Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite

Hochzeit-Gedichte.

So müssen beydes zwey und ein
Nicht mehr als keins und nichtes seyn.

7.
Auch hat kein theil ein gantzes hertz;
Denn ist es ja bey einem jeden/
So ist ihr lieben nur ein schertz/
Und ist kein theil damit zu frieden/
Hat liebe keinen falschen schein/
So muß das hertz getheilet seyn.
8.
Jst aber denn das hertz getheilt/
Wird jedes nur ein halbes tragen/
Wie würde denn der bruch geheilt?
Da möcht ein kalter brand zuschlagen.
Ein halbes hertz kan nicht bestehn/
Es müste denn auff steltzen gehn.
9.
So kan man ein verliebtes hertz
Nicht doppelt/ auch nicht einfach nennen/
Nicht halb/ nicht gantz/ und ohne schertz/
Wenn ich die warheit sol bekennen/
So denck ich wohl und sag es frey/
Daß gar kein hertz in beyden sey.
10.
Soll aber das das hertze seyn/
Das stets so zappelt und sich reget?
So bild ich mir wohl gäntzlich ein/
Wenn erst der puls der liebe schläget/
Daß die verliebten insgemein
Sonst nichts als lauter hertze seyn.
11.
Herr bräutigam was düncket euch/
Jhr habt das lehrgeld nun gegeben/
Seyd ihr euch beyd am hertzen gleich/
Die ihr zusammen sollet leben?
Wo
K 2

Hochzeit-Gedichte.

So muͤſſen beydes zwey und ein
Nicht mehr als keins und nichtes ſeyn.

7.
Auch hat kein theil ein gantzes hertz;
Denn iſt es ja bey einem jeden/
So iſt ihr lieben nur ein ſchertz/
Und iſt kein theil damit zu frieden/
Hat liebe keinen falſchen ſchein/
So muß das hertz getheilet ſeyn.
8.
Jſt aber denn das hertz getheilt/
Wird jedes nur ein halbes tragen/
Wie wuͤrde denn der bruch geheilt?
Da moͤcht ein kalter brand zuſchlagen.
Ein halbes hertz kan nicht beſtehn/
Es muͤſte denn auff ſteltzen gehn.
9.
So kan man ein verliebtes hertz
Nicht doppelt/ auch nicht einfach nennen/
Nicht halb/ nicht gantz/ und ohne ſchertz/
Wenn ich die warheit ſol bekennen/
So denck ich wohl und ſag es frey/
Daß gar kein hertz in beyden ſey.
10.
Soll aber das das hertze ſeyn/
Das ſtets ſo zappelt und ſich reget?
So bild ich mir wohl gaͤntzlich ein/
Wenn erſt der puls der liebe ſchlaͤget/
Daß die verliebten insgemein
Sonſt nichts als lauter hertze ſeyn.
11.
Herr braͤutigam was duͤncket euch/
Jhr habt das lehrgeld nun gegeben/
Seyd ihr euch beyd am hertzen gleich/
Die ihr zuſammen ſollet leben?
Wo
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="6">
            <l>
              <pb facs="#f0163" n="147"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Gedichte.</hi> </fw>
            </l><lb/>
            <l>So mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en beydes zwey und ein</l><lb/>
            <l>Nicht mehr als keins und nichtes &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <head>7.</head><lb/>
            <l>Auch hat kein theil ein gantzes hertz;</l><lb/>
            <l>Denn i&#x017F;t es ja bey einem jeden/</l><lb/>
            <l>So i&#x017F;t ihr lieben nur ein &#x017F;chertz/</l><lb/>
            <l>Und i&#x017F;t kein theil damit zu frieden/</l><lb/>
            <l>Hat liebe keinen fal&#x017F;chen &#x017F;chein/</l><lb/>
            <l>So muß das hertz getheilet &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <head>8.</head><lb/>
            <l>J&#x017F;t aber denn das hertz getheilt/</l><lb/>
            <l>Wird jedes nur ein halbes tragen/</l><lb/>
            <l>Wie wu&#x0364;rde denn der bruch geheilt?</l><lb/>
            <l>Da mo&#x0364;cht ein kalter brand zu&#x017F;chlagen.</l><lb/>
            <l>Ein halbes hertz kan nicht be&#x017F;tehn/</l><lb/>
            <l>Es mu&#x0364;&#x017F;te denn auff &#x017F;teltzen gehn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <head>9.</head><lb/>
            <l>So kan man ein verliebtes hertz</l><lb/>
            <l>Nicht doppelt/ auch nicht einfach nennen/</l><lb/>
            <l>Nicht halb/ nicht gantz/ und ohne &#x017F;chertz/</l><lb/>
            <l>Wenn ich die warheit &#x017F;ol bekennen/</l><lb/>
            <l>So denck ich wohl und &#x017F;ag es frey/</l><lb/>
            <l>Daß gar kein hertz in beyden &#x017F;ey.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <head>10.</head><lb/>
            <l>Soll aber das das hertze &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;tets &#x017F;o zappelt und &#x017F;ich reget?</l><lb/>
            <l>So bild ich mir wohl ga&#x0364;ntzlich ein/</l><lb/>
            <l>Wenn er&#x017F;t der puls der liebe &#x017F;chla&#x0364;get/</l><lb/>
            <l>Daß die verliebten insgemein</l><lb/>
            <l>Son&#x017F;t nichts als lauter hertze &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <head>11.</head><lb/>
            <l>Herr bra&#x0364;utigam was du&#x0364;ncket euch/</l><lb/>
            <l>Jhr habt das lehrgeld nun gegeben/</l><lb/>
            <l>Seyd ihr euch beyd am hertzen gleich/</l><lb/>
            <l>Die ihr zu&#x017F;ammen &#x017F;ollet leben?<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Wo</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0163] Hochzeit-Gedichte. So muͤſſen beydes zwey und ein Nicht mehr als keins und nichtes ſeyn. 7. Auch hat kein theil ein gantzes hertz; Denn iſt es ja bey einem jeden/ So iſt ihr lieben nur ein ſchertz/ Und iſt kein theil damit zu frieden/ Hat liebe keinen falſchen ſchein/ So muß das hertz getheilet ſeyn. 8. Jſt aber denn das hertz getheilt/ Wird jedes nur ein halbes tragen/ Wie wuͤrde denn der bruch geheilt? Da moͤcht ein kalter brand zuſchlagen. Ein halbes hertz kan nicht beſtehn/ Es muͤſte denn auff ſteltzen gehn. 9. So kan man ein verliebtes hertz Nicht doppelt/ auch nicht einfach nennen/ Nicht halb/ nicht gantz/ und ohne ſchertz/ Wenn ich die warheit ſol bekennen/ So denck ich wohl und ſag es frey/ Daß gar kein hertz in beyden ſey. 10. Soll aber das das hertze ſeyn/ Das ſtets ſo zappelt und ſich reget? So bild ich mir wohl gaͤntzlich ein/ Wenn erſt der puls der liebe ſchlaͤget/ Daß die verliebten insgemein Sonſt nichts als lauter hertze ſeyn. 11. Herr braͤutigam was duͤncket euch/ Jhr habt das lehrgeld nun gegeben/ Seyd ihr euch beyd am hertzen gleich/ Die ihr zuſammen ſollet leben? Wo K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/163
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/163>, abgerufen am 22.11.2024.