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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Vermischte Gedichte.
Gepräng und schönheit ein. Kurtz/ unsre Ziprie
War aller frauen frau; Der wollust-ströhme see/
Der augen augen-stern/ die sonne der göttinnen/
Der wollust ziel und pfeil/ das muschel-schiff/ worinnen
Das vordertheil corall/ das hintertheil rubin/
Der mastbaum von smaragd/ das segel carmesin/
Das fähnlein von damast/ das seil aus wurmgespinste/
Das ruder aus saphir/ und alles sonst auffs minste
gemacht aus perlen war. Der schnecken häußlein war
Die schooß/ zugleich in der die mutter dich gebahr.
Dein tempel/ dein altar/ dein wagen/ deine wiege/
Dein himmel/ deine burg/ dein schild und helm im kriege/
Dein bette/ ja dein thron/ dein spiegel/ dein gezelt/
Dein garten/ dein gemach/ ja deine gantze welt.
Auff diß dein schiff lein bließ der vater aller blumen/
Der Flora bräutigam/ der zephyr aus Idumen/
Zibet und ambra aus; Neptun hub aus der see
Sein crystallines haupt verwundernd in die höh/
Und ließ von seinem haar auff seiner wasser auen
Corallen-zöpffe falln/ und perlen-tropffen thauen;
Schlug auch mit seiner hand den scepter auff das meer/
Daß alle Näjaden und götter kamen her/
Die schiffahrt Zipriens nach würden zu bestellen/
Palemon kam und ritt ein meer-schwein auff den wellen/
Dem er von tulipen und rosen ein gebiß
Hatt um das maul gelegt. Der krause Nereus ließ
Das schuppen-vieh heraus aus Amphitritens bette;
Und Triton zog hervor/ an einer langen kette/
Die muschel fortzuziehn/ ein grosses wasser-heer/
Das er mit moose speist/ und das das blaue meer
Mit frischem saltze tränckt. Die Nymphen/ welche liessen
Dort den Euphrat/ den Niel/ und hier die Donau fliessen/
Von denen eine dar gold/ crysolithen-stein/
Und amethisten laß/ und perlen fädmet ein;
Dort ab corallen brach/ verstreueten mit hauffen
Ihr reichthum um dein schiff/ um deine gunst zu kauffen/
Um diß ihr opffer-werck. Denn eben damahls war/
O meer gewünschter lust! des meeres gold/ dein haar;
Sein demant dein gesicht/ sein purpur deine wangen;
Dein lächeln seine perl; sein gantzes reichthum prangen/
Daß auch die Thetis selbst darüber schamroth ward.
Kurtz: deine trefflichkeit die war von solcher art:
Halb seel-loß/ halb erzürnt/ daß sie sich überhoffen/
Durch deine schönheit sah vielfältig übertroffen.

Ja

Vermiſchte Gedichte.
Gepraͤng und ſchoͤnheit ein. Kurtz/ unſre Ziprie
War aller frauen frau; Der wolluſt-ſtroͤhme ſee/
Der augen augen-ſtern/ die ſonne der goͤttinnen/
Der wolluſt ziel und pfeil/ das muſchel-ſchiff/ worinnen
Das vordertheil corall/ das hintertheil rubin/
Der maſtbaum von ſmaragd/ das ſegel carmeſin/
Das faͤhnlein von damaſt/ das ſeil aus wurmgeſpinſte/
Das ruder aus ſaphir/ und alles ſonſt auffs minſte
gemacht aus perlen war. Der ſchnecken haͤußlein war
Die ſchooß/ zugleich in der die mutter dich gebahr.
Dein tempel/ dein altar/ dein wagen/ deine wiege/
Dein himmel/ deine burg/ dein ſchild und helm im kriege/
Dein bette/ ja dein thron/ dein ſpiegel/ dein gezelt/
Dein garten/ dein gemach/ ja deine gantze welt.
Auff diß dein ſchiff lein bließ der vater aller blumen/
Der Flora braͤutigam/ der zephyr aus Idumen/
Zibet und ambra aus; Neptun hub aus der ſee
Sein cryſtallines haupt verwundernd in die hoͤh/
Und ließ von ſeinem haar auff ſeiner waſſer auen
Corallen-zoͤpffe falln/ und perlen-tropffen thauen;
Schlug auch mit ſeiner hand den ſcepter auff das meer/
Daß alle Naͤjaden und goͤtter kamen her/
Die ſchiffahrt Zipriens nach wuͤrden zu beſtellen/
Palemon kam und ritt ein meer-ſchwein auff den wellen/
Dem er von tulipen und roſen ein gebiß
Hatt um das maul gelegt. Der krauſe Nereus ließ
Das ſchuppen-vieh heraus aus Amphitritens bette;
Und Triton zog hervor/ an einer langen kette/
Die muſchel fortzuziehn/ ein groſſes waſſer-heer/
Das er mit mooſe ſpeiſt/ und das das blaue meer
Mit friſchem ſaltze traͤnckt. Die Nymphen/ welche lieſſen
Dort den Euphrat/ den Niel/ und hier die Donau flieſſen/
Von denen eine dar gold/ cryſolithen-ſtein/
Und amethiſten laß/ und perlen faͤdmet ein;
Dort ab corallen brach/ verſtreueten mit hauffen
Ihr reichthum um dein ſchiff/ um deine gunſt zu kauffen/
Um diß ihr opffer-werck. Denn eben damahls war/
O meer gewuͤnſchter luſt! des meeres gold/ dein haar;
Sein demant dein geſicht/ ſein purpur deine wangen;
Dein laͤcheln ſeine perl; ſein gantzes reichthum prangen/
Daß auch die Thetis ſelbſt daruͤber ſchamroth ward.
Kurtz: deine trefflichkeit die war von ſolcher art:
Halb ſeel-loß/ halb erzuͤrnt/ daß ſie ſich uͤberhoffen/
Durch deine ſchoͤnheit ſah vielfaͤltig uͤbertroffen.

Ja
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[234/0278] Vermiſchte Gedichte. Gepraͤng und ſchoͤnheit ein. Kurtz/ unſre Ziprie War aller frauen frau; Der wolluſt-ſtroͤhme ſee/ Der augen augen-ſtern/ die ſonne der goͤttinnen/ Der wolluſt ziel und pfeil/ das muſchel-ſchiff/ worinnen Das vordertheil corall/ das hintertheil rubin/ Der maſtbaum von ſmaragd/ das ſegel carmeſin/ Das faͤhnlein von damaſt/ das ſeil aus wurmgeſpinſte/ Das ruder aus ſaphir/ und alles ſonſt auffs minſte gemacht aus perlen war. Der ſchnecken haͤußlein war Die ſchooß/ zugleich in der die mutter dich gebahr. Dein tempel/ dein altar/ dein wagen/ deine wiege/ Dein himmel/ deine burg/ dein ſchild und helm im kriege/ Dein bette/ ja dein thron/ dein ſpiegel/ dein gezelt/ Dein garten/ dein gemach/ ja deine gantze welt. Auff diß dein ſchiff lein bließ der vater aller blumen/ Der Flora braͤutigam/ der zephyr aus Idumen/ Zibet und ambra aus; Neptun hub aus der ſee Sein cryſtallines haupt verwundernd in die hoͤh/ Und ließ von ſeinem haar auff ſeiner waſſer auen Corallen-zoͤpffe falln/ und perlen-tropffen thauen; Schlug auch mit ſeiner hand den ſcepter auff das meer/ Daß alle Naͤjaden und goͤtter kamen her/ Die ſchiffahrt Zipriens nach wuͤrden zu beſtellen/ Palemon kam und ritt ein meer-ſchwein auff den wellen/ Dem er von tulipen und roſen ein gebiß Hatt um das maul gelegt. Der krauſe Nereus ließ Das ſchuppen-vieh heraus aus Amphitritens bette; Und Triton zog hervor/ an einer langen kette/ Die muſchel fortzuziehn/ ein groſſes waſſer-heer/ Das er mit mooſe ſpeiſt/ und das das blaue meer Mit friſchem ſaltze traͤnckt. Die Nymphen/ welche lieſſen Dort den Euphrat/ den Niel/ und hier die Donau flieſſen/ Von denen eine dar gold/ cryſolithen-ſtein/ Und amethiſten laß/ und perlen faͤdmet ein; Dort ab corallen brach/ verſtreueten mit hauffen Ihr reichthum um dein ſchiff/ um deine gunſt zu kauffen/ Um diß ihr opffer-werck. Denn eben damahls war/ O meer gewuͤnſchter luſt! des meeres gold/ dein haar; Sein demant dein geſicht/ ſein purpur deine wangen; Dein laͤcheln ſeine perl; ſein gantzes reichthum prangen/ Daß auch die Thetis ſelbſt daruͤber ſchamroth ward. Kurtz: deine trefflichkeit die war von ſolcher art: Halb ſeel-loß/ halb erzuͤrnt/ daß ſie ſich uͤberhoffen/ Durch deine ſchoͤnheit ſah vielfaͤltig uͤbertroffen. Ja

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/278>, abgerufen am 26.11.2024.