Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Sinn-Gedichte. Grabschrifft eines geitzigen. WUndre dich du leser nicht/ was die ursach müsse/ seyn/* * v. L. Daß mit eisen dieses grab überdeckt ist/ nicht mit stein. Der/ so drinnen ruhen soll/ war wie eisern in dem leben/ Drum hat eisen nach dem todt eine deck' ihm müssen geben. Auff Daphnen. DAphne die war zwar verliebet/ doch fürsichtig auch dabey:* * v. L. Scheuet/ sprach sie/ nur die mutter; bey mir steht euch alles frey. Die liebe. WUndre dich nicht/ daß die liebe meistens unbeständig ist;* * v. L. Venus die hat eine stelle beyn planeten ihr erkiest. Auf einen tadler. SO du auf das ärgste wilst/ Momus/ einen mensch verachten/* * v. L. Kanstu vor den spiegel gehn/ und dich selber da betrachten. Alchimie. WAs ist die Alchimie/ als eine kunst zu lügen?* * v. L. Was dient sie anders wohl/ als menschen zu betrügen? Was bringt sie dir/ mein freund/ als asche/ seuffzer/ schweiß/ Als hoffnung/ leeren wind/ und schande vor den fleiß? Küssen.
Sinn-Gedichte. Grabſchrifft eines geitzigen. WUndre dich du leſer nicht/ was die urſach muͤſſe/ ſeyn/* * v. L. Daß mit eiſen dieſes grab uͤberdeckt iſt/ nicht mit ſtein. Der/ ſo drinnen ruhen ſoll/ war wie eiſern in dem leben/ Drum hat eiſen nach dem todt eine deck’ ihm muͤſſen geben. Auff Daphnen. DAphne die war zwar verliebet/ doch fuͤrſichtig auch dabey:* * v. L. Scheuet/ ſprach ſie/ nur die mutter; bey mir ſteht euch alles frey. Die liebe. WUndre dich nicht/ daß die liebe meiſtens unbeſtaͤndig iſt;* * v. L. Venus die hat eine ſtelle beyn planeten ihr erkieſt. Auf einen tadler. SO du auf das aͤꝛgſte wilſt/ Momus/ einen menſch verachtẽ/* * v. L. Kanſtu vor den ſpiegel gehn/ und dich ſelber da betrachtẽ. Alchimie. WAs iſt die Alchimie/ als eine kunſt zu luͤgen?* * v. L. Was dient ſie anders wohl/ als menſchen zu betruͤgen? Was bringt ſie dir/ mein freund/ als aſche/ ſeuffzer/ ſchweiß/ Als hoffnung/ leeren wind/ und ſchande vor den fleiß? Kuͤſſen.
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Sinn-Gedichte.
Grabſchrifft eines geitzigen.
* * v. L.
WUndre dich du leſer nicht/ was die urſach muͤſſe/ ſeyn/
Daß mit eiſen dieſes grab uͤberdeckt iſt/ nicht mit ſtein.
Der/ ſo drinnen ruhen ſoll/ war wie eiſern in dem leben/
Drum hat eiſen nach dem todt eine deck’ ihm muͤſſen geben.
Auff Daphnen.
* * v. L.
DAphne die war zwar verliebet/ doch fuͤrſichtig auch dabey:
Scheuet/ ſprach ſie/ nur die mutter; bey mir ſteht euch
alles frey.
Die liebe.
* * v. L.
WUndre dich nicht/ daß die liebe meiſtens unbeſtaͤndig iſt;
Venus die hat eine ſtelle beyn planeten ihr erkieſt.
Auf einen tadler.
* * v. L.
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Alchimie.
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