Wohl! wer im leben ꝛc. Fleuch nun du ſchatten gleiches weſen/ Dein ſchnoͤdes blendwerck treugt mich nicht. Mein ſinn hat ihm vor dir erleſen/ Was weder zeit noch wechſel bricht. Mein gantzes leben Zu iederzeit/ Bleibt feſt ergeben/ In freud und leid/ Der ewigkeit. Wet[t-]
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Vermiſchte Gedichte.
Was hilfft der ſchatz/ der kaum zu zehlen?
Er mehret nur der ſorgen harm/
Ein boͤſer tag kan uns ihn ſtehlen/
So ſind wir gleich den bettlern arm.
Wohl! wer im leben ꝛc.
Zwar guͤter/ muth und friſche glieder
Sind werthe gaben/ wer ſie hat;
Doch ſchlaͤgt ein unfall jene nieder/
Und dieſe macht ein windlein matt.
Wohl! wer im leben ꝛc.
Die zeit reiſt kron und purpur abe/
Zeit iſt der dinge rauberin;
Die zeit traͤgt alle welt zu grabe/
Der zeit kan keine zeit entfliehn.
Wohl! wer im leben ꝛc.
Iſt nichts beſtaͤndigs nun zu finden/
So nicht der zeiten zahn verzehrt/
Wer will ſein thun hier feſte gruͤnden/
Weil alles wie ein kleid verfaͤhrt.
Wohl! wer im leben ꝛc.
Fleuch nun du ſchatten gleiches weſen/
Dein ſchnoͤdes blendwerck treugt mich nicht.
Mein ſinn hat ihm vor dir erleſen/
Was weder zeit noch wechſel bricht.
Mein gantzes leben
Zu iederzeit/
Bleibt feſt ergeben/
In freud und leid/
Der ewigkeit.
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