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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Sinn-Gedichte.
Uber das Friedrich Wilhelms- oder so genannte
Leipziger-Thor zu Berlin/ an welchem Anno 1688
den 1 Sept. der blitz kurtz nach dem tode des sel. Churfürstens/
von der ihm zu ehren gesetzten überschrifft/ diese
worte berühret hatte:
FRIDERICVS, ELECTOR, FELIX.
Friedrich/ Churfürst/ glückseelig.
+ + +
DEr blitz berührte jüngst die eine von den pforten/
Und traff die überschrifft am Friedrich Wilhelms-thor.
Der vorwitz ist besorgt/ ob den gestreifften worten;
Was aber stellt man sich für fremde deutung vor?
Der held/ dem diß geweiht/ ist aus der welt gewichen/
So * heiligt denn der blitz diß sein gedächtnißmahl/
Und hat/ zu unserm trost/ hingegen unterstrichen/
Was uns von ihm verbleibt. Welch höchst erwünschte wahl!
Sein + Friedrich/ Chur und glück ist uns zurück geblieben;
Wer glaubt dem himmel nicht/ der dieses unterschrieben?


Wider die allzu argwöhnische männer.
+ + +
AUs furcht/ er werde das/ was er verdient zu seyn/
Sperrt er das arme weib als wie ein hencker ein.
Sein argwohn kommt von nichts/ als seinem bösen leben.
Er weiß was er gethan; drum kan er achtung geben.
Sie ist die tugend selbst/ ein engel in dem hauß;
Er aber fürchtet sich/ die rache bleibt nicht aus.
Er fühlt sich alle tag/ ob er es schon geworden/
Ob er die zeichen spürt von dem besorgten orden.
Was
* Diß glaubten die alten/ wenn es/ wie hier/ ohne verletzung/
und bald nach dem tode desjenigen geschah/ dem es zu ehren
auffgerichtet.
Jtzt regierende Churfürstl. Durchl.
G 5
Sinn-Gedichte.
Uber das Friedrich Wilhelms- oder ſo genañte
Leipziger-Thor zu Berlin/ an welchem Anno 1688
den 1 Sept. der blitz kurtz nach dem tode des ſel. Churfuͤrſtens/
von der ihm zu ehren geſetzten uͤberſchrifft/ dieſe
worte beruͤhret hatte:
FRIDERICVS, ELECTOR, FELIX.
Friedrich/ Churfuͤrſt/ gluͤckſeelig.
† † †
DEr blitz beruͤhrte juͤngſt die eine von den pforten/
Und traff die uͤberſchrifft am Friedrich Wilhelms-thor.
Der vorwitz iſt beſorgt/ ob den geſtreifften worten;
Was aber ſtellt man ſich fuͤr fremde deutung vor?
Der held/ dem diß geweiht/ iſt aus der welt gewichen/
So * heiligt denn der blitz diß ſein gedaͤchtnißmahl/
Und hat/ zu unſerm troſt/ hingegen unterſtrichen/
Was uns von ihm verbleibt. Welch hoͤchſt erwuͤnſchte wahl!
Sein † Friedrich/ Chur und gluͤck iſt uns zuruͤck geblieben;
Wer glaubt dem himmel nicht/ der dieſes unterſchrieben?


Wider die allzu argwoͤhniſche maͤnner.
† † †
AUs furcht/ er werde das/ was er verdient zu ſeyn/
Sperrt er das arme weib als wie ein hencker ein.
Sein argwohn kommt von nichts/ als ſeinem boͤſen leben.
Er weiß was er gethan; drum kan er achtung geben.
Sie iſt die tugend ſelbſt/ ein engel in dem hauß;
Er aber fuͤrchtet ſich/ die rache bleibt nicht aus.
Er fuͤhlt ſich alle tag/ ob er es ſchon geworden/
Ob er die zeichen ſpuͤrt von dem beſorgten orden.
Was
* Diß glaubten die alten/ wenn es/ wie hier/ ohne verletzung/
und bald nach dem tode desjenigen geſchah/ dem es zu ehren
auffgerichtet.
Jtzt regierende Churfuͤrſtl. Durchl.
G 5
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[105/0121] Sinn-Gedichte. Uber das Friedrich Wilhelms- oder ſo genañte Leipziger-Thor zu Berlin/ an welchem Anno 1688 den 1 Sept. der blitz kurtz nach dem tode des ſel. Churfuͤrſtens/ von der ihm zu ehren geſetzten uͤberſchrifft/ dieſe worte beruͤhret hatte: FRIDERICVS, ELECTOR, FELIX. Friedrich/ Churfuͤrſt/ gluͤckſeelig. † † † DEr blitz beruͤhrte juͤngſt die eine von den pforten/ Und traff die uͤberſchrifft am Friedrich Wilhelms-thor. Der vorwitz iſt beſorgt/ ob den geſtreifften worten; Was aber ſtellt man ſich fuͤr fremde deutung vor? Der held/ dem diß geweiht/ iſt aus der welt gewichen/ So * heiligt denn der blitz diß ſein gedaͤchtnißmahl/ Und hat/ zu unſerm troſt/ hingegen unterſtrichen/ Was uns von ihm verbleibt. Welch hoͤchſt erwuͤnſchte wahl! Sein † Friedrich/ Chur und gluͤck iſt uns zuruͤck geblieben; Wer glaubt dem himmel nicht/ der dieſes unterſchrieben? Wider die allzu argwoͤhniſche maͤnner. † † † AUs furcht/ er werde das/ was er verdient zu ſeyn/ Sperrt er das arme weib als wie ein hencker ein. Sein argwohn kommt von nichts/ als ſeinem boͤſen leben. Er weiß was er gethan; drum kan er achtung geben. Sie iſt die tugend ſelbſt/ ein engel in dem hauß; Er aber fuͤrchtet ſich/ die rache bleibt nicht aus. Er fuͤhlt ſich alle tag/ ob er es ſchon geworden/ Ob er die zeichen ſpuͤrt von dem beſorgten orden. Was * Diß glaubten die alten/ wenn es/ wie hier/ ohne verletzung/ und bald nach dem tode desjenigen geſchah/ dem es zu ehren auffgerichtet. Jtzt regierende Churfuͤrſtl. Durchl. G 5

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/121>, abgerufen am 25.11.2024.