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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Hochzeit-Gedichte.
Daß ihr berühmtes lob so lange könne währen/
So lange Phöbus an den himmels-höhen gläntzt.
Dar hielt die göttin ein. Und meine feder sincket/
Sie wünscht euch gute nacht/ weil Hesperus schon wincket
Und euch zu bette rufft. Geht fangt das schertzen an/
Geht angenehmes paar das feuer zu vermehren/
Die flammen werden euch das löschen selber lehren/
Dadurch man unsre braut einst mutter nennen kan.


Tugend der beste schatz in der ehe/ bey der E.
und K. hochzeit-freude.
DEr menschen wachsamkeit/ das nimmer müde sorgen/
Die arbeit sonder ziel/ die ruhe sonder ruh/
So biß zum abend wächst und steigt vom hellen morgen/
Diß alles sucht gewinn und rennet schätzen zu.
Der bergmann gräbet sich lebendig in die grüffte/
Warum? der todte schatz des silbers locket ihn.
Was scheuet ein soldat die donner-schwangern lüffte/
Wann er an schätzen reich kan von der wahlstatt ziehn?
Ein kauffmann fährt mit lust von westen biß zu osten/
Zu sammlen geld auff geld/ zu häuffen gold auff gold;
Er läst sichs fleiß und schweiß und saure mühe kosten/
Biß ihm das glück gelacht/ das schicksal wohlgewolt.
Wie aber sucht nicht auch die liebe theure güter/
Und pflegt sie sich nicht auch nach schätzen umzusehn?
Nachdem die regung treibt der liebenden gemüther/
Wird bald auff diß/ bald das derselben wahl geschehn.
Die schönheit zeigt sich erst in kostbarem gepräge;
Die müntze solcher art gilt durch die gantze welt.
Das hertze wird erhitzt/ die sinnen werden rege/
So bald dergleichen stück uns in die augen fällt.
Jedoch/ wie manchem bleibt nur kupffer in den händen/
Er wehlet ertz vor gold/ vor silber wasserbley;
Wird er die müntze nur auff jene seite wenden/
So sieht er/ daß sie nicht vom besten schlage sey.
Das
Hochzeit-Gedichte.
Daß ihr beruͤhmtes lob ſo lange koͤnne waͤhren/
So lange Phoͤbus an den himmels-hoͤhen glaͤntzt.
Dar hielt die goͤttin ein. Und meine feder ſincket/
Sie wuͤnſcht euch gute nacht/ weil Heſperus ſchon wincket
Und euch zu bette rufft. Geht fangt das ſchertzen an/
Geht angenehmes paar das feuer zu vermehren/
Die flammen werden euch das loͤſchen ſelber lehren/
Dadurch man unſre braut einſt mutter nennen kan.


Tugend der beſte ſchatz in der ehe/ bey der E.
und K. hochzeit-freude.
DEr menſchen wachſamkeit/ das nimmer muͤde ſorgen/
Die arbeit ſonder ziel/ die ruhe ſonder ruh/
So biß zum abend waͤchſt und ſteigt vom hellen morgen/
Diß alles ſucht gewinn und rennet ſchaͤtzen zu.
Der bergmann graͤbet ſich lebendig in die gruͤffte/
Warum? der todte ſchatz des ſilbers locket ihn.
Was ſcheuet ein ſoldat die donner-ſchwangern luͤffte/
Wann er an ſchaͤtzen reich kan von der wahlſtatt ziehn?
Ein kauffmann faͤhrt mit luſt von weſten biß zu oſten/
Zu ſammlen geld auff geld/ zu haͤuffen gold auff gold;
Er laͤſt ſichs fleiß und ſchweiß und ſaure muͤhe koſten/
Biß ihm das gluͤck gelacht/ das ſchickſal wohlgewolt.
Wie aber ſucht nicht auch die liebe theure guͤter/
Und pflegt ſie ſich nicht auch nach ſchaͤtzen umzuſehn?
Nachdem die regung treibt der liebenden gemuͤther/
Wird bald auff diß/ bald das derſelben wahl geſchehn.
Die ſchoͤnheit zeigt ſich erſt in koſtbarem gepraͤge;
Die muͤntze ſolcher art gilt durch die gantze welt.
Das hertze wird erhitzt/ die ſinnen werden rege/
So bald dergleichen ſtuͤck uns in die augen faͤllt.
Jedoch/ wie manchem bleibt nur kupffer in den haͤnden/
Er wehlet ertz vor gold/ vor ſilber waſſerbley;
Wird er die muͤntze nur auff jene ſeite wenden/
So ſieht er/ daß ſie nicht vom beſten ſchlage ſey.
Das
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[156/0172] Hochzeit-Gedichte. Daß ihr beruͤhmtes lob ſo lange koͤnne waͤhren/ So lange Phoͤbus an den himmels-hoͤhen glaͤntzt. Dar hielt die goͤttin ein. Und meine feder ſincket/ Sie wuͤnſcht euch gute nacht/ weil Heſperus ſchon wincket Und euch zu bette rufft. Geht fangt das ſchertzen an/ Geht angenehmes paar das feuer zu vermehren/ Die flammen werden euch das loͤſchen ſelber lehren/ Dadurch man unſre braut einſt mutter nennen kan. Tugend der beſte ſchatz in der ehe/ bey der E. und K. hochzeit-freude. DEr menſchen wachſamkeit/ das nimmer muͤde ſorgen/ Die arbeit ſonder ziel/ die ruhe ſonder ruh/ So biß zum abend waͤchſt und ſteigt vom hellen morgen/ Diß alles ſucht gewinn und rennet ſchaͤtzen zu. Der bergmann graͤbet ſich lebendig in die gruͤffte/ Warum? der todte ſchatz des ſilbers locket ihn. Was ſcheuet ein ſoldat die donner-ſchwangern luͤffte/ Wann er an ſchaͤtzen reich kan von der wahlſtatt ziehn? Ein kauffmann faͤhrt mit luſt von weſten biß zu oſten/ Zu ſammlen geld auff geld/ zu haͤuffen gold auff gold; Er laͤſt ſichs fleiß und ſchweiß und ſaure muͤhe koſten/ Biß ihm das gluͤck gelacht/ das ſchickſal wohlgewolt. Wie aber ſucht nicht auch die liebe theure guͤter/ Und pflegt ſie ſich nicht auch nach ſchaͤtzen umzuſehn? Nachdem die regung treibt der liebenden gemuͤther/ Wird bald auff diß/ bald das derſelben wahl geſchehn. Die ſchoͤnheit zeigt ſich erſt in koſtbarem gepraͤge; Die muͤntze ſolcher art gilt durch die gantze welt. Das hertze wird erhitzt/ die ſinnen werden rege/ So bald dergleichen ſtuͤck uns in die augen faͤllt. Jedoch/ wie manchem bleibt nur kupffer in den haͤnden/ Er wehlet ertz vor gold/ vor ſilber waſſerbley; Wird er die muͤntze nur auff jene ſeite wenden/ So ſieht er/ daß ſie nicht vom beſten ſchlage ſey. Das

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/172>, abgerufen am 22.11.2024.